Killeralgen
diese Frage stellen, weil ich sie von meinen Vorgesetzten ganz bestimmt ebenfalls zu hören bekomme.«
Gamay meldete sich zu Wort. »Wird jemand in Ihrer Regierung Ermittlungen über die Insel in die Wege leiten?«
»Ein Schiff der Marine ist bereits dorthin unterwegs«, sagte Mayhew. »Eine Einheit Marineinfanteristen wird an Land gehen, das U-Boot suchen, die Labors schließen und die Wachen und diese Mutanten irgendwie außer Gefecht setzen.«
»Nach dem zu urteilen, was ich habe mitansehen müssen, wird von den Wachen nicht mehr allzu viel übrig sein«, warnte Trout.
Einige Sekunden lang herrschte Schweigen, während die Anwesenden sich über die Bedeutung der Worte Trouts klar wurden, dann meinte Mayhew: »Sie haben die meisten Erfahrungen mit diesen Mutanten gemacht, Dr. Trout. Welchen Eindruck hatten Sie von ihnen?«
»Sie sind wild, haben kannibalistische Neigungen und sind unglaublich stark. Sie können untereinander kommunizieren, und wenn man ihren Angriff auf die Crew der
Outcasts
-Show betrachtet, muss man zu dem Schluss kommen, dass sie auch zu so etwas wie einer Planung fähig sind.« Er hielt für einen kurzen Moment inne und rief sich seine Begegnung mit dem Mutanten im »Zoo« ins Gedächtnis. »Ich glaube jedoch nicht, dass ihre menschlichen Eigenschaften vollkommen ausgelöscht wurden.«
Mayhew quittierte diese Bemerkung mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Faszinierend. Ich glaube, damit sind wir hier fertig, aber es wäre schön, wenn Sie noch ein paar Minuten erübrigen könnten. Ich möchte Ihnen etwas Interessantes zeigen.«
Mayhew führte sie durch ein Labyrinth von Fluren und Korridoren bis zu einem mit eisiger Luft erfüllten Raum, den man in ein gerichtsmedizinisches Labor umgewandelt hatte.
Eine Plastikplane bedeckte eine Gestalt, die auf einem stählernen Tisch unter einem Scheinwerfer lag. Ein Mann mittleren Alters in einem weißen Laborkittel stand neben dem Untersuchungstisch.
Mayhew gab dem Mann ein Zeichen, und dieser zog die Plane zurück und enthüllte das verwüstete Gesicht des rotäugigen Wesens, das am Kai erschossen worden war. Das Wesen, eindeutig männlichen Geschlechts, erschien mit geschlossenen Augen bei weitem nicht mehr so entsetzlich. Sein Gesicht war keine angriffslustige Fratze mehr, sondern wirkte nun viel ruhiger, entspannter.
»Im Großen und Ganzen eher gewöhnungsbedürftig«, sagte Mayhew mit typisch englischer Untertreibung. »Aber für einen Franzosen sah er nicht mal schlecht aus.«
»Ist das nur ein Ausdruck Ihrer angelsächsischen Überheblichkeit, oder wissen Sie mit Sicherheit, dass es ein Franzose ist?«, fragte Austin.
Mayhew lächelte, griff in seine Hosentasche und holte eine dünne Scheibe aus Metall, die an einer Kette befestigt war, hervor. Er reichte Austin den Gegenstand. »Das hatte der Gentleman um den Hals hängen. Es ist schon ein wenig abgewetzt, aber die Inschrift kann man noch ganz gut lesen.«
Austin hielt die Scheibe ins Licht und las die Worte:
Pierre Levant, Capitaine, L’Armee de la Republique de France, B. 1885.
»Es sieht so aus, als hätte unser Freund jemandem die Hundemarke gestohlen.«
»Dieser Gedanke kam mir anfangs auch, aber diese Marke gehört tatsächlich diesem Knaben.«
Austin reagierte mit einem fragenden Blick. Mayhew lächelte nicht, was er sicherlich getan hätte, wenn diese ziemlich phantastische Feststellung ein Scherz hätte sein sollen.
»Das würde ihn mehr als hundert Jahre alt machen«, sagte Austin.
»Fast hundertzwanzig Jahre alt, um ganz genau zu sein.«
»Da muss irgendein Irrtum vorliegen. Wie können Sie so sicher sein, dass dieser Mann tatsächlich der ist, dessen Name auf der Marke steht? Während des Ersten Weltkriegs sind Millionen von Männern gefallen oder spurlos verschwunden.«
»Das ist richtig, aber die Armeen haben ziemlich genau darauf geachtet, trotz des Chaos möglichst vollständige Personallisten zu führen. Die Gefallenen wurden häufig von ihren Kameraden oder ihren Offizieren identifiziert. Während das Kampfgeschehen weiterging, wurden von Spezialeinheiten die Leichen weggeräumt; und es wurden die Gräber registriert, meistens unter Leitung des zuständigen Militärgeistlichen.
Lagepläne von Friedhöfen wurden gezeichnet, Informationen wurden gesammelt und durchliefen verschiedene Checks, zum Beispiel die Krankenhausregistrierungen oder die Gräberlisten.
Diese Informationen wurden später in einer Datenbank korreliert. Darin fanden wir Hinweise auf einen
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