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Killeralgen

Killeralgen

Titel: Killeralgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Großvater als ›heiße Katze‹ zu bezeichnen pflegte.«
    Ein leises Klopfen erklang an der Tür. Es war der glatzköpfige Diener namens Marcel. Er starrte Skye an wie ein Löwe, der eine fette Beute beäugt, dann fiel sein Blick auf Austins Kostüm, und seine Lippen verzogen sich zu einem eindeutig verächtlichen Grinsen.
    »Die Gäste sind da«, sagte Marcel, und es klang wie eine Ladung Kies, die von einer Schaufel rutscht. »Madame Fauchard bittet Sie, mir in die Waffenkammer zu folgen, wo Cocktails gereicht werden und der Tisch zum Dinner gedeckt ist.« Sein gangsterhafter Tonfall stand in einem seltsamen Gegensatz zu seiner Butler-Rolle.
    Austin und seine katzenhafte Gefährtin setzten ihre schwarzen Samtmasken auf, folgten dem bulligen Diener hinunter ins Parterre und durch ein Gewirr von Korridoren. Lange bevor sie die Waffenkammer betraten, konnten sie Stimmen und Gelächter hören. Etwa zwei Dutzend Männer und Frauen in phantastischen Kostümen drängten sich um eine Bar, die vor einem Arrangement aus mit Stacheln versehenen Keulen aufgestellt worden war.
    Diener, die aussahen wie leibhaftige Marcel-Klons, schoben sich mit Tabletts voll Kaviar und Champagner durch die Gästeschar.
    Ein als Mäuse oder Ratten kostümiertes Streichquartett sorgte für gedämpfte Hintergrundmusik.
    Austin fischte sich zwei gefüllte Champagnerflöten von einem vorbeischwebenden Tablett und reichte eine an Skye weiter.
    Danach fanden sie einen Aussichtspunkt unter den Lanzen der im Zweikampf erstarrten Ritter, wo sie in Ruhe ihren Champagner schlürfen und die Versammlung betrachten konnten. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen schien ausgeglichen zu sein, obgleich man das aufgrund der Vielfalt der Kostümierungen nicht genau feststellen konnte.
    Austin versuchte sich über das Motto der Party klarzuwerden, als ein rundlicher schwarzer Vogel erschien, der wie ein Schiff bei schwerer See durch die Menge pflügte. Der Vogel wackelte auf seinen gelben Beinen hin und her und beugte sich vor, wobei sein glänzender schwarzer Schnabel Austins Augen bedenklich nahe kam. Gleichzeitig deklamierte er angetrunken lallend mit britischem Akzent: »
Einst, um eine Mitternacht graulich …
verdammt, wie geht es jetzt weiter?«
    Niemand ist schwieriger zu verstehen als ein besoffener Brite der Oberklasse
, dachte Austin. Er lieferte den Rest der Gedichtzeile: »…
da ich trübe sann und traulich …
«
    Der Vogel schlug die Flügel zusammen und schnappte sich dann ein Champagnerglas vom nächsten Tablett. Ihm war der lange Schnabel im Weg, als er trinken wollte, daher schob er ihn hoch auf die Stirn. Das gerötete, feiste Gesicht hinter dem Schnabel erinnerte Austin an Witzzeichnungen von John Bull, der englischen Symbolfigur.
    »Es ist immer eine Freude, einen lit’raturkundigen Gentl’man zu treffen«, lallte der Vogel.
    Austin stellte sich und Skye vor. Der Vogel streckte eine Flügelhand aus. »Anlässlich der heutigen Festivitäten heiße ich ›Nevermore‹, doch ansonsten höre ich auf den Namen Cavendish, wenn ich nicht als Poes düsterer Vogel herumlaufe.
    Lord
Cavendish, was Ihnen den traurigen Zustand unseres einst so stolzen Weltreichs demonstrieren dürfte, in dem ein alter Sack wie ich zum Ritter geschlagen wurde. Entschuldigen Sie, ich sehe, dass mein Glas leer ist. Nimmermehr, alter Knabe.« Er rülpste laut und stolperte davon auf der Suche nach einem weiteren Glas Champagner.
    Edgar Allan Poe
. Natürlich.
    Cavendish war ein ziemlich betrunkener Rabe. Skye stellte
Die schwarze Katze
dar. Austin war der Hofnarr aus dem
Fass Amontillado
.
    Austin studierte nun die anderen Gäste. Er sah eine totenblasse Frau, die ein schmutziges und blutbesudeltes langes Hemd trug.
    Der Untergang des Hauses Usher.
Eine andere Frau trug ein Gewand, das mit winzigen Glöckchen bedeckt war.
Die Glocken.
Ein Affe lehnte an der Bar und genehmigte sich einen Martini.
Der Mord in der Rue Morgue.
Der Affe unterhielt sich mit einem überdimensionierten Käfer mit einem Totenkopf auf dem Rückenpanzer.
Der Goldkäfer.
Madame Fauchard hatte nicht nur einen Sinn für Humor, dachte Austin, sie hatte auch eine Vorliebe für das Groteske.
    Die Musik verstummte, und im Raum wurde es still. Eine Gestalt stand in der Türöffnung und war im Begriff, die Waffenkammer zu betreten. Cavendish, der mit einem Glas in der Hand zurückgekehrt war, murmelte: »Du liebe Güte!« Er verzog sich zu den anderen Gästen, als suche er den Schutz der Menge.
    Alle

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