Killeralgen
Plastikplane bedeckten Untersuchungstisch. »Fragen Sie mal den alten Soldaten dort auf dem Tisch.«
36
»Ich verpasse diesem zu Herzen gehenden Wiedersehen nur ungern eine kalte Dusche«, sagte Gamay, »aber bei all diesem Gerede über rotäugige Monster und den Stein der Weisen haben wir vergessen, dass wir noch einige Dinge zu erledigen haben.«
Nach dem Treffen mit Mayhew hatten sie sich in den Hotelsalon begeben, um über ihre weitere Vorgehensweise zu beraten. Sandy, die Pilotin der
Alvin
, hatte es kaum erwarten können, endlich abzureisen. Mayhew hatte sie daher in eine Maschine nach London gesetzt, wo sie jederzeit einen Flug nach Hause finden würde. Die Wissenschaftler waren noch immer mit ihren Abschlussberichten beschäftigt.
»Du hast Recht«, sagte Zavala und hielt sein Trinkglas gegen das Licht. »Was mein Lebensziel betrifft, sämtlichen Spitzentequila auf dieser Erde zu vernichten, bin ich ziemlich im Hintertreffen.«
»Das ist sehr lobenswert, Joe, aber ich bin eher am
Überleben
der Welt interessiert, nicht an ihrem Tequilavorrat«, sagte Gamay. »Darf ich das Problem mit einem Begriff zusammenfassen? Gorgonenalge.«
»Das habe ich nicht vergessen«, verteidigte Austin sich.
»Ich wollte dir nur dein Wiedersehen mit Paul nicht verderben.
Da du selbst die Sprache darauf gebracht hast: Wie ist die Lage in diesem Punkt?«
»Nicht gut«, sagte Gamay. »Ich habe mit Dr. Osborne gesprochen. Die Verseuchung breitet sich schneller aus, als man sich hat vorstellen können.«
»Die Tiefsee-Bergbauoperation wurde eingestellt. Wird dadurch denn die Verbreitung der Gorgonenalge nicht gestoppt?«, fragte Austin.
Gamay gab einen tiefen Seufzer von sich. »Ich wünschte, es wäre so. Die mutierte Alge kann sich aus eigener Kraft vermehren und wird sich weiter ausbreiten. Zuerst werden wohl die Häfen an der Ostküste der Vereinigten Staaten dran glauben müssen, dann die in Europa und an der Pazifikküste.«
»Wie viel Zeit bleibt uns?«
»Keine Ahnung.« Gamay zuckte die Achseln. »Die Meeresströmungen transportieren das Zeug durch den gesamten Atlantik.«
Austin versuchte sich vorzustellen, wie sein geliebter Ozean sich in einen stinkenden Salzwassersumpf verwandelte.
»Eine einzige Ironie, nicht wahr?«, stellte Austin fest.
»Die Fauchards wollen ihr Leben verlängern und schaffen dabei eine Welt, in der es sich nicht mehr zu leben lohnt.« Er schüttelte den Kopf und sah seine Gefährten fragend an.
»Hat jemand eine Idee, wie wir diese Entwicklung verhindern können?«
»Im Lost-City-Enzym liegt der Schlüssel, um die Verbreitung der Alge zu stoppen«, sagte Gamay. »Wenn wir die grundlegende Molekularstruktur kennen würden, könnten wir vielleicht einen Weg finden, den Prozess umzukehren.«
»Mein Körper ist mit blauen Flecken und Verletzungen übersät, die mir klarmachen, dass die Fauchards ihre Familiengeheimnisse nicht so leicht preisgeben«, sagte Austin.
»Deshalb sollten Gamay und ich nach Washington zurückkehren und uns in der NUMA-Zentrale mit Dr. Osborne zusammensetzen«, schlug Trout vor. »Wir können gleich morgen früh versuchen, einen Flug zu kriegen.«
»Dann tut das.« Austin blickte in die besorgten Mienen seiner Kollegen. »Aber vorher sollten wir uns gründlich ausschlafen.«
Nachdem er seinen Freunden eine gute Nacht gewünscht hatte, fand Austin neben dem Hotelfoyer einen Computerraum. Dort verfasste er einen ersten knappen Bericht für Rudi Gunn und schickte ihn per E-Mail zusammen mit der Ankündigung ab, sich am nächsten Morgen telefonisch zu melden. Während er schrieb, musste er sich vor Müdigkeit mehrmals die Augen reiben, und er war schließlich froh, als er die Nachricht über den Ozean jagen konnte.
Er ging hinauf in sein Zimmer und stellte fest, dass jemand versucht hatte, ihn über sein Mobiltelefon zu erreichen. Er rief zurück und hörte Darnay am anderen Ende. Er hatte Austins Aufenthaltsort über die NUMA-Zentrale in Erfahrung gebracht.
»Gott sei Dank habe ich Sie endlich gefunden, Mr. Austin«, sagte der Antiquitätenhändler nach einer knappen Begrüßung.
»Haben Sie etwas von Skye gehört?«
»In letzter Zeit nicht«, erwiderte Austin. »Allerdings war ich auch ziemlich viel unterwegs. Ich hatte angenommen, dass sie sich bei Ihnen aufhält.«
»Sie ist noch am Tag ihrer Ankunft wieder abgereist. Wir hatten an dem Helm etwas entdeckt, das aussah wie eine eingravierte chemische Formel, und diese wollte sie umgehend einem Fachmann an
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