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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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dreht er sich zur Tür um, und es gelingt ihm, seinen Schrecken einigermaßen unter Kontrolle zu halten.
    »Was zum
Teufel?
«
    Die stahlblaue Prada-Hose – viel zu eng um die Taille, jetzt, wo er bei niemandem mehr Eindruck schinden muss – hat er gegen eine adrette graue Jogginghose getauscht, sein fliederfarbenes Hemd bis zur Taille aufgeknöpft. Er hält ein schweres Kristallglas in der Hand. Auf der Arbeitsplatte hinter ihm steht eine Malt-Whisky-Flasche, daneben liegt ein Schlüsselbund.
    Er will lachen, bringt aber nur ein Grunzen heraus. »Was soll das hier werden, ein Einbruch?« Er nimmt einen übertrieben großen Schluck von seinem Drink. »Falsches Haus, mein Freund. Falsches Haus, falscher Mann, und Sie sind dabei, sich Ihre nächsten Jahre gründlich zu verpfuschen.«
    Hunters Gesicht bleibt unbewegt.
    Der Mann in der Jogginghose wird stutzig und zuckt ein wenig beunruhigt zusammen, als mahnten ihn irgendwelche erlahmten Nervenbahnen – oder sogar die kümmerlichen Überreste einer Seele – zur Vorsicht.
    Und sagten ihm …, dass er diesen Mann vielleicht schon einmal gesehen hat.
    Hunter entgeht dieses Aufflackern der Erinnerung nicht, und er tritt in die Küche.
    Der andere Mann weicht zurück. »Sie sind so …«
    Die Kugel trifft ihn in den Oberschenkel, direkt über dem Knie. Die Pistole ist mit einem Schalldämpfer versehen und macht weniger Lärm als das verformte Projektil, das aus dem Bein des Mannes austritt und in ein Einbaumöbel schlägt. Hunter ist neben dem Mann, noch bevor er auf den Boden knallt. Die zweite Phase seines Falls, eher ein Taumeln als ein Sturz, lässt ihn gegen einen Küchenschrank prallen.
    Hunter wartet, bis der Getroffene einen Moment zur Ruhe kommt, und versetzt ihm dann mit dem Kolben einen gezielten Schlag auf den Hinterkopf.
     
    Später nimmt er den Bund mit den Hausschlüsseln von der Arbeitsplatte. Im Bürobereich des Obergeschosses macht er die Zentrale der Videoüberwachung ausfindig und stellt fest, dass die Aufnahmen – außerhalb wie innerhalb des Hauses – auf die Festplatte übertragen werden. Also nimmt er die Festplatte an sich. Wenn der nächste Teil jetzt reibungslos verläuft, ist er praktisch nie hier gewesen.
    Er verlässt das Haus durch die Eingangstür und schließt sie ab, nachdem er den bewusstlosen Mann daran gelehnt hat. Eine Injektion trägt Sorge dafür, dass er nicht so schnell aufwachen wird.
    Hunter öffnet erneut das Haupttor und holt den Wagen vom Parkplatz des Restaurants. Er hievt die komatöse Gestalt in den Kofferraum, schaltet den automatischen Türdrücker zum Tor wieder ein und setzt die Videoüberwachung in Gang. Dann fährt er in gemächlichem Tempo auf den Highway zurück.
    Bereits nach einer halben Meile ist er ein Geist, der nie da gewesen ist und nicht das Geringste getan hat.

5
    S ind Sie sicher?«
    Ich zuckte die Achseln. »Hazel, ich bin mir nicht sicher, nein. Wie gesagt, ich hab das nur bei einem Gespräch aufgeschnappt, an dem ich nicht beteiligt war, und ich will Sie auf keinen Fall zu vorschnellen Schlüssen verleiten. Ich dachte halt, ich lass Sie wissen, was ich gehört habe.«
    Die Frau mir gegenüber runzelte die Stirn. Hazel Wilkins, Mitte sechzig, verwitwete Eigentümerin von drei Luxuswohnungen mit Strandblick in The Breakers. Ihre Kleidung stammte zweifellos von Kopf bis Fuß aus den Boutiquen rund um den Circle, von denen einige ganz bestimmt von da aus zu sehen waren, wo wir gerade einen späten Frühstückskaffee tranken – an einem Tisch auf dem Bürgersteig vor Jonny Bo’s Café. Das früher einmal blonde Haar war jetzt grau meliert, doch sie war immer noch eine gutaussehende Frau.
    »Erzählen Sie es mir noch einmal, Wort für Wort.«
    Ich hatte wirklich keine Lust, von vorne anzufangen – teils, weil mir selbst nach vierzig Minuten Schinderei im Fitnesscenter vom vielen Wein am Abend zuvor immer noch der Schädel brummte, vor allem aber, weil die Unterhaltung, auf die ich anspielte, erstunken und erlogen war und ich mich nicht genau daran erinnern konnte, was ich ihr beim ersten Mal erzählt hatte.
    »Die Einzelheiten sind unerheblich«, sagte ich lässig, als sei ich bemüht, die große Linie im Blick zu behalten. »Unterm Strich sieht es jedenfalls danach aus, als folgten er und Marie der Maxime, in dieser Saison keine Renovierungen vornehmen zu lassen, wie schon in den letzten Jahren.«
    »Tony ist ein äußerst ichbezogener Mann«, sagte Hazel mit Nachdruck. »Und sie ist noch

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