Killerspiel
seinlassen, und genau da lag das Problem. Von allen war er bei weitem der Reichste. Einer von hier, dann weggegangen, um an der Westküste seine Computerfirma zu gründen. Verkaufte sie im richtigen Moment. Kam zurück nach Sarasota, wo er sich mit dem Bau von Apartmenthäusern versuchte und auch erfolgreich darin war. Erfolgreich mit Geld, erfolgreich bei den Frauen. Gutaussehend. Innerlich zerrüttet.
Jedes Jahr hatte Barclay ihnen gesagt, es sei an der Zeit, aufzuhören. Immer wieder hatte er sich von Warner breitschlagen lassen – genau wie die anderen auch. Und nicht einmal mit vernünftigen Argumenten. Nicht mal das konnte Barclay zu seiner Verteidigung vorbringen, allerdings konnte Warner sehr überzeugend sein, wenn er wollte. Nein, Warner hatte ihn mit viel einfacheren Mitteln herumgekriegt. Manchmal schlicht mit Bargeld. Dann wieder mit Einladungen zu Veranstaltungen, zu denen ein Cop gewöhnlich nicht eingeladen war, ganz zu schweigen von den Frauen, die sich überreden ließen, zu dieser Art Hausparty zu kommen, und bei denen Reichtum – und eine große Schale Kokain – wie ein »Sesam öffne dich!« wirkten. Warner führte sein Haus nach dem Motto:
Lieber reich als verliebt.
Es war eigentlich kaum zu fassen, was ein paar neunzehnjährige Mädchen von einem angegrauten, dicken Mann in mittleren Jahren mit sich machen ließen. Und wenn man wusste, dass die Mädchen für den Anlass eingeflogen wurden und am nächsten Morgen wieder in der ersten Maschine nach Hicksville saßen – ohne einander je mit Namen vorgestellt worden zu sein, was sie auch gar nicht interessierte –, fiel es nicht schwer, sich verwöhnen zu lassen. Jeder hat seinen Preis. Er ist nie allzu hoch. Er wird immer in denselben Währungen bezahlt.
Der Techniker geleitete ihn einen holzgetäfelten Flur entlang und durch eine Tür zu einer Treppe. Barclay wusste, wohin sie führte – zu einem großen, klimatisierten Weinkeller in dem Betonbunker, der sich unter dem Haus befand. Als sie die Treppe hinuntergetrampelt waren, sah Barclay, dass die anderen beiden Techniker und Hallam etwas abseits zusammenstanden.
Barclay fiel auf, dass ein Teil des Kalksteinbodens glänzte, als hätte ihn jemand erst kürzlich gewischt. Hallam löste sich aus der Gruppe und trat vor eine Reihe Weinregale an der anderen Seite des Raums. Er griff nach einem Regal mit teuer aussehenden Flaschen und rüttelte daran. Es bewegte sich nicht.
»Wären nie drauf gekommen, wenn nicht einer von den Jungs seine Befugnisse überschritten hätte«, sagte er. Er sah einen der Techniker an, einen schmächtigen, schüchternen Burschen. »Wurde ein bisschen zu neugierig, was für Jahrgänge hier in den Regalen lagern, hat eine Flasche rausgeholt – und fallen gelassen.«
Hallam ging auf die Knie, zeigte auf den unteren Teil des Regals. »Beim Saubermachen hat er hier einen Handhebel entdeckt.«
Er griff in den Hohlraum, in den genau eine Flasche Wein passte, und Barclay hörte es laut vernehmlich klicken, so, als ob etwas zurückgeschnappt wäre. Ihm war mulmig zumute.
Hallam stand wieder auf, zog erneut an dem Regal. Diesmal ließ sich ein etwa einen Meter zwanzig breites Teilstück geräuschlos von der Wand wegschwenken.
An der Mauer dahinter befand sich eine breite Metalltür mit Griffmulde, und Hallam sah seinen Chef an, als würde er erwarten, dass er ab da übernehmen wollte.
Barclay war sich da nicht so sicher. Unterm Strich, glaubte er, wäre er wohl lieber die Treppe wieder hochgegangen, in seinen Wagen gestiegen und an irgendeinen anderen Ort gefahren. Vielleicht nach Key West. Oder Brasilien. Doch er trat vor. Darauf kommt es an, wenn man Polizist ist. Man ist der Kerl, der diesen Schritt machen muss, der die Türen öffnen muss, von deren bloßer Existenz alle anderen nichts wissen wollen.
Doch hinter dieser befand sich eine zweite Tür. Sie folgte in einem Abstand von fast dreißig Zentimetern auf die erste, was auf eine sehr dicke Wand schließen ließ. Barclay drückte die Klinke herunter und war erleichtert, als die Tür sich nicht öffnen ließ.
»Abgeschlossen«, sagte er, wusste jedoch, dass ihm das wenig nützen würde. Er wusste, dass jetzt zuerst eine Phase folgte, in der sie nach Schlüsseln für die Tür suchen, diese aber nicht finden würden. Als Nächstes würden sie in Erfahrung bringen, ob das Schloss in das Sicherheitssystem eingebunden war und von dort aus bedient wurde. Am Ende würde es darauf hinauslaufen, jemanden zu
Weitere Kostenlose Bücher