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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nolan
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zurzeit im Hafen von Palma de Mallorca. Sie verbringen ihre Ferien an Bord eines gemieteten Bootes.« Damit kommen weitere Fotos. Natalie ist schmal und hoch aufgeschossen für ihr Alter. Die Stupsnase und die eckigen Gliedmaße verraten ihr kindliches Alter, aber darunter schimmert schon die Schönheit durch, die sie eines Tages sein wird.
    Ich warte.
    »Natalie geht auf ein Internat in der Schweiz. Die Ferien gehen noch bis Ende September, also noch vier Wochen. Solange werden die beiden rund um die Balearen segeln. Danach soll Friboire zurück nach Brüssel, wo er als leitender Referent einer EU-weiten Energiekommission arbeitet.«
    Harraf macht eine Pause. Ich seufze innerlich. Es ist klar, was nun kommt.
    »Er darf seinen Job nicht mehr antreten. Du musst ihn erledigen, bevor seine Ferien um sind.«
    »Klar, Chef!« Ich schlürfe lautstark am Kaffee. »Soll ich ihn erschießen, verbrennen, aufhängen oder vierteilen?«
    »Es darf nicht allzu verdächtig aussehen!«, verlangt Harraf streng. »Am besten ein Unfall.«
    »Und die Kleine?«
    »Sie spielt keine Rolle.« Harraf zuckt die Schultern.
    »Wo ist ihre Mutter?«, will ich wissen.
    »In einer sehr schönen und sehr teuren Anstalt in Südfrankreich. Schwere Psychose, schon seit Jahren.«
    Ich bemerke, dass Harraf mich scharf beobachtet. Schnell wechsle ich das Thema und verdränge all die seltsamen Gefühle, die mit Macht in mir aufwallen.
    »Also nur er, das macht es einfacher«, sinniere ich lautstark über den Bildern. »Sonst noch etwas?«
    »Ja. Wir brauchen eine Information.«
    Der Colonel nimmt umständlich einen Schluck aus seiner Tasse. Aha. Hier ist also der Haken.
    »Hast du schon mal etwas vom Desertec-Projekt gehört?«, fragt er mich dann.
    »Energie aus der Wüste?«, rate ich auf der Grundlage der Bezeichnung und dessen, was sie mir über Thierrys Tätigkeit bei der EU gesagt haben.
    Erneut wechseln die beiden Männer einen Blick.
    »Du bist gut informiert!«, meint Harraf dann halb drohend, halb bewundernd. »Es geht um gigantische Sonnenkraftwerke in den nordafrikanischen Mittelmeerstaaten. Der Strom soll über Gleichstromleitungen nach Europa fließen und dort einen signifikanten Anteil des Energiemixes übernehmen.«
    »Na, das ist doch endlich mal eine gute Idee«, verplappere ich mich. Dann erst fällt mir ein, dass ich noch nicht weiß, ob mein nächster Auftrag vielleicht genau dieses Szenario verhindern soll.
    »Richtig!«, meint Harraf aber nur. »Es gibt bereits ein geheimes Industriekonsortium, das die Kraftwerke und Leitungen bauen könnte. Aber die Firmen werden nur dann Geld ausgeben und Risiken eingehen, wenn die EU massiv hinter dem Projekt steht. Politische Unwägbarkeiten sind bei Unternehmen dieser Größenordnung das größte Problem. Immerhin geht es um mehrere hundert Milliarden Euro. Sozusagen das ›Apollo-Projekt‹ der Europäer.«
    »Und Thierry weiß das schon?«
    »Er weiß am meisten«, wirft Bren von der Seite ein. »Er hat vor der Sommerpause mit den Referenten aller wichtigen EU-Staaten gesprochen. In dieser frühen Phase wird es noch keine offiziellen Unterhandlungen oder Vereinbarungen geben. Der Ministerrat lässt aber vorfühlen, wie denn die Stimmung unter den Mitgliedsländern so ist. ›Auf Arbeitsebene‹, wie es so schön heißt.«
    Ich überlege.
    »Tut mir leid, ich verstehe es noch nicht«, sage ich dann. »Was ändert es, wenn Friboire tot ist? Das Projekt wird doch deshalb nicht abgesagt.«
    »Du musst es doch nicht verstehen«, meint Bren gleichgültig. »Es reicht, wenn du den Job ordentlich machst.«
    Ich starre ihn unfreundlich an und verkünde: »Informierte Mitarbeiter sind fähigere Mitarbeiter. Grundlagen der Personalführung, Kapitel drei.«
    Aber die Grundlagen der Personalführung scheinen Bren kalt zu lassen, er widmet sich wieder seinem Kaffee.
    »Wir wollen nur etwas mehr Zeit herausholen«, meint stattdessen der Colonel. Erstaunlich – anscheinend teilt er meine Auffassung zur Mitarbeiterinformation. »Wenn die Energiekommission vier oder sechs Wochen verliert, weil die Gespräche alle nochmals geführt werden müssen, und wenn wir einige gezielte Informationen streuen können, dann haben wir unser Ziel schon erreicht.«
    Ich nicke langsam und sehe förmlich die verborgenen Manöver und Winkelzüge von riesigen Konzernen, windigen Geschäftsleuten, korrupten Funktionären und risikoscheuen Bürokraten. Sie alle wollen sich ein großes Stück von dieser überfetten Beute

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