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Killers: Roman (German Edition)

Killers: Roman (German Edition)

Titel: Killers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn , Blake Crouch
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panischen Blick zum Bullen hinüber– der noch immer pennte– und dann zur Uhr.
    2:20Uhr.
    Nur noch zehn Minuten, ehe Schwester Winslow für ihre Kontrollrunde auftauchen würde.
    Er musste sich beeilen. Er hatte noch weitere fünf Schrauben im Arm.
    Donaldson hatte seit seiner Kindheit keine einzige Träne mehr vergossen. Er konnte sich noch gut daran erinnern. Er war zehn Jahre alt gewesen, und der Gürtel hatte offene Wunden und Blutspuren auf seinem Hintern, seinen Oberschenkeln und seinem Rücken hinterlassen. Sein Vater hatte ihn geschlagen, weil er den Nachbarhund umgebracht hatte, so hart und so lange geschlagen, dass er die gesamte folgende Woche nicht zur Schule gehen konnte.
    Das war das letzte Mal, dass er geweint hatte, aber nicht das letzte Mal, dass sein Vater sich an ihm vergriffen hatte. Aber seit der Sache mit dem Hund hatte Donaldson sich geschworen, nie wieder Schwäche zu zeigen. Von nun wollte er den Schmerz in sich aufsaugen, sich zu eigen machen.
    Diesen Schwur hatte er vierzig Jahre lang gehalten. Ein Schwur, den er jetzt brach, als die Schluchzer seinen Körper zum Beben brachten und der Rotz über seine zitternden Lippen floss.
    Die Schraube schien mit jedem Herzschlag zu pulsieren, zu vibrieren. Der Knochen unter der Haut war so offensichtlich fehl am Platz, dass es beinahe witzig aussah.
    Donaldson versuchte, nicht zu zögern. Aber an ihr rumzuschrauben würde ihn nur wieder bewusstlos werden lassen.
    Also holte er tief Luft, legte die Hand vorsichtig um die Schraube und zog dann ruckartig.
    Die Schraube schnellte empor und riss ein Stückchen Fleisch mit sich, sodass Blut aus der offenen Wunde spritzte.
    Er jammerte zwar wie ein Baby, aber Donaldson machte sich rasch an den restlichen Schrauben zu schaffen. Schmerz war jetzt das Einzige, was ihn noch in dieser Welt hielt, das Einzige, was er jetzt noch kannte. Er drehte und zog und zerrte an seinem kaputten Arm, konnte vor lauter Tränen nichts mehr sehen, trat mit den Beinen aus, spürte, wie sich die Hautfetzen der Transplantation von seinem Körper lösten, und schüttelte den Kopf so heftig hin und her, dass er die metallene Halskrause verbog, die seinen Kopf fixieren sollte.
    Sie kam… noch ein Stück…
    Geschafft!
    Donaldson wischte sich die Augen trocken.
    Noch drei Schrauben.
    Es war schlimmer als Zahnschmerzen, schlimmer noch als ein Tritt in die Eier, schlimmer als der Gürtel seines Vaters. Verdammt, es war schlimmer, als hinter einem Auto hergezogen zu werden.
    Nur noch zwei.
    Seine beiden Arme zitterten nun so heftig, dass Donaldson den Schraubenkopf nicht mehr richtig zu fassen kriegte. Ständig musste er seine nassen, mit Blut bespritzten Finger an der Decke trocknen. Als er endlich zupacken konnte, war er so verwirrt, dass er die Schraube in die falsche Richtung drehte– und sie noch tiefer in den Knochen bohrte. Er wollte vor Schmerzen aufbrüllen, wild um sich schlagen, und seine Augen drohten ihm aus dem Schädel zu platzen. Aber er machte sich den Schmerz zunutze. Er wusste, dass es nicht noch schlimmer werden konnte, und drehte rasch in die richtige Richtung. Er spuckte die Decke aus und kotzte, als die Schraube aus seinem Arm kam.
    Okay.
    Nur noch die eine…
    Die letzte…
    Aber die letzte war gleichzeitig auch die längste von allen und fixierte sein Handgelenk.
    Die saß tief drinnen.
    Sehr tief.
    Zu tief.
    Geht nicht.
    Kacke. Ich schaff es nicht.
    Allein der Gedanke daran, diese letzte Schraube zu berühren, geschweige denn, an ihr zu drehen, ließ Donaldson erneut würgen. Er brauchte Morphium. Er brauchte den Stoff jetzt mehr als je zuvor in seinem Leben. Er könnte die Schwester rufen, und sie würde ihm eine Dosis verpassen. Das würde ihn ruhigstellen, und er würde nichts von alldem mehr spüren.
    Aber dann würden sie ihm die Schrauben erneut einsetzen.
    Donaldson wusste, dass er es nicht noch einmal aushalten könnte.
    Er schloss die Augen, schürzte die Lippen, schluchzte laut auf– und wurde inmitten seines Schmerzdeliriums von einem Engel heimgesucht.
    In seinem Wahn trug der Engel große weiße Flügel, einen leuchtenden Heiligenschein und ein sanftmütiges Lächeln.
    Und pinke Crocs.
    » Sieht aus, als ob ich gewinne, alter Mann«, sagte der Lucy-Engel.
    Donaldson öffnete die Augen.
    Nein. Du kleine Göre wirst nicht gewinnen.
    Er machte sich mit einem solchen Hass an die nächste Schraube, dass ihm der Schmerz kaum noch etwas ausmachte.
    Er musste sie fünfmal um die eigene Achse drehen, um

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