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Killeralgen

Killeralgen

Titel: Killeralgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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dem Gesicht.
    Der große Mann griff nach dem Verzeichnis, verstaute es in seiner Hosentasche und verließ das Büro so leise und unauffällig, wie er es betreten hatte, wobei er sich nicht einmal mehr die Mühe machte, sich umzudrehen und nach dem leblosen Körper zu schauen, der halb auf dem Tisch lag.

14
    Das altertümliche Flugzeug hoch über Austins Kopf tanzte unter scheinbarer Missachtung der Schwerkraft und physikalischer Gesetzmäßigkeiten ein anmutiges, leichtfüßiges Himmelsballett.
    Austin beobachtete staunend vom Rand des mit Gras bewachsenen Flugplatzes südlich von Paris, wie die Maschine sich korkenzieherartig in den Himmel schraubte, dann einen halben Looping mit einer Rolle ausführte und in einem perfekten Immelmann-Turn die Richtung änderte und zum Flugfeld zurückkehrte.
    Austin spannte sich innerlich an, als das Flugzeug herunterkam und zur Landung ansetzte. Die Maschine war viel zu schnell. Sie kam herein wie ein ferngesteuerter Marschflugkörper. Sekunden später setzte das einem Fahrrad ähnelnde Fahrwerk der Maschine auf der Erde auf, und das Flugzeug sprang ein, zwei Meter in die Luft, doch dann kam es wieder herunter und rollte, begleitet von tiefem Motorengebrumm, zum Hangar.
    Während der zweiflügelige Holzpropeller schon nach wenigen Umdrehungen stoppte, kletterte ein Mann mittleren Alters aus dem engen Cockpit, nahm seine Schutzbrille ab und kam zu Austin herübergeschlendert, der in der Nähe des Hangars wartete. Sein Grinsen reichte von Ohr zu Ohr. Wenn er ein Hund gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich wie wild mit dem Schwanz gewedelt.
    »Leider hat die Kiste nur Platz für eine Person, Monsieur Austin. Es wäre mir eine Freude gewesen, Sie auf einen Rundflug mitzunehmen.«
    Austin betrachtete das winzige Flugzeug. Sein Blick wanderte über die geschossförmige Motorabdeckung, den aus Holz und Stoff konstruierten Rumpf und das dreieckige Querruder mit dem aufgemalten Emblem aus Totenschädel und gekreuzten Knochen. Stahlschnüre, die die Tragflächen hielten, spannten sich wie bei einem Regenschirm von einem A-förmigen Rahmen zum Cockpit.
    »Mit allem Respekt, Monsieur Grosset, aber Ihr Flugzeug sieht kaum groß genug für nur eine Person aus.«
    Lachfältchen kräuselten das wettergegerbte Gesicht des Franzosen. »Ich nehme Ihnen Ihre Skepsis gar nicht übel, Monsieur Austin. Die Morane-Saulnier N sieht aus, als ob ein Schuljunge sie in seinem Hobbykeller zusammengeschustert hätte. Bei nur gut sieben Metern Länge hat sie eine Spannweite von neun Metern. Aber diese kleine Mücke war eins der tödlichsten Flugzeuge ihrer Zeit. Sie war schnell – über hundert Meilen in der Stunde – und erstaunlich wendig. Gelenkt von einem erfahrenen Piloten war sie eine unglaublich effiziente Mordmaschine.«
    Austin ging zu dem Flugzeug hinüber und strich mit der Hand über den Rumpf. »Ich war überrascht über den stromlinienförmigen Rumpf und das einzelne Tragflächenpaar.
    Wenn ich an den Ersten Weltkrieg denke, sehe ich immer nur stumpfnasige Doppeldecker vor mir.«
    »Und das aus gutem Grund. Die meisten im Krieg eingesetzten Maschinen waren Doppeldecker. Die Franzosen hatten in Bezug auf die Konstruktion von Eindeckern den anderen Nationen einiges voraus. Dieses Modell hier war, eine Zeit lang zumindest, das aerodynamisch fortschrittlichste Flugzeug des Krieges. Sein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Doppeldecker liegt in seiner Fähigkeit, um einiges schneller steigen zu können, obgleich dieser Vorteil später durch die Sopwith und die Nieuport wettgemacht wurde.«
    »Ihr Immelmann-Turn war einfach makellos.«
    »
Merci
«, bedankte Grosset sich mit einer knappen Verbeugung. »Manchmal ist es gar nicht so einfach, wie es aussieht. Die kleine Maschine wiegt voll beladen weniger als tausend Pfund, jedoch wird sie von einem 116 PS starken I-Rhone-Motor angetrieben. Damit ist sie nicht leicht zu lenken, und man muss die Steuerung mit äußerster Zärtlichkeit bedienen.« Er grinste. »Ein Pilot meinte einmal, die größte Gefahr beim Fliegen mit der N sei nicht der Luftkampf, sondern die Landung. Sicherlich haben Sie bemerkt, dass mein Anflugtempo ziemlich hoch war.«
    Austin lachte verhalten. »Sie haben ein einzigartiges Talent für Untertreibungen, Monsieur Grosset. Ich dachte schon, Sie würden ein großes Loch in die Erde bohren.«
    »Damit wäre ich nicht der Erste gewesen«, sagte Grosset mit einem unbeschwerten Lachen. »Dabei war meine Aufgabe, verglichen mit dem, was

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