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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Nachrichten kommt. All die Jahre haben seine Freunde und Nachbarn angenommen, der Kerl ist astrein. Und wenn das Unglück dann seinen Lauf nimmt, sind das dann natürlich die Ersten, die sagen: ›Na ja, ein bisschen verklemmt war er ja, vielleicht schon fast ein bisschen
zu
normal?‹«
    »Nein«, sagte ich. »Die Leute kennen mich.«
    »Dachten sie vielleicht. Außerdem sind hier im Haus noch ein paar Beweisstücke versteckt, ganz zu schweigen von Ihrem Büro im The Breakers. Wie gesagt, es war viel los an diesem Nachmittag. Das Szenario ist fertig. Sie haben jetzt eine Geschichte.«
    Ich suchte fieberhaft nach einem überzeugenderen Gegenargument. Er sah, dass mir nichts einfiel, und lächelte. Es war ein echtes Lächeln. »Hauen Sie ab, Mr. Moore. Ich bin beschäftigt. Muss dafür sorgen, dass alles genau so aussieht wie geplant.«
    Er schaute mir hinterher, als ich rückwärts zur Haustür lief und sie öffnete. Nickte mir noch einmal aufmunternd zu, als wollte er mir sagen, keine Sorge, dir passiert nichts. Ich trat langsam aus dem Haus, auch wenn ich schon begriffen hatte, dass der Mann meinte, was er sagte. Er würde mich nicht töten.
    Das hätte wohl weniger Spaß gemacht.
    Doch dann kam mir etwas, das der Mann gesagt hatte, wieder in den Sinn. Mich verließ der Mut.
    Ohne Ausnahme, wenn ich bitten darf.
    Ich rannte zu meinem Wagen, bemerkte, dass ich noch immer eine Waffe in der Hand hielt, ließ sie auf den Beifahrersitz fallen, warf den Motor an und haute den Rückwärtsgang rein. Im selben Moment, in dem ich in die kreisförmige Einfahrt einbog, hatte ich das Handy am Ohr. Während ich in den Vorwärtsgang schaltete, zog ich die Wagentür zu und bretterte Richtung Tor.
    »Steph«, sagte ich, als sie mich durchgestellt hatten. Ich sprach so normal, wie ich konnte. »Ich bin zu dir unterwegs, okay? Und vielleicht solltest du bis dahin angezogen sein.«
    »Wieso?« Sie klang verwirrt.
    »Tu’s einfach. Jetzt, in Ordnung? Ich bin bald da.«
    Ich beendete den Anruf und brauste durch die Einfahrt.

47
    D er Eingang zum Krankenhaus war von Ambulanzen umringt. Außerdem waren dort auch drei Nachrichtenteams in Stellung gegangen; ein Reporter, den ich von WWSB kannte, stand etwas abseits und sprach mit ernster Miene in die Kamera. Ich schwenkte ab, um alldem aus dem Weg zu gehen, und fuhr auf den Hauptparkplatz, wo ich am hintersten Ende eine Lücke fand. Erst, nachdem ich den Motor abgeschaltet hatte, registrierte ich, dass meine Hände mit Emilys Blut beschmiert waren. Ebenso mein Hemd.
    Ich zog das Hemd aus und wischte daran herum, so gut ich konnte. Es half nichts. Ich wand mich nach hinten und fand auf dem Rücksitz ein Sweatshirt, dasjenige, das ich nach dem Fitnesscenter trug. Das zog ich an und kramte unter dem Beifahrersitz eine halbe Flasche altes, warmes Mineralwasser hervor. Steph lag mir immer in den Ohren, weil ich vergaß, die Sachen in den Müll zu werfen. Jetzt war ich darüber froh. Ich stieg aus und benutzte das Wasser sparsam, um mir mit dem blutverfleckten Hemd die Hände abzurubbeln. Etwas Blut war auch unter den Fingernägeln getrocknet, und ich bekam es nicht heraus, doch ich kam schnell zu dem Schluss, dass ich genug Zeit vergeudet hatte. Erst dann bemerkte ich, dass auch meine Hose einiges abbekommen hatte. Offenbar war ich für alles blind, was sich nicht unmittelbar vor meiner Nase befand, und das vielleicht schon eine Weile.
    An der Hose konnte ich nichts ändern, sondern einfach nur hoffen, dass es niemand bemerkte. Ich schob die Waffe in den Fußraum und warf das Hemd darüber, nachdem ich es so gefaltet hatte, dass die Blutflecken nicht zu sehen waren. Ich wusste, dass ich die Pistole loswerden musste, allerdings mit Bedacht, da jetzt auch noch meine Fingerabdrücke daran waren, was es Barclay umso leichter machen würde, bizarre Lügen über mich zu erzählen.
    Gewöhnlich ist der Seiteneingang zum Krankenhaus von einer Schar unverbesserlicher Raucher belagert, doch entweder hatte das Sarasota Memorial die Devise ausgegeben, bei Sichtung einer brennenden Zigarette ohne Vorwarnung zu schießen, oder sie waren zum Haupteingang übergesiedelt, um ja nichts von den neuesten Vorgängen zu verpassen. Auf dem Weg hierher hatte ich im Radio die Lokalnachrichten angemacht, aber wenig erfahren, was ich nicht bereits wusste. Ein Toter infolge des Schusswechsels, zwei Schwerverwundete. Die anderen eingelieferten Personen hatten sich ihre Verletzungen bei der Flucht aus der Gefahrenzone

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