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Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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gearbeitet?«
    »Nee, das war kein Hospiz, sondern eine Abschiebestation. In einem Hospiz wird bei den Menschen nicht mehr viel gemacht, da wird eigentlich nur drauf geachtet, dass sie schmerzfrei und friedlich sterben können.«
    Thomas Bracht stockt. Tränen stehen ihm in den Augen. Doch schon bald hat er sich gefangen und erzählt weiter.
    »Und auf meiner Station wurde halt noch versucht, vorgeblich versucht, sage ich, die Patienten wieder zurück in die Psychiatrie zu kriegen, lebend. Wir waren nicht alle darauf vorbereitet, dass so viele Sterbefälle auf uns zukamen. Es wurde deshalb so gearbeitet, dass die Sterbenden von einer Schicht zur anderen übergeben werden konnten.«
    »Wie darf ich mir das vorstellen?«
    »Jetzt mal sehr brutal gesagt: Die andere Schicht machte ja auch nichts anderes. Ich habe es damals vielleicht auch nicht so gesehen, aber heute sehe ich das so, dass an den Sterbenden offensichtlich geduldete medizinische Experimente durchgeführt wurden. So nach dem Motto: Mit der Pille, mit dem Medikament, mit der Infusion kann man vielleicht noch einen Tag oder zwei oder wenigstens ein paar Stunden rausholen. Ich habe mich damals schon gefragt, warum so etwas gemacht wird. Man hätte die Patienten doch auch in Ruhe sterben lassen können.«
    »Wenn du in dieser Situation hättest entscheiden dürfen, wie wäre es dann abgelaufen?«
    »Man hätte die Familie dazuholen sollen, was manchmal auch vorkam. Man hätte dem Sterbenden nur Schmerzmittel geben sollen, damit er friedlich einschlafen kann. Aber nein, Schmerzmittel wurden manchen Patienten sogar verweigert, denn die machen ja süchtig.«
    Thomas Bracht schaut mich vorwurfsvoll an.
    »Wenn ein Patient schwer krebskrank ist und man weiß, der hat wahrscheinlich nur noch einige Tage oder Wochen zu leben, dann sollte man doch so human sein und Schmerzmittel geben, meinetwegen auch Opiate; damit derjenige in Ruhe und Frieden sein Leben abschließen kann. Aber es macht doch keinen Sinn, ihn an Schläuche anzuschließen und sein Sterben zu verlängern. Das ging mir damals schon gegen den Strich. Ich habe auch mal versucht, was dazu zu sagen, aber ich bin dann gar nicht durchgedrungen, denn das stand überhaupt nicht zur Diskussion.«
    »Wenn man jetzt einem solchen Sterbevorgang beiwohnt, also mitbekommt, wie jemand eines natürlichen Todes stirbt, ist das ein Ereignis, das einem nahegeht. Wie bist du auf diese Grenzsituationen vorbereitet worden?«
    Thomas Bracht schüttelt den Kopf. Und sieht plötzlich so verärgert aus, wie ich ihn selten erlebt habe.
    »Gar nicht! Das war einfach so!« Er braucht einen Moment, um sich wieder einzufangen. »Es gab Sterbesituationen, die waren schwer zu ertragen. Aber es gab auch Sterbesituationen, wo ich hinterher gesagt habe, das war eigentlich schön, obwohl der Patient gestorben ist.«
    Ich stutze. Und frage dann: »Wie darf ich mir schönes Sterben denn vorstellen? Kannst du mir ein Beispiel geben?«
    »Das ist schon Jahre vor den Tötungen gewesen, da hatte ich Nachtschicht. Wir hatten eine alte Dame bei uns, die kam eigentlich jedes Jahr. Immer dann, wenn ihre Pfleger vom Zivildienst Urlaub hatten, kam sie für drei bis vier Wochen zu uns. Sie war schon weit über 90. Irgendwann nachts klingelte sie und sagte zu mir: ›Thomas, ich glaube, ich sterbe jetzt.‹ Ich sagte darauf: ›Das kann doch gar nicht sein. Du bist doch noch so fit.‹ ›Nee‹, sagte sie, ›ich bin davon überzeugt, ich sterbe jetzt.‹ Ich habe vorsichtshalber ihren Blutdruck und den Puls gemessen, was man dann halt so tut als Pfleger. Die Werte waren aber völlig normal.«
    Thomas Bracht fällt es sichtlich schwer, über dieses Erlebnis zu sprechen. Ich reagiere entsprechend.
    »Du musst das jetzt nicht erzählen …«
    »Ist schon okay. Ich hab sie dann gefragt, ob ich den Doktor holen soll. ›Nee, nee, Hauptsache, du bleibst jetzt bei mir‹, hat sie geantwortet. Zwischendurch kam der Doktor über die Station und hat bei ihr kontrolliert: Blutdruck gemessen, Puls gemessen, Herz abgehört. War alles völlig normal. ›Nee, nee, ich bin mir sicher, ich sterbe jetzt‹, hat sie wieder gesagt.
    Auf der Station war sonst nichts zu tun, es war ganz ruhig. Alle anderen Patienten haben geschlafen. In dieser Nacht hat sie mir ihr ganzes Leben erzählt. Zum Beispiel, dass sie in den beiden Weltkriegen jeweils ihren Verlobten verloren hatte. Sie hat mir auch Bilder dazu gezeigt, die hatte sie in ihrer Nachttischschublade. Und dann richtete

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