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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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jetzt gleich.«
    »Wann denn?«
    »Kann ich nicht sagen. Vielleicht schon bald. Kommt darauf an.«
    »Wie lange ist sie schon hier?«
    »Seit drei Uhr morgens.«
    »Aber … wieso hat man mir erst heute Morgen um halb acht auf den AB gesprochen? Wieso hat man mich nicht sofort angerufen?«
    Der Arzt sah auf seinem Klemmbrett nach. »Den Angaben nach hat Ihre Frau schon bei der Einlieferung darum gebeten, Sie zu verständigen. Ihr Bruder hat gesagt, er würde das übernehmen.«
    Ich drehte mich zu ihm um. »Ihr Bruder?«
    »Richtig«, sagte er und las immer noch. »Er hat sie hergebracht. Ich will ja niemandem zu nahe treten, Sie haben hier genug zu verkraften, aber offenbar hatte sich ihr Zustand schon über mehrere Stunden verschlechtert, bevor dem Burschen dämmerte, dass das hier ernst war und er sie besser ins Krankenhaus bringen sollte. Es wäre wohl angebracht … dass Sie mit ihm darüber reden.«
    »Oh, das werde ich, ganz bestimmt«, sagte ich. »Auch wenn es da noch ein paar Dinge gibt, die ich zuerst mit ihm besprechen müsste.«
    »Verzeihung?«
    »Zum Beispiel die Tatsache, dass meine Frau keinen Bruder hat.«
    Der Arzt blickte von seinen Notizen auf. Ich konnte ihm ansehen, wie er für sich zu dem Schluss kam, das sei nicht sein Problem.
    »Ich bin in zehn Minuten wieder da«, sagte ich zu ihm. »Und dann möchte ich mit meiner Frau sprechen.«
    Als ich wieder in den Wartebereich zurückkam, wollte sich der Kerl bereits aus dem Staub machen. Die Ecke, in der er gesessen hatte, war leer. Ich sah noch den Rücken von jemandem, der den Flur entlang zu den Fahrstühlen eilte.
    »Hey«, rief ich.
    Er rannte los. Ich rannte schneller.
    Ich holte ihn ein, als er in den Fahrstuhl sprang. Ich schubste ihn hinein, drehte mich um und stieß den Finger in den Knopf für den Keller. Er wollte etwas sagen, doch ich packte ihn am Kragen und rammte sein Gesicht gegen die Wand des Fahrstuhls. Ich hatte so etwas noch nie getan, doch es fiel mir leicht, und es tat gut. Sein Kopf prallte von den Paneelen ab und federte mit einem Ruck nach hinten.
    Ich rückte ihm dicht auf die Pelle. »Wer bist du, verdammt noch mal?«
    »Niemand«, stammelte er.
    Ich warf ihn wieder in die Ecke. »Gehörst du zu denen? Gehörst du zu dieser Frau? Dieser Ms. X?«
    »Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Er hatte jetzt offensichtlich Angst – aber mehr als das. Er schien wachsam, auf der Hut zu sein, als hätte
ich
mich ins Unrecht gesetzt.
    »Hören Sie …«, sagte er, doch ihm stand das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben, und er wusste offenbar nicht weiter. Ich stieß seinen Kopf erneut gegen die Wand. Ein lautes
Ping
war zu hören, und hinter mir ging die Lifttür auf.
    Ich zerrte den Kerl in den unterirdischen Gang, der heiß und ziemlich dunkel war und nach Chemikalien roch, und presste ihn gegen die Wand.
    »Raus damit«, sagte ich. »Und sag ja die Wahrheit, oder ich vergess mich.«
    »Ich hab sie hergebracht, das ist alles.«
    »Blödsinn.«
    Ich holte zum Schlag aus. Ich hatte schon sehr lange niemandem mehr einen Faustschlag versetzt – im Berufsalltag ist dafür wenig Bedarf –, doch ich vertraute darauf, dass ich im Notfall noch wusste, wie es ging.
    Er riss die Hände hoch und fing zu stottern an. »Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. Wir waren in meiner Wohnung. Wir … haben nur geredet. Rumgehangen.«
    Plötzlich machte es klick. »Du bist … Nick«, sagte ich. »Der Neue bei der Zeitschrift, für Kunst. Golson, richtig? Wir sind uns vor ungefähr einem Monat auf einer Party begegnet.«
    »Ja, ich bin Nick, genau.«
    Er nickte enthusiastisch, als wäre er aus dem Schneider, wenn er nur klar und deutlich seinen Namen nannte. Ich knallte ihn noch einmal gegen die Wand, um ihm klarzumachen, was für ein Trugschluss das war.
    »Was zum Teufel hatte meine Frau in deiner Wohnung zu suchen?«
    »Es war, hören Sie, im Ernst, es war nichts. Sie hatten dieses Meeting am Morgen, sie und Sukey, danach sind sie ausgegangen, um es zu begießen. Ich bin ihnen nach der Arbeit in der Stadt über den Weg gelaufen. Sie waren ziemlich … Sie wissen schon, die beiden hatten da schon eine ganze Weile in der Bar verbracht. Sukey hat sich ein Taxi genommen. Steph, ich meine, Stephanie, Ihre Frau, sie … Mist, keine Ahnung. Wir haben noch was getrunken. Irgendwann sind wir in meiner Wohnung gelandet. Ich hab eine Ein-Zimmer-Wohnung in der Stadt. Es war in der Nähe.«
    »Und?«
    »Wir haben nur geredet, über die

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