Killers: Roman (German Edition)
das Scheißding in der Hand halten zu können.
Endlich war Donaldson fertig.
Sein Arm hatte kaum noch etwas Menschliches an sich und glich eher einem gigantischen, mit Blut besudelten, sich windenden Regenwurm, die Haut dunkelviolett und von lauter Blutergüssen angeschwollen. Vorsichtig legte er den metallenen Rahmen ab, zog die Überreste seines Arms durch das Gestänge und lachte auf, als er das Stahlding endlich in der Hand hielt und sein Gewicht spürte. Es handelte sich um soliden chirurgischen Stahl, mindestens zweieinhalb Kilo schwer. Die Schrauben ragten gleich Spikes aus dem Gestell heraus, sodass es einem mittelalterlichen Morgenstern glich.
Vor lauter Hysterie verwandelten sich Donaldsons Tränen in heiseres Lachen.
Und ihr Arschlöcher habt gedacht, es gäbe keine Waffen in meinem Zimmer.
Die hier habt ihr vergessen.
Er blickte hinüber zum Deputy.
Noch immer schlafend.
Die Uhr.
2:27Uhr.
Er hatte noch drei Minuten, ehe Schwester Winslow auftauchen würde.
Donaldson riss an der metallenen Halskrause, die von seinen wilden und unkontrollierten Bewegungen völlig verdreht und verbeult war. Er legte sie auf das Kopfkissen hinter sich, als er seinen gewaltigen Körper aufrichtete. Dann schwang er die Beine zur Seite. Die Bandagen waren voller Blut, das von der Hauttransplantation stammte.
Als er aufstand, krachte Donaldson beinahe zu Boden. Es fühlte sich an, als ob sein gesamter Körper aus Pudding bestand. Sein böse zugerichteter linker Arm hing völlig nutzlos an der Seite hinab, während er in der rechten Hand das bizarr wirkende, blutige Metallgestell hielt.
Wenn ich nicht aufpasse, verliere ich das Bewusstsein, ehe ich es bis zum Bullen hinüberschaffe.
Donaldson schloss die Augen und spürte, wie das Blut aus seinem Kopf rauschte. Er war kurz davor, ohnmächtig zu werden.
Wieder einmal rettete ihn der Gedanke an Lucy. Das lächelnde Gesicht der kleinen Hure, nachdem sie ihn an sein eigenes Auto gefesselt hatte.
Benommenheit machte Wut und Rage Platz, und er ging drei rasche, schwerfällige Schritte in Richtung Tür. Er hatte den Deputy erreicht, ehe dieser sich umdrehen konnte. Donaldson hob seinen metallenen Morgenstern und schlug ihn mit aller Kraft auf den Schädel des Gesetzeshüters.
Ein Geräusch ertönte, das an das Brechen eines Brettes erinnerte. Der Bulle sackte nach vorne, fiel vom Stuhl und hob den Arm, um sich zu schützen.
Donaldson zielte erneut, holte seitwärts aus, und eine hervorstehende Schraube traf direkt auf die Schläfe des Deputy und fuhr tief in seinen Kopf.
Donaldsons Waffe blieb im Schädel seines Opfers stecken, als er versuchte, sie wieder zu heben und erneut damit auszuholen.
Der Bulle fuchtelte wild mit den Händen und zog an dem metallenen Gestell in seiner Schläfe, während seine Beine zuckten und er immer wieder mit den Sohlen auf den gefliesten Boden trat. Donaldson zerrte den Deputy in sein Krankenzimmer, ehe er den behelfsmäßigen Morgenstern mit einem einzigen gewaltigen Ruck befreite, wenn auch nicht ganz– knapp ein Viertel des Schädels blieb an der Schraube hängen.
Daraufhin hämmerte Donaldson auf den Schädel des Bullen ein, bis der Mann endlich aufhörte, sich zu bewegen.
Schwitzend und zitternd und– einigermaßen unfassbar– kichernd warf Donaldson die Waffe auf sein Bett und benutzte seinen noch funktionierenden Arm, um den Deputy ins Bad zu zerren. Er war erschöpft. Der Schmerz breitete sich in seinem ganzen Körper aus, gleich roten Ameisen, die überall in seinem Inneren krabbelten. Aber er verspürte auch Ekstase. Töten war noch immer die beste Droge auf der ganzen Welt.
Und wie einem wahren Junkie verlangte es Donaldson nach mehr.
Eigentlich hatte er sich die Uniform des Gesetzeshüters überziehen wollen, aber dazu war jetzt nicht mehr genug Zeit. Außerdem würde er es nie schaffen, den linken Arm in den Ärmel zu zwängen. Stattdessen schnappte er sich die Knarre des Bullen– eine Neun-Millimeter-Beretta– und entsicherte sie.
Er bewegte sich ziemlich schnell und schlüpfte auf den Flur hinaus– es war genau 2:29Uhr–, arbeitete sich zur gegenüberliegenden Tür vor und verschwand in dem dahinterliegenden Zimmer.
Im Bett lag ein Mann. Er schnarchte leise. Ein großer Typ, kräftig und muskulös. Auf dem Klemmbrett am Fuß des Betts stand ein Name: R. Bolton. Donaldson überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Der Mann war so groß, dass er ihm womöglich Schwierigkeiten bereiten könnte, sobald er
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