Killeralgen
einsteigen konnte.«
»Dem spöttischen Klang Ihrer Stimme nach zu urteilen, tut es Ihnen überhaupt nicht Leid, dass Renaud bereits seine Heimreise angetreten hat«, stellte Austin fest.
Sie tat so, als würde sie sich die Hände waschen. »Reisende soll man nicht aufhalten, pflegte mein Vater immer zu sagen.
Und wenn sie nicht aufbrechen wollen, dann muss man ihnen Beine machen.«
Lessard stand neben Skye und hatte einen traurigen Ausdruck in den Augen, während er zusah, wie das Wasserflugzeug vom See hochstieg.
»Nun, Monsieur Austin, ich muss zurück an die Arbeit«, sagte er voller Bedauern. »Vielen Dank für die Aufregung, mit der Sie und Ihre Freunde diesen einsamen Außenposten für kurze Zeit beglückt haben.«
Austin ergriff Lessards Hand und drückte sie kräftig.
»Die Rettungsaktion wäre ohne Ihre Hilfe niemals so erfolgreich verlaufen«, sagte Austin. »Ich glaube nicht, dass Sie lange alleine bleiben. Wenn die Story erst einmal publik wird, dann werden Sie von Reportern überrannt. Und die Polizei wird ebenfalls hier herumschnüffeln.«
Lessard nahm diese Prophezeiung eher erfreut als irritiert auf.
»Glauben Sie wirklich?« Er strahlte. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich sollte nämlich jetzt lieber in mein Büro gehen und alles für Besucher vorbereiten. Wenn Sie wollen, lasse ich Sie mit einem Pick-up zum See zurückbringen.«
»Ich begleite Sie«, sagte Skye. »Ich muss nämlich etwas holen, das ich im Kraftwerk liegen gelassen habe.«
Als Lessard gegangen war, bemerkte Zavala: »Dieser Gentleman ist mit seinen fünfzehn Minuten Ruhm offenbar nicht zufrieden. Also, wenn meine Dienste nicht mehr vonnöten sind …«
Austin legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du diesen wunderschönen Garten hier verlassen willst, um nach Chamonix und zu deiner französischen Torte zurückzukehren.«
Zavala schaute Skye hinterher. »Es scheint, als sei ich nicht der Einzige, der eine Vorliebe für einheimische Delikatessen entwickelt hat.«
»Du bist mir um Längen voraus, Joe. Die junge Lady und ich haben noch nicht einmal unser erstes Rendezvous zustande gebracht,«
»Nun, ich bin der Letzte, der sich einer echten Romanze in den Weg stellen würde.«
»Das bin ich auch«, sagte Austin und begleitete Zavala zum Hubschrauber. »Wir sehen uns in Paris.«
11
Der Verkehrsstau war sogar nach Washingtoner Maßstäben grauenvoll. Paul Trout hatte hinter dem Lenkrad seines Humvee gesessen und mit glasigen Augen auf die Automobile gestarrt, die die Pennsylvania Avenue verstopften, als er sich plötzlich zu Gamay umdrehte und sagte: »Meine Kiemen fangen an auszutrocknen.«
Gamay verdrehte die Augen, wie eine Ehefrau es tut, die sich im Laufe der Zeit an die Überspanntheiten ihres Mannes gewöhnt hat. Sie wusste, was jetzt kommen würde. Es war ein Scherz in Pauls Familie: Wenn ein Trout zu lange dem Haus seiner Vorfahren fernblieb, würde er anfangen, nach Luft zu schnappen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Deshalb war sie nicht überrascht, als Paul verbotenerweise den Wagen wendete und damit eine Missachtung aller Verkehrsregeln demonstrierte, die Autofahrern aus Massachusetts angeboren zu sein scheint.
Während Paul fuhr, als nähme er an einem Desert-Storm-Manöver teil, benutzte sie ihr Mobiltelefon, um die Fluggesellschaft wegen der Reservierungen anzurufen und das NUMA-Büro wissen zu lassen, dass sie für ein paar Tage verreisen würden. Sie wirbelten durch ihr Haus in Georgetown wie ein Zwillingstornado, packten ihre Wochenendkoffer und rasten zum Flughafen.
Weniger als zwei Stunden nachdem ihre Maschine in Boston gelandet war, befanden sie sich bereits in Cape Cod und spazierten über die Water Street in Woods Hole, einem kleinen Dorf, in dem Trout geboren und aufgewachsen war. Die Hauptstraße von Woods Hole ist etwa eine Viertelmeile lang, verläuft zwischen einem Salzteich und einem Hafen und wird auf beiden Seiten von Gebäuden gesäumt, die von Meeres- und Umweltforschungsinstituten angemietet worden waren.
Das auffälligste von ihnen ist die weltberühmte Woods Hole Oceanographie Institution. In der Nähe, in einem gut erhaltenen Bau aus Klinker und Granit, residiert das Marine Biological Laboratory, dessen Forschungsprogramme und Bibliothek mit fast zweihunderttausend Büchern Gelehrte aus der ganzen Welt anziehen. Einen kurzen Spaziergang vom MBL entfernt befindet sich das Aquarium der National Marine Fisheries. Am Rand des Dorfs
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