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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Bedürfnis, dem Mann einfach eine zu knallen, auf relativ niedriger Stufe verpuffen.
    »Ja«, sagte da plötzlich Kollege Plischke, den Bellmann aus Konstanz mitgebracht und damit auch zu verantworten hatte.
    »Was, ja?«, zischten Bellmann nervös und Wiegele verärgert, aber beide gleichzeitig.
    »Ja, ich habe Durst«, wiederholte Plischke, ebenfalls ein Kommissaranwärter. »Kann ich vielleicht Wasser bekommen?«
    »Aber sigger, figlio mio.« Freundlich deutete Gargarello zu der kleinen Bar in einer Ecke der Halle.
    »Na wenn schon, dann trinken wir jetzt halt Wasser«, dachte sich Wiegele und beglückwünschte sich, dass man ihm Helga Martens und nicht diesen Plischke geschickt hatte. Falls das das Ergebnis einer insgeheim frauenfeindlichen Personalpolitik in der Polizeidirektion in Konstanz war, dann hatte Diskriminierung einmal auch etwas Gutes. Zumindest für ihn.
    Danach gelang es Wiegele endlich, dem Erzmafioso, er war fest davon überzeugt, dass es sich nur um einen solchen handeln konnte, einige substanzielle Fragen zu stellen.
    »Befindet sich unter Ihren Gästen ein Mann mit einer deutlich erkennbaren Narbe im Gesicht?«, wollte der Hauptkommissar als Erstes wissen.
    »Scusi, ma wir aben mehr als underte Gäste«, antwortete der ›Majordomus‹ oder was immer der penetrant freundliche Kerl vorgab zu sein. »Ick genne sie nickte alle bei faccia, come si chiama, von Gesicht. Ich kann nicht sagen, aber ich glaube, nein.«
    »Von wegen hundert Gäste«, warf die Martens ein, »wo sind die denn alle?«
    Gargarello interessierte dieser Einwand nicht. Die Frau war nun einmal da, da konnte er nichts dagegen tun. Aber reden musste er nicht mit ihr. Nicht über geschäftliche Dinge, die waren Sache der Männer. Und damit basta.
    Nach einigen Sekunden unterbrach Wiegele das peinlich werdende Schweigen. »Also, mich würde auch die Antwort auf die Frage interessieren, die Ihnen meine Kollegin gestellt hat«, meinte er und starrte Gargarello dabei unverwandt an.
    »Scusi, ma icke abe nickte gute verstanden«, radebrechte der seit mehr als 30 Jahren in Chur lebende Tessiner, dass es nur so eine Freude war. »Könne wiederolen?«
    Die Gäste hätten sich eben entschlossen, einen Ausflug in die wunderschöne Umgebung zu machen. Oder zum Kaffeetrinken in die Schweiz zu fahren oder was auch immer. Im Moment sei eben keiner da. »Wer weiße schon, wasse die Gaste so macken wolle, sono tutti pazzi. Capisce?« Dabei gab er dieses vor allem für ältere Männer typische zweideutige dreckige Lachen von sich.
    »Und das Personal hat sich den Ausflüglern angeschlossen«, gab sich Wiegele ironisch, »oder haben heute alle ihren freien Tag?«
    Gargarello ging auf den Einwand nicht weiter ein, sondern grinste nur blöde vor sich hin.
    Helga Martens, die sehr wohl bemerkt hatte, dass sie in den Augen des kleinen italienischen Machos, zumindest als Polizeiangehörige, nicht existent war, wollte diesen Umstand ausnützen. Irgendwo hatte sie einmal gehört oder auch gelesen, dass die ›Schwächen deines Feindes deine Stärke sein können‹.
    Den Gehalt dieses ihr klug erscheinenden Satzes hatte sie schon immer einmal testen wollen, und das hier schien ihr eine gute Gelegenheit dafür zu sein.
    Und so begann sie ihre blitzschnell konzipierte Rolle zu spielen. Sie hielt sich den Bauch, verzog das Gesicht leicht, aber unverkennbar schmerzlich und stöhnte zwischendurch so leise auf, dass man es gerade noch wahrnehmen konnte. Sie machte ihre Sache so gut, dass Wiegele anfing, sich wirklich Sorgen um seine neue Mitarbeiterin zu machen. Zwischendurch blinzelte sie ihm aber zu. Was so viel bedeuten sollte wie: »Keine Sorge, Chef, alles unter Kontrolle.« Und dann verstand er: Helga wollte sich den offenbar besonders großen blinden Fleck Gargarellos zunutze machen und irgendetwas unternehmen. Sie hielt sich dafür für geeigneter als die männlichen Kollegen.
    Eine neuerliche Krampfattacke schien die Martens gepackt zu haben. Hastig begann sie in ihrer Tasche zu kramen. Um dann das endlich Gefundene, eine Packung Tampons, kurz so zu zeigen, dass selbst dem Begriffsstutzigsten klar sein musste, um was es hier ging.
    Gargarello, ganz Mann von Welt, war das natürlich auch nicht entgangen. Einer schwachen Frau konnte man verzeihen und musste ›Mann‹ helfen.
    »Die Gange inunter, dann über die Stiege und reckts, das zweite Tür«, gab er monoton von sich und deutete dabei mit dem Arm zur gegenüberliegenden Seite der Halle. Irgendwie

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