Killers: Roman (German Edition)
sondern im Knast. Weißt schon, die, von denen ich dir vorhin erzählt habe. Die haben mich sofort durchschaut. Sie kamen ins Hotelzimmer und…«
Der Mann hielt vor Donaldsons Fenster an und klopfte hart gegen die Scheibe.
» Sag mir nur eins: Freund oder Feind?«, flüsterte Donaldson.
» Bin mir nicht sicher.«
Mit der Schere in der Hand drückte Donaldson auf den Knopf.
Bis das Fenster halb offen stand.
» Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Donaldson.
Der Mann beugte sich zu ihnen herab und warf einen Blick in den Wagen.
Als Lucy sein Gesicht sah, konnte sie sich nicht mehr halten: » Heilige Scheiße! Du bist…«
» Luther. Luther Kite. Bist du das, kleine Lucy? Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, hattest du noch nicht einmal einen Führerschein. Und jetzt schau dich einer an, im Fernsehen und alles. Steckst ganz schön tief im Dreck.«
Lucy schnitt eine Grimasse. » Luther?«
Luther schob den Lauf einer Pistole ins Auto. Als er abdrückte, klang es wie ein gewaltiger Luftstoß.
Sowohl Donaldson als auch Lucy starrten auf den Pfeil, der ihr aus der Brust ragte.
Sie holte tief Luft, rang danach, als ob man ihr sämtliche Puste genommen hatte.
Lucy krächzte: » Warum…«, schaffte es aber nicht, den Satz zu Ende zu bringen. Sie krachte mit dem Rücken gegen die Beifahrertür, die Augen geschlossen, den Mund weit offen.
Donaldson schnappte nach der Pistole, aber Luther hatte sie längst wieder ins Freie gezogen.
» Passen Sie mal auf… Luther, oder? Die Kleine hier und ich sind nicht gerade Busenfreunde. Wenn Sie also ein bisschen private Zeit mit ihr verbringen wollen, bitte sehr.«
» Sieht ganz so aus, als wärt ihr zwei das Doppelsonderangebot. Zwei zum Preis von einem sozusagen.« Er deutete mit dem Kinn auf die Handschellen. » Was hat das denn zu bedeuten?«
» Die verrückte Ziege hat uns zusammengefesselt.«
» Und? Werdet ihr den Rest des Lebens glücklich vereint verbringen, oder gibt es einen Schlüssel?«
» Gibt es. Sie müssen aber Lucy fragen, wo er ist.«
Luther richtete die Betäubungspistole auf Donaldsons Kopf. » Vielleicht solltest du dich auf die Suche nach ihm machen.«
Donaldson lehnte sich zu Lucy und tastete ihre Uniform unbeholfen ab– ohne Erfolg.
» Der ist nicht da«, gab er zurück. » Sie wollte mir nicht verraten, wo sie…«
Luther fuhr mit dem Arm durch den Fensterspalt und packte Donaldson am Ohr. Dem Ohr, das ihm noch geblieben war.
» Raus aus dem Auto!«
» Ich würde gern. Aber mein Arm und meine Beine haben schon bessere Tage gesehen, und ich bin an diese Verrückte hier gefesselt. Wussten Sie, dass wir es hier mit einer Serienmörderin zu tun haben?«
» Hat sie dir all das angetan?«
» Yeah! Verdammt, Sie können mit ihr anstellen, was Sie wollen. Ich mache auch Fotos, wenn Sie wollen.«
» Du warst ebenfalls in den Nachrichten.«
» Ach?«
» Es hieß, du wärst ein Monster. Vielleicht sogar der schlimmste Killer seit Green River.«
» Da haben die sich aber ganz schön geirrt. Sie ist das Monster, ich bin nur ein Opfer.«
» Ach, ehrlich?«
» Passen Sie auf, Kumpel. Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind oder was Sie wollen. Aber…«
» Halt deine verdammte Schnauze!« Luther drehte am Ohr. » Antworte, wenn ich mit dir rede. Bist du ein Killer oder nicht?«
» Nein! Ich bin verfickt noch mal unschuldig!«
» Nun, da bin ich ja höchst erleichtert, mein lieber Mr.…?«
» Donaldson. Gregory Donaldson.«
» Willst du wissen, warum ich hinter Lucy her bin?«
» Nein«, grunzte Donaldson. » Das geht mich nichts an.«
» Willst du wissen, unter welchen Umständen wir uns das erste Mal getroffen haben?«
» Ich will genau das, was Sie wollen, dass ich will.«
» Das ist gut, Mr. Donaldson. Denn ich will, dass du… Aus. Dem. Auto. Steigst.«
Beim letzten Wort riss Luther so hart an Donaldsons Ohr, dass er mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe prallte und sie in tausend Stücke zerbarst.
Aber das Ohr befand sich noch am Kopf.
Luther musste noch einmal daran reißen, ehe es sich endlich löste.
Donaldson brüllte laut auf und ließ die Schere fallen.
» Kannst du mich jetzt hören?« Luther sprach mit dem abgerissenen Ohr und trat zwei Schritte vom Wagen zurück. » Oder jetzt?« Dann hob er es über den Kopf. » Jetzt vielleicht?«
Er warf es schließlich auf die Straße, öffnete dann die Fahrertür, schnappte sich Donaldsons angeschwollenes Handgelenk und drehte es. Es ertönte ein Geräusch wie von platzender
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