KillerHure
wie er sich anzieht.
Als er die Jacke wieder anhat, steht er für einen Moment zögernd vor der Matratze. Ich spüre, dass er etwas sagen möchte. Nach Worten sucht. Aber es kommen keine. Er macht den Mund nicht auf. Schließlich nickt er mir nur zu und will sich schon umdrehen, zur Tür hin.
»Bren«, sage ich leise. »Danke!«
Er sieht mich fragend an. »Wofür?«
Ich atme einmal tief durch.
»Du kennst meine Gewohnheiten. Das ist seit vielen Jahren das erste Mal, dass ein Mann mein Bett lebendig verlässt.«
Er nickt, fixiert mich.
»Warum?«, will er dann wissen.
Ich zucke die Schultern.
»Vielleicht, weil ich es nicht schaffen würde. Du bist stärker als ich, und schneller. Besser ausgebildet. Ich weiß das. Vielleicht entspannt mich das. Wenn die Dinge nicht zu ändern sind, dann kann ich sie besser akzeptieren.«
Damit sage ich die Wahrheit. Eine Lüge wäre jetzt viel zu gefährlich.
Bren liest mich, interpretiert mich. Offenbar kommt er auch zum Ergebnis, dass ich aufrichtig bin.
»Wenn du bei uns bist, dann werden wir öfter zusammenarbeiten. Vielleicht setzt man uns als Team ein.«
Das ist wohl als Kompliment gemeint oder als Versprechen. Ich blinzle erfreut.
Er geht. Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss und hinterlässt nur Stille. Ich ziehe die Decke hoch, ein Frösteln überzieht unversehens meine nackte Haut. Unter den Daunen kuschle ich mich in einer embryonalen Stellung zusammen. Eine Hand ist zwischen meine Schenkel geklemmt, die noch nass von den verschiedenen Säften sind.
Ich bin Bren wirklich dankbar. Was ich sagte, war die reine Wahrheit. Er ist mir einfach überlegen, und jeder Gedanke an Widerstand, an Angriff wäre einfach lächerlich. Vielleicht wäre es anders, wenn ich eine Waffe in der Wohnung hätte. Aber ich bin mir fast sicher, dass Bren – oder jemand anderes von seiner Organisation – meine Bude bereits im Vorfeld gründlich gefilzt hatte, ohne dass ich etwas davon bemerkte.
Was ich ihm nicht sagte: Dennoch ist es nach wie vor meine Absicht, ihn zu töten.
Dafür gibt es mindestens zwei gute Gründe. Zum einen halten meine Dämonen zwar einigermaßen still, aber nur, weil sie davon ausgehen, dass aufgeschoben nicht aufgehoben bedeutet. Ich wage nicht, ihnen darüber hinaus mehr zuzumuten. Sie warten also auf dieses Opfer, ansonsten werden sie sich an mir rächen.
Zum anderen ist es einfach zu riskant, ihn am Leben zu lassen. Auch wenn meine Begegnung mit dem Tiger unerwartet schön verlief, so bleibt er doch ein wildes, unberechenbares Tier. Bleibt eine existenzielle Gefahr für mich. Und wie man mit solchen Gefahren umgeht, das habe ich mit vierzehn Jahren von und mit meinem Stiefvater gelernt. Und später von Aleksej, dem Russen.
Meine Mundwinkel zucken, ich lächle in der Dunkelheit unter der Decke. Mein Handlungsspielraum hat sich heute um mindestens tausend Prozent erweitert. Ich muss meine Lover nicht mehr sofort um die Ecke bringen, ich kann das eine Weile aufschieben. Wow – ein echter Fortschritt! Allein der Gedanke an solch einen Luxus wäre mir vor vierundzwanzig Stunden noch aberwitzig erschienen.
Meine Dankbarkeit dafür ist echt, obwohl Bren mich zu diesem Schritt gezwungen, mir die Entwicklung aufgenötigt hat. Dadurch wurde er zu so etwas wie einem Lehrer für mich.
Ich war schon immer eine gute Schülerin.
Internet-Story » Ausser Kontrolle «
Mit dem Gutschein-Code
HN1EPUBTZGH
erhalten Sie auf
www.blue-panther-books.de
diese exklusive Zusatzgeschichte als PDF.
Registrieren Sie sich einfach!
TEIL 3: VARIANTEN VON VERRAT
Kapitel 14
Mittwoch, 27.08.08, 10:15 Uhr
Die Antwortmail kommt am Mittwochmorgen. Sie lautet: »Liebe Miss Walker, wir sollten uns zu einem persönlichen Betreuungsgespräch treffen. Bitte kommen Sie am Freitag dieser Woche nach Kopenhagen ins Cafe ›Kostal‹ im Fisketorvet Shopping Center. Wir treffen uns dort um zwölf Uhr. Mit freundlichen Grüßen – Prof. Dr. A. Kuszin.«
Antonia will mich also in Kopenhagen sehen. Dort war ich schon ein, zwei Mal, kenne mich aber nicht besonders aus. Was vermutlich Absicht ist und ihr einen Standortvorteil verschafft.
Meine Mail, abgeschickt am Montagmorgen, hatte folgenden Wortlaut: »Liebe Frau Professor Kuszin, ich habe nun meine Seminararbeit fertiggestellt und bin mit dem Ergebnis auch zufrieden. Dennoch haben sich einige Dinge anders entwickelt als gedacht. Diese Aspekte würde ich gern in einem Gespräch mit Ihnen erörtern. Freundliche Grüße – J.
Weitere Kostenlose Bücher