Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
Wohnung hineingestürmt, haben wohl vorher meinen Mann abgepasst, der vom Einkaufen kam. Wenig später standen mehrere Beamte um mich herum und fragten, ob ich allein bin. Ich hab ja gesagt. Und dann ging es los, die haben alles auf den Kopf gestellt. Nachher sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Erst waren die ziemlich forsch zu mir, das hat sich aber relativ schnell gelegt. Vielleicht haben sie gedacht, ich wüsste über die Morde Bescheid. Aber ich durfte mich in meiner Wohnung nicht mehr alleine bewegen, selbst auf die Toilette durfte ich nur in Begleitung einer Beamtin. Ich saß während der Durchsuchung auf meinem Lehnstuhl und hatte meine Katze auf dem Arm, die am ganzen Leib zitterte. Schließlich haben die Beamten mir Fragen gestellt.«
Die Fahnder vermuten tatsächlich, Elisabeth Rawski könnte an den Taten beteiligt gewesen sein oder davon gewusst haben. Deshalb wird die 61-Jährige ins Kreuzverhör genommen:
»Frau Rawski, wir haben im Kofferraum Ihres Wagens Sachen gefunden, die man auch für einen Banküberfall benutzen kann. Was wissen Sie darüber?«
»Davon weiß ich nichts.«
»Sie wollen uns also weismachen, dass Sie nichts davon mitbekommen haben?«
»Ich habe mich um den Wagen nicht gekümmert, das war Sache meines Mannes.«
»Warum haben Sie sich denn dafür nicht interessiert?«
»Es ist doch immer nur er damit gefahren!«
»Und Sie nicht?«
»Nein. Ich habe zwar einen Führerschein, aber ich bin seit über zwanzig Jahren nicht mehr Auto gefahren. Deshalb habe ich auch nicht in den Kofferraum geguckt. Das muss doch alles ein großer Irrtum sein. Sie haben bestimmt den falschen Mann verhaftet.«
Schließlich lassen die Beamten von Elisabeth Rawski ab, sie macht einen durchaus glaubwürdigen Eindruck und ist wohl auch nicht in der Lage, sich zu diesem Zeitpunkt einer echten Vernehmung zu stellen.
Bei den Durchsuchungsmaßnahmen stoßen die Fahnder auf wertvolle Beweismittel: Im Kofferraum des Saab werden ein brauner Rucksack und eine Umhängetasche gefunden, in denen neben einer Sportschützenpistole auch Munition aufbewahrt wurde. Es ist dieselbe, inzwischen vergriffene Munitionsart, mit der auch Harald Huber und Wilhelm Lohr erschossen wurden.
Ebenfalls im Kofferraum des Wagens findet man einen Elektroschocker, eine dunkelblaue Wollmaske, schwarze Wollhandschuhe, Einmalhandschuhe und einen handgeschriebenen Zettel:
»Das ist ein Überfall: Bleiben Sie ruhig, keinen Alarm schlagen, dann passiert hier keinem etwas. Diese Waffe ist geladen und entsichert. Legen Sie jetzt die Banknoten in diese Plastiktüte, aber keine markierten oder präparierten Scheine. Bleiben Sie ruhig.«
Entweder hat Franz Rawski bereits einen Banküberfall verübt oder er hatte es vor, schlussfolgern die Ermittler. Der Verdächtige wird aufgrund der gefundenen Beweise vorläufig festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt – Fotos, Fingerabdrücke, Speichelprobe. Jeden Versuch der Fahnder, mit ihm über die Morde ins Gespräch zu kommen, lehnt der Mann ab und schweigt beharrlich.
»Ich bin durch die Hölle gegangen. Eigentlich habe ich die ganze Zeit gedacht: Das kann nicht wahr sein! Ich dachte: Franz ist mein Mann, der war doch immer lieb und nett. Wann soll er das denn alles gemacht haben? Am Tag der Verhaftung habe ich bei meiner Freundin übernachtet. Natürlich wurde dann auch noch an dem Abend über die Sache gesprochen. Aber auch da hab ich immer wieder gesagt: ›Du, ich glaube nicht daran. Ich glaube nicht, dass er das war. Das wird sich bestimmt aufklären.‹«
Noch am Wochenende haben Experten des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg die DNA-Probe des Beschuldigten mit den Spuren aus Rottweil und Eiterhagen verglichen – Volltreffer! Franz Rawski ist an beiden Tatorten gewesen und hat dort biologische Spuren hinterlassen, die einen besonders hohen Beweiswert haben. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe beantragt daraufhin einen Haftbefehl, der von einem Richter noch am selben Tag erlassen wird.
»Die ersten Tage nach seiner Verhaftung waren die schlimmsten meines Lebens. Ich war ganz auf mich allein gestellt. Ich hatte niemand, der bei mir war. Ich bin in meiner Wohnung hin und her getigert. Obwohl ich sonst von Alkohol nichts halte, habe ich viel getrunken, einmal sogar eine ganze Flasche Schnaps. Ich wollte mich einfach nur betäuben, damit ich nicht unablässig darüber nachdenken muss. Schließlich bin ich zum Hausarzt gegangen, und der hat mich sofort am gleichen Tag in die
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