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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Beine.
    Ich hatte nicht die Absicht, meinen Träumen so etwas durchgehen zu lassen.
    Bill Moore ist aus anderem Holz geschnitzt.
    Bill Moore ist ein Verb.
    Ihr werdet schon sehen.
     
    Steph kam mit zwei Gläsern Wein zurück. Inzwischen war sie aus ihrem Kleid geschlüpft, hatte das blonde Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug nur noch einen dünnen Morgenmantel, sonst nichts. Sie war groß und schlank und schön.
    »Der Tag wird ja immer besser«, sagte ich.
    »Mach keine Versprechen, die du nicht halten kannst«, sagte sie und reichte mir lächelnd eins der Gläser. »Du hast heute schon ganz schön tief ins Glas geschaut, kleiner Immobilienkönig.«
    Bedeutsam stand ich auf. »Hab ich mein Versprechen jemals nicht gehalten?«
    »Zugegeben, das ist noch nicht vorgekommen«, räumte sie ein und kam näher.
    Hinterher kühlten wir uns im Pool ab, ohne viel zu sagen, waren einfach nur glücklich, uns umeinander treiben zu lassen und dabei in den Mond und die Sterne zu blicken.
    Und auf einmal war es spät. Steph begab sich etwa um halb zwei nach oben ins Schlafzimmer. Ich ging zuerst noch in die Küche, um jedem von uns ein Glas Mineralwasser zu holen. Als ich die Gläser mit der Flasche aus dem Kühlschrank vollgoss, bemerkte ich einen kleinen braunen Umschlag, der an der Kaffeemaschine lehnte.
    »Was ist das?«, rief ich.
    Nach einem kurzen Moment rief Steph von der Galerie herunter: »Was ist
was,
Liebling? Die verdammte Telepathie schaltet sich immer ein und aus.«
    »Das da an der Kaffeemaschine.«
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Kam mit der Post, nachdem du weg warst. Ach so, brennst du mir die Fotos, die du auf Helens Party geschossen hast? Sie bittet und bettelt darum. Ich brauch eine CD , oder kannst du wenigstens eine Web-Galerie erstellen, damit sie sich diejenigen raussuchen kann, die ihr gefallen?«
    »Wird erledigt«, sagte ich.
    »Diesmal auch wirklich?«
    »Wirklich.«
    Ich nahm den Umschlag, riss ihn auf und fand eine schwarze Karte darin. Ich drehte sie um. Auf der Rückseite stand ein einziges Wort: MODIFIED .

4
    E r wartet in einem Wagen. Er ist bereits seit drei Stunden da. Er weiß nicht, wie lange es noch dauern wird, und es ist auch egal. John Hunter hat drei Wochen gebraucht, um so weit zu kommen. Er hat den Wagen hundert Meilen entfernt gekauft und gerade so lange über den Preis verhandelt, dass er niemandem in Erinnerung bleibt. Schon als er mit dem Auto vom Gelände fuhr und sich vorschriftsmäßig in den Vormittagsverkehr einfädelte, wäre es dem Verkäufer schwergefallen, ihn zu beschreiben. Die letzten vier Tage hat er in örtlichen Motels verbracht, in jedem nur eine Nacht. Er bezahlt mit dem Bargeld, das er in zwei Wochen durch körperliche Arbeit in einem anderen Bundesstaat verdient hat. Er verhält sich stets derart unauffällig, dass er zu keiner Zeit irgendeinem Menschen Anlass gibt, von seiner Anwesenheit oder auch seinem Verschwinden Notiz zu nehmen.
    Er hat seine Zeit darauf verwandt, einen Mann zu observieren.
    Hunter hat beobachtet, wie derjenige morgens das Haus verlässt, und von da an unauffällig aus der Ferne, und ohne ins Blickfeld des Observierten zu geraten, Stunde um Stunde dessen Tagesablauf überwacht. Er ist ihm zu seinen Terminen gefolgt, hat beobachtet, wie er die Bauaufsicht an zwei Projekten wahrnahm, hat ihn in seinem dezenten, doch teuren Wagen zwischen diesen Örtlichkeiten hin und her fahren gesehen und ihn beim Mittagessen auf den Terrassen gehobener Restaurants im Auge gehabt. Mit Klienten trinkt der Mann Rotwein, doch kaum dass sie weg sind, wechselt er zu Bier. Er lacht, schüttelt Hände, merkt sich die Namen von Ehepartnern und Kindern. Er ist ein wenig übergewichtig – gut im Fleisch – und selbstbewusst genug, den Zeitgeist und das Diktat des Body-Mass-Index zu ignorieren. Er ist ein normaler, durchschnittlicher Mann …
    Außer in all den Punkten, in denen er genau das nicht ist.
    Ein paar Mal ist Hunter nah genug vorbeigekommen, um seine Zielperson am Handy zu belauschen. Eines dieser Gespräche war nicht geschäftlicher Natur. In diesem Fall sprach der Mann leiser, in verschwörerischem Ton, und wandte sich während des Gesprächs von den anderen Gästen des überteuerten Cafés draußen ab. Er ließ sich eine Verabredung bestätigen und schien über die Antwort erfreut. Die hörbare Freude sollte nur der Person am anderen Ende schmeicheln. Er hatte gewusst, dass sich an dem geplanten Treffen nichts ändern würde. Er

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