killer country: thriller (German Edition)
Nacken zusammenhielt. Zuerst behauptete Mace, er sei gegen eine Tür gelaufen, hätte sich beim Rasieren geschnitten und sei auf einem Stück Seife in der Dusche ausgerutscht.
Christa sagte: »Ja, klar.« Durchwühlte ihre Tasche, ohne ihm groß Beachtung zu schenken.
»Du glaubst mir nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. Ihre Haare schwangen hin und her.
»Die Wahrheit?«
»Papa«, sagte sie. »Deine Wahrheit ist nur eine andere Geschichte. Das weiß ich.«
»Ich wurde überfallen.«
Christa hörte mit dem Wühlen auf. Drehte sich zu ihrem Vater. »In Berlin?«
Mace liebte diesen Ausdruck. Das Stirnrunzeln, die deutliche Sorge in ihren Augen. Er entschied sich, nichts hinter dem Berg zu halten. »Vor unserem Tor. Gestern Nacht, von zwei Männern.«
Sie riss entsetzt den Mund auf. »Mit einem Messer?«
»Und einer Pistole. Aber es ist schon okay, C. Alles in Ordnung. Nur ein Zufall, auf den ich hätte vorbereitet sein sollen. Wenn das Tor nicht ganz aufgeht, weiß man eigentlich, dass es ein Problem gibt. Das hätte mir klar sein sollen. Ich hab nicht aufgepasst. Also, das kann uns allen eine Lehre sein.« Er fasste nach ihrem Arm und drückte ihn. »Keine Angst.«
Mace hielt vor der Schule. Christa machte keinerlei Anstalten, auszusteigen. »Ich will schießen lernen«, erklärte sie.
»So weit sind wir jetzt schon«, sagte Mace zehn Minuten später zu Pylon, als er diesem gegenüber an dem langen Tisch in jenem Zimmer saß, das sie halb scherzhaft ihren Konferenzsaal nannten. Er hatte ihm alles erzählt, den Überfall geschildert. »Sie will eine Waffe. Meine Tochter will schießen lernen. Schießen bedeutet töten.«
»Daran hat sie nicht gedacht.«
»Vielleicht nicht. Vielleicht schon.«
»Ein Kind spricht das nach, was man ihm vorsagt. Sie hat nicht darüber nachgedacht. Sie hatte noch gar keine Möglichkeit, das zu reflektieren. Pumla sagt ständig solche Sachen. Vor einiger Zeit hat sie meine Pistole gesehen und meinte sofort: ›Cool, kann ich damit schießen?‹ Treasure dreht bei so was durch. Wie ich auf die Idee käme, Waffen ins Haus zu bringen? Die Waffen Pumla sehen zu lassen. Bla, bla, bla. Das ist mein Job, erkläre ich ihr. Ich muss eine Waffe tragen. So weit natürlich nichts Neues, doch plötzlich zieht Treasure die Anti-Waffen-Karte: weniger Waffen, weniger Verbrechen. Auf diese Auseinandersetzung lass ich mich gar nicht erst ein. Pumla hört die ganze Zeit über zu. Zwei Stunden später kommt sie zu mir und will, dass ich ihr die Pistole zeige. Das tu ich auch, aber vorher muss sie mir versprechen, es nicht ihrer Mutter zu verraten. Später ist das Thema Waffen gegessen. Das Ganze war vor einem Jahr. Ich will damit nur sagen, dass Kinder nicht nachdenken. Eine bestimmte Sache ist in einem Moment wichtig und im nächsten vergessen.«
»Ich weiß nicht«, meinte Mace. »Mir kommt es eher so vor, als ob sie es nur irgendwohin wegpacken, um es später wieder rauszuholen.«
Pylon schob eine aktuelle Zeitung über den Tisch, aufgeschlagen war Seite drei. Ein Artikel über Rudi Klett, der darin Wolfgang Schneider genannt wurde. Kein langer Artikel, aber er ließ den potenziellen Attentäter wissen, dass sein Job noch nicht erledigt war.
»Das sollte irgendjemandem gewisse Probleme bereiten«, sagte Pylon.
»Vielleicht sitzen sie es aus.«
»Kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube übrigens«, fuhr Pylon fort, »dass Obed Chocho hinter dem Ganzen steckt. Ich hab die Puzzleteile zusammengesetzt.«
Mace schaute aus dem Fenster auf den kleinen Hof hinter dem Haus, wo Tami, die sich vor dem Wind in Sicherheit gebracht hatte, eine Zigarette rauchte. »Ich dachte, Tami raucht nicht mehr.«
»Tut sie auch nicht«, erwiderte Pylon und lehnte sich zurück, um ebenfalls einen Blick hinauszuwerfen. Als er sie beim Rauchen sah, öffnete er das Fenster. »Das wird dich umbringen.«
»Ich hör auf«, antwortete Tami.
»Indem du rauchst?«
»Mein letzter Tag. Okay?«
Pylon schloss das Fenster. »Ich setze besser Treasure auf sie an.« Er wandte sich wieder Mace zu. »Also.« Dann begann er die Popo-Lindiwe-Geschichte zu erzählen: wie Popo Obed Chocho von Rudi Klett erzählt haben müsse, was diesen dazu gebracht habe, dem Deutschen einen Auftragskiller auf den Hals zu hetzen, um zum einen das Bauprojekt für sich zu sichern und zum anderen ein paar Leuten aus der Regierung einen Gefallen zu tun. Wie er sich dann überlegt habe, wozu aufhören, jetzt könne er gleich noch Popo verschwinden
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