Killers: Roman (German Edition)
sterben, aber ich würde gewinnen. Verstehst du? Ich würde dir ein Ende setzen. Bist du etwa damit einverstanden?«
» Das letzte Mal, als wir in einer solchen Situation waren, bin ich in die Eisen getreten, und du hast dir dein schönes Gesicht an meinem Armaturenbrett angehauen. Soll ich das wieder machen? Du trägst keinen Sicherheitsgurt.«
» Du auch nicht.«
» Und wenn ich dich bitten würde, mich anzuschnallen?«
» Lieber wäre mir, wenn du mein Fenster runterlassen könntest.«
» Dein Fenster?«
» Was denn? Stottere ich etwa?«
» Nur eine heile Hand. Müsste das Lenkrad loslassen, um die Scheibe runterzulassen.«
Lucy ergriff mit der Linken das Lenkrad.
» Ich hab’s«, meinte sie. » Wenn das kein Vertrauensvorschuss ist.«
» Der Wagen hinter uns kommt immer näher.«
Lucy sprach jetzt leiser. » Donaldson, glaubst du, dass es Momente im Leben gibt, die eine Wende herbeiführen? Wenn eine Entscheidung, die man trifft, entweder der Anfang oder das Ende von etwas sein kann?«
» Schon.«
» Und jetzt mein Fenster.«
Donaldson nahm die Hand vom Steuer und drückte auf den Knopf. Das Beifahrerfenster senkte sich. Die Nachtluft strömte in den Wagen und riss an Donaldsons Gesichtsbandagen, sodass sie im Wind flatterten.
» Und jetzt?«, verlangte er.
Lucy beugte sich zu ihm und küsste seine Bandage, lehnte sich dann wieder zurück und warf das Skalpell aus dem Fenster.
Als es auf den Teer schlug, blitzte es kurz auf und verschwand dann außer Sicht.
Donaldson drückte erneut auf den Knopf, und das Beifahrerfenster hob sich wieder.
Er hielt das Auto weiterhin kerzengerade auf der Straße.
» Weißt du was? Ich kann mich an die Namen der Einsiedlerkrebse erinnern.«
» Was?«
» George und Ringo. Ringo hat George aufgefressen, das kleine Arschloch.«
» Ich habe singende Schlagzeuger noch nie ausstehen können.«
» Aber Ende gut, alles gut. Ich habe ihn mit Benzin überschüttet und angezündet.«
Der Motor begann zu stottern, Zylinder feuerten fehl, setzten aus und begannen dann wieder zu rattern.
» Glaubst du, dass der Wagen hinter uns eine Streife ist, D?«
» Nein. Der hätte schon längst das Blaulicht angeschaltet und Verstärkung gerufen. Wie gesagt, es könnte jemand sein, der einfach spät dran ist.«
» Glaubst du das wirklich?«
» Nein«, antwortete Donaldson.
» Was sollen wir tun?«
Der Wagen stotterte noch einmal, ehe endgültig der Motor aussetzte.
Ohne das Motorgeräusch konnten sie die Reifen über winzige Steinchen rollen und den Wind gegen die Windschutzscheibe brausen hören.
» Hast du irgendwelche Waffen dabei?«, wollte Donaldson wissen.
Lucy starrte ihn an und zögerte.
» Was?«, fuhr er sie an. » Nach deiner ganzen » Gemeinsam-töten-oder-alleine-sterben«-Rede willst du mir immer noch nicht die Wahrheit sagen?«
» Ich habe noch eine Schere dabei. Hatte sogar die Chance, mir eine Glock zu schnappen…«
» Keine Spielchen, Lucy. Nicht jetzt.«
Der Wagen rollte noch immer aus.
Donaldson warf einen Blick auf den Tacho.
Achtzig.
Siebzig.
Sechzig.
Der Wagen hinter ihnen kam immer näher.
» Keine Spielchen, D. Ich habe mir die Knarre nicht genommen, weil ich dich nicht aus Versehen umbringen wollte– dann wärst du den ganzen Qualen entkommen, die ich mir für dich ausgedacht habe. Tut mir leid. Kannst mich ruhig durchsuchen, wenn du mir nicht glaubst.«
Donaldson grunzte verhalten.
Die Scheinwerfer klebten jetzt an ihrer Stoßstange.
» Da!«, rief Lucy. » Da ist ein Schotterweg.«
Sie deutete aus dem Fenster, und Donaldson blinzelte in die Dunkelheit, um etwas erkennen zu können.
» Ist das eine Scheune?«, fragte Lucy.
» Schwer zu sagen, aber immer noch besser, als mitten auf der Straße liegen zu bleiben.«
Donaldson lenkte den Honda rechts in den Schotterweg. Die Reifen gruben sich in die Steine, und der Wagen rollte noch knappe fünfzig Meter, ehe er langsamer wurde und endlich zum Stehen kam.
Das Auto fuhr an ihnen vorbei, hielt aber nach zwanzig Metern an. Eine schwarze Limousine. Die Scheinwerfer erleuchteten die dunkle Nacht noch für einen Augenblick und erloschen dann.
» Was will der von uns, wenn es kein Bulle ist?«, wollte Lucy wissen.
» Warum hüpfst du nicht raus und fragst?«
» Worauf wartest du?«
» Keine Ahnung.«
Wer auch immer hinter dem Steuer der schwarzen Limousine saß, rührte sich nicht vom Fleck.
» Hast du denn Waffen dabei, D?«
» Habe gedacht, dass die Knarre reichen würde.«
»
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