Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
extremen Exponenten, wie zum Beispiel Mafia oder Yakuza als geschlossene Gesellschaften mit sehr strengen Regeln deutlich von der großen, amorphen Masse ab, zu der auch Politiker, Wirtschaftsbosse, hohe Verwaltungsbeamte und andere prominente Menschen der Gesellschaft gehören. Zum größten Teil unbewusst und ungewollt, zum Teil aber durchaus auch wissentlich und willentlich. Meistens von Eigennutz verleitet und angetrieben. Manchmal auch aus falsch verstandenem oder irregeleitetem Idealismus. Das Ganze ist ein gewaltiges weltumspannendes Netzwerk, eine Globalisierung auf einem Niveau, von der die so genannte ›normale‹ Welt in ihrem Globalisierungswahn nur träumen kann.«
    Juri hielt wieder einmal inne, holte umständlich eine Zigarre aus der Jackentasche, schnitt die Spitze ab und setze sie in Brand. Während er genussvoll die ersten Züge tat, wurde Palinski nach einem Blick auf seine Uhr immer ungeduldiger.
    »Das ist alles sehr interessant, Juri«, räumte er ein, »aber … ».
    »… was hat das alles mit Singen zu tun?« Malatschew schüttelte den Kopf. »Wie kann man nur so ungeduldig und gleichzeitig so unhöflich sein? Du willst, dass ich dir eine komplexe Angelegenheit erkläre, aber du willst nicht zuhören. Ein letztes Mal: Entweder du hörst jetzt zu und nervst mich nicht alle fünf Minuten mit deinem ›Was hat das mit Singen zu tun?‹, oder wir brechen das Ganze sofort ab. Ist das klar?«
Klar war es klar, und Palinski gab das mit einem Nicken zu verstehen. Dann bestellte er sich auch einen großen Cognac.
     
    * * *
     
    Es war schon früher Abend und die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als Wiegele und Helga Martens zurück ins Büro kamen. Der Hauptkommissar bat die Kommissarsanwärterin, sich schon einmal mit den im Schlosshotel ›gefundenen‹ Gegenständen zu befassen, sich das Videoband anzusehen und sich Gedanken über die Listen zu machen.
    Dann setzte er sich hin und stellte sich der bis jetzt verdrängten, nunmehr aber nicht mehr zu umgehenden Frage, wer den Mob im ›Schlosshotel Gabensberg‹ vor dem beabsichtigten Polizeibesuch gewarnt hatte. Vor einem Einsatz, den er selbst erst eine Stunde vorher beschlossen und von dem nur die daran teilnehmenden Kollegen gewusst hatten.
    Dann war da noch Kriminaloberrat Dr. Münzauer, der ihm Oberkommissar Bellmann als Aufpasser aufs Auge gedrückt hatte, und dieser selbst, der die Aktion um eine halbe Stunde verzögert hatte. Dreißig Minuten Zeit für das Pack, sich abzusetzen. Das war fast zu offensichtlich, um wahr sein zu können. Es war also durchaus möglich, ja wahrscheinlich, dass der Oberrat nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auftrag gehandelt hatte.
    Wenn das so gewesen war, in wessen Auftrag? Des Polizeidirektors in Konstanz oder seines Stellvertreters? Oder eines unsichtbaren Granden im Landeskriminalamt?
    Das Schlimmste daran war aber, dass Wiegele im Moment nicht wusste, wem er noch trauen konnte und wem nicht. Und das war, abgesehen von allem anderen, ein wahrhaft beschissenes Gefühl.
    Wiegele beschloss, Helga Martens zu vertrauen. Denn einen Menschen brauchte er ganz einfach, und bei ihr hatte er ein gutes Gefühl.
    Im Übrigen würde er zunächst einmal inoffizielle Möglichkeiten nutzen, um die Angelegenheit weiter voranzutreiben. Dazu gehörte ab sofort auch, vertrauliche Gespräche nur mehr über sein privates Wertkartenhandy zu führen, das er sonst nur für Gespräche mit Marianne nutzte. Davon wusste niemand, und es war nicht zurückzuverfolgen. Hoffte er zumindest.
    Mit einigen Anrufen stellte er die Weichen für eine möglichst problemlose, aber effiziente Verhaftung einer an einem Mordversuch beteiligten Gogo-Tänzerin. Das kleine Komplott würde ihn zwar privat eine Menge Geld kosten, dafür würde sich die saubere Dame aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ab Montagabend in seinem Gewahrsam befinden.
    Nachdem das erledigt war, ging der Hauptkommissar in das Büro Vondermattens, in dem sich Helga Martens vorübergehend einquartiert hatte. Die junge Kollegin legte gerade ein Videoband ein, und gleich darauf war die unverwechselbare Silhouette des Wiener Kochhistorischen Museums auf dem Bildschirm zu erkennen. Wortlos folgten beide dem Geschehen.
    Einige Minuten später war es die Martens, die als Erste die Sprachlosigkeit überwand. »Es klingt verrückt, Herr Hauptkommissar, aber es sieht ganz so aus, als ob hier eine Art Wettbewerb um das cleverste Verbrechen stattgefunden hat. Dabei geht es offenbar um

Weitere Kostenlose Bücher