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Killer im Kopf

Killer im Kopf

Titel: Killer im Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dachte er an die zahlreichen Überfälle, die es auf Taxifahrer gegeben hatte. Manche hatten schon ihr Leben lassen müssen. Aus Erfahrungen waren viele klug geworden und hatten Vorsorge getroffen.
    Auch der dunkelhäutige Mann aus Indien. Rechts neben ihm in der Türverkleidung befand sich ein Schlagstock, der Stromstöße verteilte und einen Gegner kampfunfähig machte. Bisher hatte ihn der Fahrer noch nicht einsetzen müssen. Er hoffte, daß es auch in dieser Nacht gutging. Erste Anzeichen zumindest deuteten darauf hin, denn der Fahrgast traf keinerlei Anstalten, aggressiv zu werden.
    Er redete auch nicht viel, bewegte hin und wieder den Kopf und schaute nach draußen.
    Erst als sie die Themse überquert hatten, nahm der Mann eine gespannte Haltung ein. Er schaute jetzt des öfteren aus dem Fenster, und die Befürchtungen des Fahrers stiegen, daß der andere nach einer für einen Überfall geeigneten Stelle suchte.
    »Anhalten!« sagte der Fremde plötzlich, und der Driver fuhr an den linken Rand der stillen Straße. Er ließ den Motor laufen. Dabei näherte sich seine rechte Hand dem Elektrostock, aber er brauchte ihn nicht hervorzuholen, denn der Fahrgast wollte nur den Preis wissen.
    Er bekam ihn genannt, zahlte ohne Protest und gab sogar noch ein kleines Trinkgeld.
    »Danke, Sir.«
    »Ja, schon gut.«
    Der Driver schaute dem Fahrgast nach. Obwohl alles seine Richtigkeit gehabt hatte, war er doch froh, ihn los zu sein, denn dieser Mann sah für ihn aus wie ein düsterer Todesengel, der gekommen war, um blutig abzurechnen.
    Der Machetenmann wechselte erst dann die Straßenseite, als der Wagen verschwunden war. Allein stand er in der Dunkelheit. Die Häuser versteckten sich hinter hohen Mauern oder dicht bewachsenen Vorgärten. Wäre nicht hin und wieder ein Lichtschein durch das Grün der Bäume gefallen, so hätte man denken können, in einer völlig toten Gegend zu sein. Leer und ausgestorben.
    Der Machetenmann hatte seinen Mantel in der Mitte geschlossen. Er ging zügig und lautlos. Dieses lautlose Schreiten beherrschte er perfekt.
    Auch im Dunkeln kannte er sich aus. So wußte er genau, daß er bis zur nächsten Straßenecke gehen mußte, um dann in die Straße einzubiegen, in der er Sheila fand.
    An der Ecke blieb er stehen. Er wollte einen erneuten Versuch der Kontaktaufnahme starten. Zuerst ein Blick in die Runde.
    Kein Mensch befand sich auf dem Gehsteig, und er sah auch nicht die blassen Augen eines Scheinwerferpaars. Für ihn lief alles bestens. Es fehlte nur der Kontakt zu Sheila.
    Wieder die starke Konzentration, obwohl er sich in ihrer Nähe befand.
    Es klappte nicht.
    Die Mauer oder dieses unbekannte Hindernis war noch immer vorhanden und sorgte dafür, daß seine Gedankenströme ins Leere glitten. Es gab nichts, was ihm die Brücke zu Sheila gebaut hätte.
    Er knirschte mit den Zähnen. Das half ebenso wenig wie ein Fluch. Dafür unternahm er einen erneuten Versuch – und schaffte es für einen Augenblick.
    Er sah das Gesicht. Das Erschrecken darin. Er hatte den Kontakt aufnehmen können. Er spürte die plötzliche Angst, die durch Seele und Körper der Frau raste.
    Dann war wieder alles normal.
    Kein Kontakt mehr.
    Warum nicht?
    Der Mann schüttelte den Kopf. Er wollte nicht darüber nachdenken. Er war nicht weit vom Haus der Conollys entfernt, und er würde ihr bald gegenüberstehen. Zuvor aber wollte er sich in der unmittelbaren Umgebung des Hauses umschauen. Das hieß für ihn, er würde durch den Garten streifen und sich vor den Fenstern aufhalten, um zu sehen, was sie tat. Aus der Nähe anschauen, ihre Angst genießen, das war sein Ziel.
    Der Machetenmann bog um die Ecke. Leise bückte er sich wegen der tief wachsenden Zweige und Äste der Bäume, die die Grundstücksgrenzen überwucherten.
    Diese natürlichen Deckungen gefielen ihm. Er war kaum zu sehen, auch wohl nicht von dem Fahrer des Wagens, der ihm entgegenkam und einen hellen Lichtteppich vor sich herschob.
    Dann hatte er sein Ziel erreicht.
    Noch nicht ganz, denn er hielt sich auf der anderen Straßenseite auf.
    Das Haus der Conollys lag schräg gegenüber.
    Der Killer atmete tief ein und merkte, wie wohl er sich fühlte. Die langen Jahre der Erinnerung und die der Jagd waren vorbei. Er hatte sein Ziel erreicht, es lag zum Greifen nahe vor ihm, und er versuchte sich vorzustellen, wie seine Sheila durch ihr Haus irrte, getrieben von einer irrsinnigen Angst, nicht wissend, was auf sie zukommen würde. Oder ob sie es letztendlich doch

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