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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Organisationen sind brave, harmlose Leute, die abends zu ihren Familien nach Hause gehen und in ihrem ganzen Leben keiner Fliege etwas zuleide tun. Dazu gehöre auch ich.«
    Palinski hörte die Botschaft, alleine es fehlte ihm der rechte Glaube. Der durch Juris folgenden plumpen Scherz noch mehr erschüttert wurde: »Ich kenne aber genug Leute, die das gerne für mich übernehmen.« Er lachte dröhnend, aber Palinski fand das gar nicht lustig.
    Inzwischen war der Cognac serviert worden und ebenso schnell wieder in Malatschews gewaltigem Körper verschwunden.
    »Jetzt wirst du sicher wissen wollen, warum ich bei der Nennung des Namens ›Singen‹ so reagiert habe?«, vermutete er.
    Palinski nickte zustimmend, aber Juri war in seiner heutigen Mitteilsamkeit ohnehin nicht zu stoppen.
    »Was weißt du eigentlich über das organisierte Verbrechen?«, setzte er seine Ausführungen mit einer Frage fort.
    »Na ja, Mafia, Camorra, Cosa Nostra, Triaden, Yakuza, die Al-Khaida, die Drogenkartelle in Kolumbien«, zählte Palinski auf und überlegte, aber im Moment fielen ihm keine Organisationen des Bösen mehr ein. »Alles ganz schlimme Finger, ohne die die Welt besser wäre.«
    Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er außer einigen gängigen Schlagworten nichts zu dem Thema beitragen konnte.
    »Deine Wortspende beweist nicht nur, dass du keine Ahnung hast, sondern dass du darüber hinaus auch nicht frei von rassistischen Tendenzen bist. Wie übrigens die meisten von euch arroganten Europäern. Aber nicht nur die.«
    Palinski war sprachlos über diesen unvermuteten Ausbruch. Als er endlich soweit war, gegen diese ungeheuerliche Unterstellung zu protestieren, hatte Juri schon wieder das Wort ergriffen.
    »Du wirst jetzt sicher wissen wollen, wie ich zu dieser unerhörten Behauptung komme«, stellte der Russe fest.
    »Na, da möchte ich doch sehr darum bitten.« Palinski, sonst nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, war tatsächlich sauer – ›angefressen‹, wie man in Wien sagte.
    »Zum organisierten Verbrechen fallen dir außer ein paar dunkelhaarigen Sizilianern vom so genannten ›mediterranen Typ‹ nur Chinesen, Japaner, Araber und Südamerikaner ein. Und die Schwarzen sind alle Drogendealer.« Juri blickte Mario streng an.
    »Bloß Europäer kommen in deiner scheinheiligen Welt als Kriminelle großen Stils wohl nicht in Frage. Das ist genau die Arroganz und Borniertheit, an der dieser Kontinent einmal zugrunde gehen wird. Und diese reflexartige Fixierung darauf, dass die Bösen immer eine andere Hautfarbe haben müssen, weil die Weißen nun einmal die Guten sind, nenne ich rassistisch.«
    »Ja aber …«, wollte Palinski entgegnen, ließ es dann aber bleiben. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass an Malatschews Philosophie durchaus was dran war. Irgendwie war selbst er der unterschwellig in Europa noch immer vorhandenen ehemaligen Kolonialherrnpräpotenz zum Opfer gefallen. Das irritierte ihn sehr.
    Juri schien Palinskis Gedanken erraten zu haben. »Aber nimm es nicht zu tragisch«, versuchte er ihn zu beruhigen, »kaum ein Mensch ist völlig frei von dieser Art Vorurteilen. Was meinst du wohl, was für Riesenrassisten die Chinesen und Japaner sind. Dagegen sind wir die reinsten Gutmenschen.« Er lachte wieder sein dröhnendes, versöhnliches Lachen.
    »Das ist ja hochinteressant«, räumte Palinski unwillig ein. »Aber was hat das alles mit Singen zu tun?«
    »Eure Ungeduld wird euch noch einmal kaputtmachen«, brummte der Russe. »Ich werde gleich darauf kommen. Damit du aber die Zusammenhänge richtig verstehst, musst du vorher einige Dinge wissen.« Er fasste den vorbeieilenden Kellner am Ärmel und bestellte noch einen Cognac, natürlich wieder einen doppelten.
    Langsam konnte Palinski nur noch hoffen, dass man hier auch seine Kreditkarte akzeptieren würde.
    »Also, das organisierte Verbrechen ist einerseits eine Welt für sich, ein eigenes Universum mit allem, was dazugehört«, fuhr Juri fort zu dozieren. »Andererseits ist die Grenze zu dieser, unserer Welt so lange wie der Äquator, schwimmend und durchlässig. Es gibt nicht Schwarz oder Weiß, wie man uns immer wieder einzureden versucht. Nein, es gibt nur eine enorme Anzahl unterschiedlichster Grautöne. Eine Skala, die von fast schwarz bis annähernd weiß reicht.«
    Inzwischen war der zweite Cognac bereits leer. »In dieser speziellen Welt mit ihren schwimmenden Grenzen zu unserer Welt heben sich ihre

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