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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Mensch, Bill«, sagte sie.
     
    Als ich vor dem Büro parkte, hatte ich die Begegnung schon wieder abgeschüttelt. Uneinigkeit zwischen den Eigentümern von The Breakers belebte das Geschäft und stellte daher nach wie vor eine wirksame Taktik dar. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Hazel Wilkins’ Unzufriedenheit mit der Innendekoration eine so persönliche Angelegenheit war, doch umso besser. Geschäftliche Belange kommen und gehen. Persönliche Streitigkeiten dagegen pflegen hartnäckig zu sein. Wenn jemand, der die Thompsons schon so lange kannte, bereit war, mir künftig als Vermittler zu trauen, lief es gut. Dabei war es mir ziemlich egal, ob sie bekam, was sie wollte.
    Als ich eintrat, war Karrens Platz leer. Dafür beugte sich Janine gerade über ihren Schreibtisch, um etwas zu laminieren. Wäre ich in Florida geboren und aufgewachsen, hätte ich mir bestimmt die Mühe gemacht, nicht dick zu werden. Bei dem Wetter und der Luftfeuchtigkeit sprach es einfach gegen jede Vernunft. Janine schien das anders zu sehen, und so war ihr Hintern, wenn sie ihn in eine leuchtend blaue Stretchjeans quetschte, etwas, das Karren und ich einhellig als nicht gerade super und perfekt erachteten.
    »Hey«, sagte ich.
    Janine stieß einen Quiekser aus und drehte sich um. Als sie sah, dass nur ich es war, verdrehte sie die Augen und wedelte mit ihrer rundlichen Hand vor ihrem Herzen herum. Das tat sie grundsätzlich jedes Mal, wenn etwas passierte, das nicht lang und breit im Radio, Fernsehen oder in irgendeiner anderen Form öffentlich angekündigt war. Ich hatte keine Ahnung, wie sie es ohne Herzinfarkt geschafft hatte, sechsundzwanzig Jahre alt zu werden.
    »Ach«, sagte sie, »du bist es.«
    »Live und in Farbe. Was dachtest du denn, wer es sein könnte?«
    »Na ja, man weiß nie.«
    »Vermutlich nicht. Wie geht’s …« Ich überlegte krampfhaft, doch der Name ihres Sprösslings fiel mir nicht ein. »Geht’s ihm wieder besser?«
    Zwar war mir das Befinden ihres Sohnes völlig egal, doch an diesem Morgen hatte ein dänischer Blogger über positives Denken vorgeschlagen, man sollte sich, so gut man konnte, in das Leben und Denken anderer Leute hineinversetzen, wie langweilig und unscheinbar sie einem auch erscheinen mochten – das sei eine gute Übung, sich gedanklich auf andere Menschen einzustellen.
    »Ein bisschen«, ließ sie heraus. Ein zynischer Mensch hätte sich vielleicht gefragt, ob Kyle – plötzlich konnte ich mich wieder an den Namen erinnern – an diesem Morgen in Wahrheit vielleicht so vor Gesundheit strotzte, dass ihn Kinderärzte überall als Musterexemplar präsentierten und seine Mutter uns diese Information nur für den Fall vorenthielt, dass sie diese Woche noch einmal spät ins Büro kommen musste.
    »Das ist großartig. Ganz toll.«
    Plötzlich lächelte sie. »Und wie war dein Abendessen?« In ihrer Frage schwang ein seltsamer Unterton mit, ein gewisser Tadel für meine Zurückhaltung.
    Ich sah sie verwirrt an.
    »Bei Bo’s, Blödmann«, sagte sie. »War es schön? Ich wollte schon immer mal dahin, aber natürlich ist das außerhalb meiner Reichweite. Steht jedenfalls auf meiner Liste. Irgendwann mal.«
    »Es war phantastisch«, sagte ich. »Wie immer. Aber woher weißt du, dass ich da war?«
    Jetzt war es an ihr, mich verblüfft anzusehen. »Also, immerhin hast du mich gebeten, den Tisch zu reservieren«, sagte sie. »Du hast mir Ende letzter Woche eine E-Mail geschickt.«
    »Ach so, ja«, sagte ich. Damit war zumindest ein Rätsel gelöst. »Natürlich. Danke, dass du es geschafft hast. Wir hatten einen wunderbaren Abend.«
    »Das ist ja super.«
    »Wo steckt Karren?«
    »Tja, also, keine Ahnung. Sie ist vor ungefähr einer halben Stunde weg. Ich hab sie gefragt, wo sie hinwollte, nur so aus Neugier oder für den Fall, dass du es wissen musst, und alles, was sie von sich gab, war ›Zu einer Verabredung mit einem Klienten‹. Also hat sie jetzt wohl einen Termin.«
    »Verstehe«, sagte ich.
     
    Kaum öffnete ich mein E-Mail-Programm, wusste ich, wohin Karren gegangen war. Sie hatte mir eine Nachricht geschickt und erklärt, ein Mann namens David Warner habe am Vormittag angerufen – etwa um die Zeit, als sich Hazel über ihren verstorbenen Ehemann erging – und nach mir gefragt, weil er sich Rat erhoffte, wie er sein Haus ein Stück das Key hinauf verkaufen sollte. Er hätte gleich zur Sache kommen wollen, und ich sei nicht da gewesen, also sei sie eingesprungen. Sie hoffe, das sei in

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