Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
besondere Fürsorge auszugleichen. Roland hasst den Vater, der seinen Sohn unbedingt zum Fußballspieler ausbilden will. Roland möchte aber viel lieber mit den anderen Kindern im Wald spielen. Schließlich büxt er mehrmals von zu Hause aus, um doch seinen Willen zu bekommen. Im Kreis seiner Spielkameraden gehört er nicht zu den Wortführern, und es gelingt ihm nicht, länger andauernde Freundschaften zu schließen.
Unter der Fuchtel des Vaters avanciert Roland in der Volksschule zum Klassenbesten. Allerdings erlebt der körperlich robuste Junge den Schulbesuch als eher freudlos. Aufgrund seiner guten Noten kommt Roland als 11-Jähriger auf ein Wirtschaftsgymnasium. Hier trifft er erstmals auf Mitschüler, die ihm intellektuell ebenbürtig und arbeitseifriger sind. Roland verliert mit der schulischen Vorrangstellung auch die Lust am Lernen und wird schließlich in die Volksschule zurückgegeben. Mit 15 beginnt er zunächst eine Lehre als Bankkaufmann, bricht diese jedoch schon nach zwei Monaten ab. Es folgen weitere vergebliche Versuche, beruflich Fuß zu fassen, erst als Dekorateur, später als Werkzeugmacher.
Im März 1966 wird die Ehe der Eltern geschieden. Die Mutter zieht mit dem Sohn nach Wuppertal, während der Vater in München bleibt. Roland fühlt sich in seiner neuen Heimat jedoch nicht wohl, stattdessen schwärmt er vom großen Abenteuer auf den Weltmeeren. Anfang 1967 besucht er die Schiffsjungenschule in Bremen. In den nächsten drei Jahren fährt er zur See. Während seiner Reisen lernt er in den Häfen Südamerikas und der afrikanischen Westküste die widerwärtigsten Formen der Prostitution kennen, selbst Kinder werden ihm angeboten.
Der Beruf macht Roland Freude, gleichwohl muss er auch schnell erkennen, dass die Seefahrt in erster Linie harte körperliche Arbeit bedeutet. Trotzdem meldet er sich zur Matrosenprüfung an. Sein Plan: erst den Matrosentest schaffen, dann die Steuermannsprüfung ablegen, schließlich das Kapitänspatent erwerben. Eine andere berufliche Tätigkeit kommt für ihn nicht in Betracht, weil er sich nicht für fähig hält, ein normales Familienleben einschließlich der Verantwortung für Kinder zu führen. Er fühlt sich dem nicht gewachsen.
Wenige Tage vor der Matrosenprüfung lässt Roland Bold, er ist jetzt 19 Jahre alt, sich dazu überreden, für eine Nacht als Portier auf der Großen Freiheit im Hamburger Vergnügungs- und Rotlichtviertel zu arbeiten. Für seine Tätigkeit erhält er vergleichsweise viel Geld: 150 Mark. Er beschließt deshalb, im Milieu von St. Pauli zu bleiben und dort Fuß zu fassen. Schon ein halbes Jahr später hat er sich als Zuhälter Respekt verschafft und lernt eine Vielzahl von Frauen kennen, die er nicht nur zur Prostitution animiert oder gar zwingt, sondern gleichzeitig als Sexualpartnerinnen für sich selbst reklamiert.
Schließlich gründet er ein Geschäft für Hundeartikel. Auf diese Idee haben ihn die vielen Haustiere der Prostituierten gebracht. Er sieht eine Chance, rasch und ohne große Anstrengung an Geld zu kommen. Der Laden lässt sich auch gut an, doch Roland Bold erweist sich als schlechter Geschäftsmann: Er kümmert sich nicht um die Bezahlung von Lieferantenkrediten und gibt mehr Geld aus, als er einnimmt. Die Folgen sind ruinös. Nach einem Dreivierteljahr muss er das Geschäft aufgeben und hat mehr als 100 000 Mark Schulden am Hals.
Als die Gläubiger ihn handfest zur Rückzahlung der Schulden zwingen wollen, wird ihm die Sache zu heiß. Über Nacht verschwindet er aus Hamburg und kehrt nach Wuppertal zurück. Seine Mutter nimmt ihn mit offenen Armen bei sich auf und unterstützt ihn auch finanziell. Er spielt ihr vor, sich ernsthaft um einen Arbeitsplatz zu bemühen, tatsächlich aber agiert er als Zuhälter. Vornehmlich in Nachtbars und Tanzlokalen gabelt er Frauen auf, die kurz darauf für ihn anschaffen gehen. Wie schon in Hamburg werden sie auch seine Sexualpartnerinnen, die für ihn jedoch nur Mittel zum Zweck sind. Persönliche Bindungen entstehen nicht.
Roland Bold verdient als Zuhälter in Wuppertal bei weitem nicht so viel wie in Hamburg. Als sich seine finanzielle Situation weiter verschlechtert und auch die Gläubiger ihn aufspüren, überfällt er am 16. Oktober 1974 in Frankfurt am Main eine Bank, wird aber kurz darauf gefasst. Für den Bankraub bekommt er drei Jahre Haft.
Nun brechen für Roland Bold entbehrungsreiche Zeiten an, denn er ist es nicht gewohnt, sich Vorschriften machen zu lassen und
Weitere Kostenlose Bücher