Killer im Kopf
Dreh gefunden, um diese angebliche Niederlage in einen Sieg umzuwandeln.
So dachte er auch jetzt. Vielleicht war es gar nicht so unübel, daß er auf das Blutbad in der Bar hatte verzichten müssen. Es wäre zu einer Panik gekommen, die Bullen wären aufmerksam geworden, möglicherweise sogar zu früh, und durch einen Kontakt zwischen ihm und Sheila Conolly hätten sie möglicherweise durch sie erfahren, daß etwas nicht stimmte und wer dieser Mann war.
Ihr Kontakt war sehr intensiv gewesen. Wenn sie nicht alles vergessen hatte, dann müßte sie eigentlich jetzt Bescheid wissen. Ja, sie mußte sich an ihn erinnern, denn wer ihn einmal erlebt hatte, der vergaß so leicht nichts.
Genau das war es. Genau das und nichts anderes. Es gab diesen Kontakt zwischen ihnen. Das stark gewordene Band, und er ballte beide Fäuste.
Er mußte sie haben. Er wollte ihr die Machete gegen den Hals drücken und sie töten. Langsam und genüßlich. Und er würde dabei zusehen, wie sie langsam starb.
Der Mann lachte leise vor sich hin und hatte Glück, daß sein Lachen nicht von dem Paar gehört wurde, das ihn passierte. Zum Glück waren die Leute zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als noch auf ihre Umgebung zu achten.
Eigentlich war alles sehr gut gelaufen, und er konnte es jetzt wieder riskieren. Er würde ihr noch einen Angstschub schicken. Seine Fähigkeit war einmalig. Zum Glück hatte ihm der alte Indianer damals noch alles beigebracht, bevor er von ihm getötet worden war. Denn Zeugen hatte er nie gebrauchen können.
Er legte seine Hände gegen die Stirn. Konzentration, stark und zielgerichtet.
Sekunden vergingen. Er mußte warten, denn der Kontakt stellte sich nicht sofort ein.
Sekunde reihte sich an Sekunde. Verlängerte sich zu einer Kette, und es wurde eine Minute daraus.
Kein Kontakt.
Der Machetenmann war irritiert. Warum nicht?
Ein erneuter Versuch. Noch intensiver, noch konzentrierter. Er spürte plötzlich etwas in seinem Kopf, das einfach nicht hineingehörte. Es hatte weder etwas mit Sheila Conolly noch mit ihm selbst zu tun. Es war so schrecklich fremd und anders.
Eine Mauer, eine Hemmschwelle, eine Barriere. Aber nicht aufgebaut von seinem Opfer, nein, dazu war es gar nicht mehr in der Lage.
Etwas anderes hemmte ihn.
Der Mann war verunsichert. Warum kam er nicht mehr in ihre Psyche hinein? Warum konnte er sie nicht mehr manipulieren und auf die dunkle Seite der Seele ziehen? Was war da falsch gelaufen?
Er stöhnte vor Wut auf und knirschte mit den Zähnen. Dann richtete er sich auf und beugte sich zurück, wobei er mit seinem Hinterkopf bewußt gegen die Hauswand schlug, um sich selbst klarzumachen, daß es ihn noch gab.
Es war verrückt und nicht zu begreifen, er kam nicht durch zu ihr. Das war ihm noch nie zuvor passiert. Sollte sie es geschafft haben, ihn abzuwehren und ihn damit auf ihre Art und Weise zu besiegen?
Nein, das war unmöglich. So etwas konnte nicht passieren, weil er viel besser war.
Wie dem auch sei, jedenfalls hatte sie etwas unternommen, um sich zu schützen. Das gefiel ihm nicht, und es kam ihm wieder das Wort Niederlage in den Sinn.
»Nein!« keuchte er. »Nein, nicht mit mir. Nicht mit mir. Ich hasse Niederlagen, und ich kenne sie nicht!« Er drehte sich um und drosch mit beiden Fäusten gegen die Wand, bis seine Hände schmerzten. Er wollte nur gewinnen, keine Niederlagen, niemals. So etwas ließ er nicht durchgehen.
Schweiß hatte ihn genäßt. Zwischen seinen Zähnen hervor drang ein bösartiges Knurren. Seine rechte Hand bewegte sich nervös auf den Griff der Machete zu, umklammerte ihn, und er war jetzt soweit, die Waffe zu ziehen und irgend jemanden, der des Weges kam, zu töten.
Es war niemand allein.
Die anderen bewegten sich in Gruppen vor ihm. Er hörte ihr Grölen und Lachen, aber es kam ihm vor, als befänden sie sich in einer anderen Welt. Nein, das war nicht die seine, es war die Welt der Schlechten, der Miesen, der Dreckigen, und zu ihnen gehörte Sheila. Damals hatte sie es ihm bewiesen. Lange lag es zurück, sehr lange. Doch er hatte nichts vergessen. Er war in die Welt gegangen, hatte seinen Job gemacht, viel Geld für die Blutarbeit erhalten, aber er hatte auch viel gelernt, am meisten von diesem alten Indianer, dem er zuerst das Leben gerettet und ihn anschließend getötet hatte.
Und immer wieder hatte er dabei Sheila Conollys Bild vor seinen Augen gesehen und es später auch als vergilbte Fotografie bei sich getragen.
Sie sah nicht mehr so aus wie
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