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Killer im Kopf

Killer im Kopf

Titel: Killer im Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Plänen abzubringen, auch wenn sie noch so stark war. Nein, nein und nein…
    Das Gesicht verschwand. Das blonde Haar, die weiche Haut, die klaren Augen. All das löste sich auf wie der Nebel in der Sonne, und die Umgebung nahm wieder die normalen Konturen an.
    Der Mann atmete tief durch.
    Gebückt hatte er auf seinem Sitz gehockt. Jetzt drehte er sich langsam nach links, um über die Theke hinweg auf die Barmaid schauen zu können, die ihren Kopf schnell drehte, als sie sah, daß der Fremde sie anstarrte. Sein Mund verzog sich. Die Winkel zeigten nach unten, und er schüttelte den Kopf, als wollte er irgend etwas loswerden. Dann starrte er auf sein leeres Glas.
    In der Flasche befand sich noch ein Schluck. Mit zitternder Hand schüttete er das Wasser ein und führte das Glas so heftig zum Mund, als wollte er es fressen.
    Er kippte das Zeug in die Kehle.
    Es zischte nicht, obwohl er das Gefühl bekam, einen Brand in der Kehle zu löschen.
    Wieder stellte er das Glas hart zurück. Dabei stierte er auf den Handlauf und dachte an sein Vorhaben. Es hatte ein Blutbad werden sollen. So hatte er sich den Eintritt hier in diese Stadt verschaffen wollen. Aber dann war sie erschienen. Ausgerechnet sie, ausgerechnet Sheila Conolly, die er nicht hatte vergessen können. So lange hatte er gewartet, um sie zu bestrafen.
    Das würde er auch noch tun. Nichts konnte ihn davon abhalten. Auch wenn er im Moment noch zu schwach war. Die Nacht war noch lang.
    Dunkle Stunden füllten sie aus, und die Finsternis war seine Zeit. Da lebte er auf, da würde er schon zeigen, wie gut er war.
    Sein Kopf ruckte.
    Der rechte Arm ebenfalls. Er schnippte mit den Fingern. Das Geräusch war laut genug, um von der Barfrau verstanden zu werden.
    »Ich will bezahlen.«
    Die Frau nickte, bevor sie sich dem Gast zögernd näherte, als müßte sie noch zwischen sich und ihm eine Mauer überwinden. Mit einer bedeutungsvollen Geste legte er einen Schein auf die Platte und verzichtete auf die Herausgabe von Wechselgeld.
    »Du willst schon weg?« Sie war mutiger geworden.
    »Ja.«
    »Hat es dir nicht gefallen?«
    Der Mann gab keine Antwort. Er drehte sich und rutschte von seinem Hocker. Als er stand, atmete er tief durch und warf einen letzten Blick in die Bar.
    Er sah sie tanzen. Er hörte sie lachen. Sie tranken Champagner und Whisky. Sie verschwanden hinter den Vorhängen und amüsierten sich dort. Sie waren Schweine. Sie paßten nicht in seine Welt.
    Er nickte, aber es war eine Geste, die mehr ihm selbst als den anderen galt. »Aufgehoben ist nicht aufgeschoben«, flüsterte er. »Ich komme wieder, verlaßt euch darauf. Und dann wird dieses Höllenfeuer durch euer Blut gelöscht…«
    Es waren seine letzten Worte, die er sprach. Schweigend verließ er das Lokal. Und der graue Mantel wehte hinter ihm her wie eine düstere Totenfahne…
    ***
    »So«, sagte ich, »und jetzt du wirst erst einmal trinken, Sheila. Danach reden wir weiter.«
    Sie lächelte scheu und griff nach dem Glas, das ich ihr reichte. Es war mit einem doppelten Whisky und einem Schuß Sodawasser gefüllt. Das Getränk war in ihrer Lage sicherlich die beste Medizin. Sheila hielt es mit beiden Händen fest. Sie trank in kleinen Schlucken, während Glenda und ich ihr gegenübersaßen und letztendlich froh waren, unseren Abend abgebrochen zu haben, denn Sheilas Anruf war für mich wie ein Schrei nach Hilfe gewesen.
    Es hatte auch mit Glenda Perkins überhaupt keine Diskussion gegeben.
    Wir hatten alles liegen- und stehenlassen, um zu Sheila zu fahren, und wir hatten bei unserer Ankunft eine Frau erlebt, die mit ihren Nerven am Ende war.
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie je so aufgelöst und fertig gesehen zu haben. Sie war einfach nicht mehr in der Lage, normal zu reagieren. Sie stand einfach nur da, hatte uns hineingelassen und hatte angefangen zu weinen. Dazwischen hatte sie immer wieder Worte gestammelt, die von uns kaum verstanden worden waren. Sie hatte von einem Killer im Kopf gesprochen, von ihrer schrecklichen Angst, die für sie wie ein Gefängnis war, und auch von ihrer Psyche, die sich so stark verändert hatte, so daß sie dagegen nicht ankam.
    Vieles auf einmal, zu viel, und wir hatten es geschafft, ihr den Whisky zu geben.
    Im Wohnraum der Conollys saßen wir. Draußen war es dunkel geworden. Ich hatte die Gartenbeleuchtung eingeschaltet, und das Gelände schimmerte im weißgelben Licht der wenigen Lampen. Es war keine klare Nacht. Der Himmel zeigte ein dichtes Band aus

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