killer country: thriller (German Edition)
spät ist«, erklärte er, als der junge Mann abhob. »Aber könnten Sie mich noch um … Sagen wir um neunzehn Uhr einschieben? Für eine schnelle Session?«
Der junge Mann sagte, klar, aber der Richter hörte das Zögern in seiner Stimme. Er musste offenbar ein wenig erwärmt werden.
»Das ist sehr nett von Ihnen. Ach, und wie wäre es danach mit einem gemeinsamen Abendessen? Auf meine Rechnung natürlich.«
Das änderte den Ton des jungen Mannes.
Wenigstens wurde er so abgelenkt, dachte Telman Visser. Vielleicht würde es sogar ein vergnüglicher Abend werden. Mit einem schmallippigen Lächeln löschte er Sheemina Februarys Mail und klappte den Laptop zu. Was er jetzt brauchte, war ein frisches Gesicht.
Mittwoch
37
Pylon beendete das Telefonat mit seinem Mann für Fingerabdrücke und sagte zu Mace: »Nichts Passendes.« Er ließ den iPod am Kopfhörerkabel hin und her baumeln. »Außer meinen Abdrücken gibt es nur einen anderen.«
»Wir könnten in diesem Golfanwesen von Tür zu Tür gehen und nachfragen.«
»Könnten wir.«
»Aber was bringt das schon?«
»Eigentlich nichts. Nur dass jemand vielleicht seinen iPod zurückbekommt.«
»Genau. Und falls ihn jemand verloren hat, dürfte er sich längst einen neuen zugelegt haben. Über die Versicherung.«
»Warum sich also die Mühe machen?«
»Andererseits haben die Bullen vielleicht im Haus Fingerabdrücke gefunden.«
»Nur dass die den Fall inzwischen zu den Akten gelegt haben.«
»Und selbst bei einer Übereinstimmung wüsste man dann bloß, dass der Killer schwerverdauliche Musik mag.« Mace stand von der Couch auf und streckte sich. »Ich wäre heute im Meer schwimmen gegangen, wenn es nicht so winden würde. Jetzt brauch ich einen Kaffee.«
»Tami kann uns einen machen.«
Mace drehte sich unter der Tür um. »Sie ist nicht dazu angestellt, uns Kaffee zu kochen.«
»Ich hab ihr gestern auch einen gemacht.«
»Wow, großartig.«
Die beiden Männer starrten sich an. Pylon gab auf. »Verdammter liberaler Mlungu -Mist. So eine Haltung zerstört unsere ganze Kultur.« Er kam um seinen Schreibtisch herum, während er mit dem iPod spielte. Dachte an Popo Dlamini. »Ich kann mir vorstellen, wie es sein muss, Polizist zu sein. Ständig in Sackgassen festzustecken.«
»Übergib es doch diesem Privatdetektiv mit den langen Haaren. Soll er den Fall lösen.«
»Mullet Mendes?«
»Warum nicht?«
»Mullet raucht zu viel.«
Sie gingen nach unten in die Küche. Mace holte Kaffeepulver aus einem Schrank, schraubte die Bialetti auf und klopfte den alten Kaffeesatz in einen Mülleimer. Er füllte den Fuß mit Wasser, drückte dann die französische Röstung in den Filtereinsatz und schraubte die zwei Teile wieder zusammen.
Pylon hob die Nase wie ein schnüffelnder Hund in die Luft. »Was ist das? Jesus, Maria und Josef – Zigarettenrauch!« Er brüllte den Flur hinunter. »Tami!«
Mace machte den Gasherd an und stellte die Bialetti auf einen der Ringe. »Lass sie.«
»Was?«, entgegnete Pylon. »Wir haben ihr gesagt, dass hier nicht geraucht wird.«
»Sie versucht doch aufzuhören.«
»Nicht hart genug.« Wieder brüllte er ihren Namen. Tami antwortete ihm aus dem Hof, woraufhin Pylon zur Hintertür stürzte. »Du wolltest aufhören.«
Tami trat hastig die Zigarette aus und beugte sich hinunter, um die Kippe aufzuheben. »Ich versuch es, okay?« Sie ging zur Tür. Pylon trat einen Schritt zurück.
»Dann streng dich mehr an.«
»Ich hab schon einen Vater, noch einen brauch ich nicht«, gab sie über ihre Schulter hinweg zurück.
»Hast du das gehört?«, fragte Pylon. »Sie vergisst anscheinend, dass ich Pumla habe. Ich brauch auch keine weitere Tochter.«
»Bring ihr doch einen Kaffee«, schlug Mace vor, holte sein neues Handy aus der Tasche und hob ab. Das aufreizende Klingeln stoppte.
»Noch mehr so liberaler Scheiß.«
»Guten Tag, Richter Visser«, sagte Mace. »Sie wollen sicher wissen, ob ich schon eine Entscheidung gefällt habe. Aber das habe ich noch nicht.«
Er hörte dem Richter zu, der klagte, wie dringend das Ganze sei. Dass er, Mace, ihm so eindringlich empfohlen worden sei und es jetzt zu spät wäre, eine Alternative zu suchen. Dass er sich im Stich gelassen fühle.
»Ich habe von Anfang an erklärt, dass ich andere Prioritäten habe, Richter Visser«, erwiderte Mace.
Der Richter seufzte und entschuldigte sich für seinen Ausbruch. Er sei halt in großer Sorge.
Mace sagte: »Hören Sie. Ich werde heute Vormittag eine
Weitere Kostenlose Bücher