Killer im Kopf
an.
Die Leute sollten zittern.
Er kaute, ohne etwas zu essen. Da er im Halbdunkel saß, wurde er kaum beachtet. Das Drehlicht einer Kugel unter der Decke war heller und greller geworden. Die Kugel sandte Blitze ab und veränderte die Flammen an den Wänden. Die gemalten Feuerzungen sahen dabei aus, als wäre ihnen Leben eingehaucht worden.
Der Mann grinste schief. Hier war alles noch primitiv. In den anderen Bars wurde mit Laserlicht gearbeitet, aber hier hatte man nichts investiert. Als hätte der Besitzer gewußt, was auf ihn zukam.
Der Gast griff wieder nach dem Glas. Er nahm einen letzten, langen Schluck. Bis auf ein paar Tropfen war es leer. Dann stellte er es wieder zurück. Härter als zuvor. Sogar die Barmaid hörte das Geräusch. Sie drehte den Kopf, um rasch wieder wegzuschauen, denn auffallen wollte sie auf keinen Fall.
Der Machetenmann hatte sich entschlossen. Seine linke Hand lag auf dem Rand der Theke. Mit der rechten knöpfte er langsam seinen Mantel auf. Die beiden Hälften fielen links und rechts an seiner Gestalt nach unten und hingen durch fast bis zum Boden.
Dann legte er die rechte Hand auf den Griff der Machete. Er spürte unter seinen Fingern das warme Holz und lächelte. Beinahe so warm wie die Haut eines Menschen, in die bald der kalte Stahl hineinschlagen würde.
Er freute sich darauf. Er würde auf die Tanzfläche laufen und dort beginnen, denn zwei weitere Paare hielten sich dort auf. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er mit einem Hieb sogar zwei Menschen treffen und sie zum Teufel schicken.
Danach würde er sich die Mädchen an der Theke vornehmen. Es war genau der Zeitpunkt, der einen Menschen starr werden ließ, weil er wegen der ersten Morde unter Schock stand.
Sehr gut.
Alles war gut.
Sein Gesicht veränderte sich. Es nahm an Härte zu. Die Augen schimmerten noch kälter.
Er drehte sich nach rechts, um nach dem Verlassen des Hockers sofort auf die Tanzfläche stürmen zu können.
Da passierte es.
Urplötzlich sah er das Gesicht.
Das Gesicht einer Frau.
Und es erwischte ihn wie ein Schlag!
***
Sheily Conolly war auf die Couch gefallen. Sie lag auf dem Rücken, die Arme angewinkelt, die Hände zu Fäusten geballt, und sie starrte gegen eine Decke, die eigentlich so keine mehr war, denn sie sah auch andere Dinge, die sie nicht fassen konnte. Sie sah das Gesicht!
Es stand oder schwamm über ihr. Wie in dieses Zimmer durch ein Hologramm hineinprojiziert, und die Frau war in der Lage, es deutlich erkennen zu können.
Das Gesicht war rund. Es war schwammig. Es wirkte aufgedunsen, und es war einfach widerlich. Glatt, keine Haare auf dem Kopf. Ein breiter Mund, eine dickliche Nase darüber. Kein Barthaar. Eine Haut wie Ölteig.
Große Ohren, einfach fürchterlich. Augen, die grauenhaft waren. In denen etwas stand, das sie nicht begriff. Eine unheimliche Kälte und zugleich eine Leere.
Ein Angstmacher!
Sheila schloß die Augen, aber das Gesicht blieb. Sie sah es trotzdem, es war präsent. Sie fühlte sich gestört, unterdrückt. Das Gesicht war so schrecklich, daß die Angst in ihr einen erneuten Schub bekam und Sheila wimmern ließ.
Es starrte auf sie nieder.
Böse, furchtbar, grausam. Der Mund hatte sich zu einem verzerrten Lächeln verzogen. Der gesamte Kopf war nicht leer. Sheila wußte, daß etwas in ihm steckte.
Ein Killer.
Der Killer im Kopf!
Ein grausamer Mensch, der seine Gedanken auf sie übertrug und sie leiden ließ. Er war derjenige, den sie kannte, aber nicht gesehen hatte.
Er hatte für ihren Zustand gesorgt, für all die Angst und die schrecklichen Depressionen.
Es glotzte auf sie nieder. Ein böser Mond und ein grauenvolles Gesicht.
Kalt und tödlich.
Es atmete. Die heiße oder warme Luft strich gegen Sheilas Gesicht. Es dauerte eine Weile, bis Sheila begriff, daß nicht er geatmet hatte, sondern sie. Es war ihr Keuchen, und sie merkte auch, wie sich ihre Brust hob und senkte.
Angst. Schmerzen im Kopf. Stiche, die durch den gesamten Schädel fuhren und keine Stelle ausließen. Bei ihr kam einfach alles zusammen.
Sie wurde gequält, und sie kannte nicht den Grund. Es war etwas da, es hatte sie gefunden und eine Verbindung hergestellt. Etwas ungemein Böses und Grauenvolles.
Das Gesicht war erschienen, und es verschwand wieder. Sheila wußte nicht, wie lange sie es angeschaut hatte. Jedenfalls zog es sich so schnell zurück, wie es gekommen war.
Ihr Blick klärte sich.
Sie sah die Decke, die vom weichen Licht der Beleuchtung getroffen
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