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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nolan
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nach Aufnahme, nach Angliederung, überhaupt nicht hinein. Jetzt geht es wieder einmal darum, eine Lüge mit der Wahrheit zu tarnen.
    »He, ich bin vielleicht noch jung, aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen.« Ich nehme einen Schluck und zucke mit den Schultern. »Mir ist inzwischen klar geworden, dass meine Selbständigkeit sehr gefährlich ist. Man ist einfach zu entbehrlich. Früher war mir das egal, aber heute nicht mehr. Deshalb will ich einen richtigen Job. Einen festen. Ehrlich gesagt, war ich kurz davor, Antonia um genau das zu bitten, als ihr aufgetaucht seid.«
    Harraf wirft Brendan einen kurzen Blick zu. Der schürzt abwägend die Lippen. Anscheinend hat er keine unüberwindlichen Einwände, sondern könnte sich mit diesem Gedanken gut anfreunden.
    »Ich werde es mir überlegen und deinen Wunsch im Kopf behalten«, meint Harraf schließlich langsam. Ich neige zustimmend den Kopf. Mehr ist aus ihm im Moment nicht herauszuholen.
    »Seht es einfach mal so: Van Brueggen war ein erster Test, Antonia die Gesellenprüfung«, flachse ich in leichtem Ton. »Thierry Friboire wird mein Meisterstück. Ihr werdet euch noch die Finger danach lecken, mich fest zu engagieren.«
    Damit leere ich meine Kaffeetasse. Der letzte Schluck, er schmeckt wie bittere Galle. Beim Absetzen der Tasse grinse ich die beiden Männer fett an, um das Würgen in meiner Kehle zu überspielen.
    »Hey – das ist das erste Mal, dass ich auch dafür bezahlt werde, meinen Klienten vor dem Exitus ins Bett zu kriegen. Das ist ja …«, ich reiße die Augen in gespieltem Entsetzen auf, »… glatte Prostitution!«
    »Dann dürftest du ja keine Schwierigkeiten damit haben«, antwortet der Colonel ungerührt.
    »Genau!«, bestätige ich. »Einmal Hure, immer Hure. Und jetzt gehe ich besser rauf und übernehme wieder das Ruder, bevor Jerzy den Kahn gegen einen Tanker fährt, n’estce pas?«
    Der schneidend kalte Wind auf Deck tut unendlich gut!
    Kapitel 20
    Montag, 01.09.08, 21:30 Uhr
    Ich liege nach einer ausgiebigen heißen Dusche auf dem großen Doppelbett. Bren duscht jetzt gerade. Zuvor hat er noch sein Übungsprogramm abgezogen, solange ich im Bad war. Durch die angelehnte Tür konnte ich die Positionswechsel und Drehungen, die Sprünge und Tritte ansatzweise mitverfolgen. Wie ich schon befürchtet habe, ist er ein ausgewiesener Kampfsportmeister. Mehrere Dans vermutlich.
    Wir erreichten erst um die Mittagszeit den Hafen von Gdynia, nördlich von Danzig. Von hier, vom kleinen Regionalflughafen Gdansk-Rebiechowo, werde ich morgen mit SAS nach Mallorca fliegen. Harraf und Paul waren gleich nach der Ankunft mit unbekanntem Ziel aufgebrochen, Jerzy kümmerte sich um die »Cartouche«. Bren hatte meine Tickets besorgt und außerdem dieses Zimmer im Hotel »Nadmorski«. Er hatte mich nicht gefragt, sondern gleich ein Doppelzimmer für uns genommen.
    Das Hotel steht direkt am Ufer. Vorher, als es noch heller war, hatte das große Fenster einen wirklich schönen Ausblick auf die weite Danziger Bucht geboten. Ich hatte lange davor gestanden, auf das Blau des Meeres hinausgeschaut und hatte versucht, nicht über den vor mir liegenden Auftrag nachzudenken. Dann beschleicht mich nämlich immer das Gefühl, eine Gräte stecke mir quer im Hals, ohne dass ich herausbekomme, warum.
    Skrupel? Nein.
    Mein Gewissen? Kaum – das hatte schon ganz andere Dinge verarbeitet.
    Angst? Unwahrscheinlich.
    Rebellion? Schon eher!
    Antonia hatte mir immer eine sehr lange Leine gelassen. In ihrem Auftrag war ich völlig selbständig und eigenverantwortlich unterwegs gewesen. Die letzte Instanz, niemandem Rechenschaft schuldig, außer der Verpflichtung, meinen Auftrag zu erfüllen. Und, ganz ehrlich: Bei den allermeisten meiner Klienten hatte ich das Gefühl, der Welt mit ihrer Beseitigung eher einen Dienst zu erweisen.
    Nun ist plötzlich alles völlig anders. Harraf führt seine Gruppe, wie er es vermutlich beim Militär gelernt hat. Direkte Anweisungen, dichte Kontrolle, kurze Zügel. Ich habe aber leider nicht die geringste Lust, Soldat zu spielen. Ich lechze förmlich dem Zeitpunkt entgegen, wenn ich allein im Flugzeug sitzen und wieder nur mit mir sein darf. Auch wenn ich nicht sicher sein kann, dass Bren oder jemand anderes heimlich mit auf die Insel kommt, um mir auf die Finger zu sehen.
    An einige andere Aspekte will ich gar nicht erst denken. Zum Beispiel an die Augen der kleinen Natalie, die auf einem der Fotos in unbändiger Freude zusammengekniffen waren, als

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