Killer im Kopf
Kontakt auf telepathischem Weg mit ihr aufgenommen und ihn ständig intensiviert, bis er sie fast in den Wahnsinn getrieben hatte.
»Bist du noch da, Sheila?« höhnte er.
»Ja…«
»Geschockt, nicht?«
»Irgendwie schon.«
Die Antwort gefiel ihm nicht, denn er fragte: »Nur irgendwie? Das enttäuscht mich aber.«
»Es ist mir egal, ob es dich enttäuscht, aber ich weiß über gewisse Dinge ebenfalls Bescheid.«
»Du denkst an die Übersinnlichen?«
»Genauso ist es. Auch mein Weg ist nicht immer geradeaus verlaufen. Ich habe meine Probleme gehabt, als ich plötzlich merkte, daß da etwas in mein Leben hineingeglitten war, mit dem ich nicht zurechtkam. Aber ich habe es überstanden, ich bin trotz allem nicht durchgedreht, verstehst du das?«
»Richtig.«
Sheila wunderte sich. »Du nimmst es so einfach hin?«
»Ja, was soll ich tun? Ich habe mein Ziel erreicht. Ich habe dich zumindest durcheinandergebracht.«
»Aber du hast mich nicht in den Wahnsinn getrieben, Ray. Mag dein Lehrmeister auch noch so ›gut‹ gewesen sein, mag er auch viel metaphysisches Wissen angesammelt haben, ich habe mich dagegen gestemmt, und ich werde dir auch jetzt keine Chance geben, an mich heranzukommen. Ich werde mich wehren, Ray, wirklich wehren.«
»Meinst du?«
»Das habe ich mir vorgenommen. Durch den Schuß habe ich es dir bewiesen. Es ist schade, daß ich dich nicht traf. Sehr schade sogar. Aber ich werde es noch einmal versuchen.«
Er schwieg. Sheila glaubte beileibe nicht, daß sie ihm Furcht eingejagt hatte und bekam dies auch sehr bald bestätigt. »Du kannst ja sagen, was du willst, Sheila, aber ich hatte Zeit genug, um mir gewisse Dinge auszudenken. Ich weiß jetzt auch, daß du dich nicht geändert hast. Du stehst mir nicht anders gegenüber, Sheila, überhaupt nicht. Schade für dich, aber das bestärkt mich in meinem Vorhaben. Ich bin nicht erschienen, um dir Angst einzujagen, Sheila, ich bin gekommen, um dich zu töten! Einfach zu töten! Ich werde dich vernichten. Ich werde dich unter meiner Machete sterben lassen, aber zuvor werde ich das nachholen, was ich damals versäumt habe. Du weißt es schon.« Er lachte und freute sich, und dann fügte er noch etwas hinzu, was Sheila ebenfalls erschreckte. »Vorhin habe ich mich sogar geirrt. Da hat jemand in einem Rover das Haus hier verlassen. Ich dachte ja, daß du es gewesen bist, aber es war wohl eine angebliche Freundin.«
Er ließ die Worte ausklingen, weil er sich wohl vorstellen konnte, wie es jetzt in Sheila aussah.
Tatsächlich hatte sie ein heißer Schreck durchfahren. Eine erbärmliche Angst um Glenda Perkins, denn sie hatte den Rover genommen, um zum Yard zu fahren.
»Warum sagst du nichts, Sheila?«
»Du bist ein Schwein!«
Er freute sich darüber, was sein Lachen sehr deutlich bewies.
Ja, er freute sich. Er hatte es geschafft, ihr wieder Angst zu machen. Er hatte sie gedemütigt. »Na, du sagst ja nichts. Hat es dir etwa die Sprache verschlagen? Hast du mir so etwas nicht zugetraut?«
Sheila mußte mehrmals Luft holen, um überhaupt eine Frage stellen zu können. »Was hast du mit ihr getan?«
»Ohhh – eigentlich nichts. Ihr geht es relativ gut. Sie liegt im Kofferraum und kann sich dort ausruhen. Sie ist nicht tot. Ich habe es noch nicht getan. Ich habe sie einfach nur bewußtlos geschlagen, und ich habe sie für später aufbewahrt. Wenn ich mit dir fertig bin, dann kommt sie an die Reihe. Dann gehe ich zurück und nehme sie mir vor. Soll ich dir sagen, was ich liebe?«
»Lieber nicht.«
»Doch, ich sage es dir. Ich liebe Blutbäder. Ich habe sie schon immer gemocht. Ich war dafür bekannt, und ich werde auch nicht davon ablassen, Sheila. Ich brauche mal wieder den Kick, Sheila, und den werde ich mir in dieser Nacht holen. London wird noch von mir hören, so wie du auch von mir gehört hast.«
Sheila wußte nicht, was sie sagen sollte. Diese Eröffnung war zuviel für ihre Nerven gewesen, und sie konnte sich dabei vorstellen, daß Ray Riotta alles so auch gemeint hatte.
Sie merkte erst jetzt, daß sie zurückgegangen war und mit dem Rücken an der Wand lehnte, weil die Beine ihr kaum den nötigen Halt gaben, aber sie hörte auch, wie der andere noch einmal redete.
»Sheila, hörst du mich?«
»Hau ab!« keuchte sie. »Hau ab, du Bestie!«
»Das werde ich auch. Aber erst, wenn ich mit dir fertig bin. Dann haue ich ab.«
»Geh endlich!«
»Wenn wir wieder miteinander sprechen, Sheila, wird uns keine Mauer mehr trennen, dann bin ich
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