Killerspiel
schlimmer, in geradezu gefährlichem Ausmaß. Sie sind beide nur glücklich, wenn sie andere Leute herumschubsen können. Ich hab das satt. Und ich hab die beiden satt. Ich gehöre zu den allerersten Eigentümern hier, und das sollten sie respektieren. Sie sollten
mich
respektieren.«
»Das tun sie bestimmt«, beschwichtigte ich und hielt die Hand hoch, um eine Kellnerin heranzuwinken. Diese Unterredung hatte sich lange genug hingezogen. Ich brauchte dringend einen Szenenwechsel – einen Ort ohne direktes Sonnenlicht. »Die beiden haben ihre eingefleischten Gewohnheiten, und manchmal fällt es den Leuten schwer, mit der Zeit zu gehen. Es ist am einfachsten und bequemsten, alles beim Alten zu belassen. Jeder braucht einen zwingenden Grund, um etwas zu ändern.«
Ich hätte vielleicht endlos weiter in meinem Zitatenschatz an Selbstvervollkommnungs-Mantras gekramt, doch glücklicherweise erschien eine Kellnerin mit der Rechnung, wenn auch nicht diejenige, die uns bedient hatte. Es war doch tatsächlich das Mädchen, das sich am Vorabend um Steph und mich gekümmert hatte. Offensichtlich bekam sie meine Verwunderung mit.
»Schichtwechsel«, sagte sie. »Vielleicht hat sich Debbie auch einfach in Luft aufgelöst, weiß man nie. Hey«, fügte sie hinzu, als sie mich einen Tick später erkannte. »Schon wieder da? Sie sollten eine Treuekarte bekommen.«
»Gibt es das?«
»Eigentlich nicht, aber ich könnte versuchen, so was einzuführen. Aus einer Serviette und, na ja, ich zeichne unser Logo drauf.«
»Und was bekommt man zur Belohnung?«
»Keine Ahnung«, sagte sie. »Aber die Karte als solche wäre schon eine riesige Sache.«
Ich reichte ihr meine persönliche Amex. Sie ging wieder nach drinnen.
»Sie kommen oft hierher, Bill?«, fragte Hazel und zog dabei kaum merklich eine Augenbraue hoch.
»Gestern Abend«, sagte ich, »hatten Stephanie und ich ein köstliches Essen auf dem Balkon hier. Das Mädchen war unsere Kellnerin.«
»Es muss ziemlich gut bei Ihnen laufen, wenn das hier Ihr Stammlokal wird.«
»Stammlokal wohl kaum. Es war unser Hochzeitstag.«
Sie nickte, ihr Blick ging ins Leere. Phil Wilkins war seit sechs Jahren tot, aber man brauchte kein Genie zu sein, um zu sehen, dass seine Frau ihn immer noch sehr vermisste. Ich hatte Phil ein paar Mal getroffen, kurz nachdem wir uns in Florida niedergelassen hatten, und trotz seines fortgeschrittenen Krebsleidens konnte man sehen, dass er einmal ein Mann mit unwiderstehlicher Ausstrahlung gewesen war. Hazel hatte sich gut gehalten, doch irgendwie bekam man den Eindruck, als fragte sie sich, wozu. Sie ließ sich nicht unterkriegen, weil man das nun mal nicht tat, und nicht, weil ihr daran lag, dass es irgendjemand merkte oder weil sie sich überhaupt darum scherte, was irgendjemand, der noch lebte, von ihr dachte. Es war, als hätte ihr Mann sie gebeten, kurz zu warten, während er den Wagen holte, nur dass er nie zurückgekommen war, um sie abzuholen.
Ihre Hände ruhten auf dem runden Metalltisch, als hätte sie jemand anders versehentlich dort vergessen. Behutsam legte ich meine Hand auf ihre beiden.
»Hören Sie«, sagte ich, als wäre mir der Gedanke eben erst gekommen. »Soll ich mal mit Tony reden?«
»Würden Sie das tun?« Ihr Blick kehrte ins Hier und Jetzt zurück. »Er soll aber nicht wissen, dass es von mir kommt. Ich will nur zwei Wohnungen verkaufen. Die dritte behalte ich, bis ich sterbe, dann können sich die Kinder darum streiten. The Breakers ist fester Bestandteil meines Lebens, und das möchte ich nie mehr missen. Ich möchte einfach nur zu ein paar Veränderungen in der Lage sein, verstehen Sie? Es ist wunderbar für mich, dass ich Phil immer noch dort sehen kann, wissen Sie. Aber manchmal hab ich das Gefühl … dass es besser für mich wäre, ihn einfach etwas weniger zu sehen.«
Sie wendete den Blick ab. »Wenn ich abends schlafen gehe, ist es, als würde er neben dem Bett stehen und auf mich heruntersehen. Und das ist schön, aber da er sich nun mal nicht neben mich legen kann, denke ich, dass ich vielleicht ohne dieses Gefühl leben könnte. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Natürlich«, sagte ich etwas verlegen. Ich lehnte mich zurück und nahm die Hand weg.
Die Kellnerin kehrte mit meiner Kreditkarte zurück. Sie schien zu spüren, dass Hazel gerade nicht gestört werden wollte, und verschwand ohne ein weiteres Wort.
»Ich werde tun, was ich kann«, sagte ich. »Versprochen.«
Hazel lächelte. »Sie sind ein netter
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