Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
einen Preis, einen ›Crime Award‹. Und der Beitrag ›Salatschüssel‹ hat beste Chancen darauf.« Sie deutete auf eine der Listen. »Juror Nummer 5 hat diesem Coup für Idee, Ausführung und Effizienz jeweils eine glatte Eins gegeben. Es ist kaum zu glauben.«
»Und woher haben Sie das?«, wollte Wiegele wissen.
»Das hat noch in einem Videorekorder gesteckt, der gar nicht mehr angeschlossen war«, erklärte sie. »Ich musste das Gerät erst wieder aktivieren, um das Band herauszubekommen.«
»Das war sehr gute Arbeit, Helga, Pardon, Frau Martens«, lobte der Hauptkommissar. »Was halten Sie eigentlich davon, auf Dauer nach Singen zu kommen?«
Da lachte die Martens fröhlich auf. »Das klingt nicht schlecht. Hier habe ich in einem Tag mehr erlebt als in Konstanz das restliche Jahr über. Aber nur unter der Bedingung, dass Sie Helga zu mir sagen«, fügte sie scherzhaft dazu.
* * *
Nach zwei weiteren Cognacs, je einen für Malatschew und Palinski, waren sie Singen ziemlich nahe gekommen. Zumindest hoffte der inzwischen reichlich beschickerte Palinski das.
Der Russe hatte ihm lang und breit das streng hierarchisch organisierte, ja, mitunter sogar feudalistisch anmutende System der geschlossenen Gesellschaften innerhalb des organisierten Verbrechens erklärt. Er hatte auf die soziale Verantwortung, die Fürsorgepflicht der Spitzen für ihre Angehörigen hingewiesen, der die lebenslange Verpflichtung zu strikter Loyalität und Treue gegenüberstand. Für Verräter gab es nur eine Strafe.
In den letzten Jahrzehnten hatte sich darüber hinaus eine Art ›Internationale‹ der führenden Organisationen sowie ein reger Austausch zwischen diesen entwickelt. Diese ›gesellschaftlichen Kontakte‹ liefen inzwischen zwar nicht immer amikal, aber doch im Wesentlichen reibungslos ab. Streitigkeiten wurden vor einem Komitee, vergleichbar dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, abgehandelt, in dem alle wichtigen Members Sitz und Stimme hatten. Urteile dieser Institution waren zu beachten und wurden notfalls auch mit Gewalt durchgesetzt.
Die neueste Meldung aus diesem eigenartigen Paralleluniversum war aber, dass im März nächsten Jahres in Las Vegas die erste ›Weltmeisterschaft der Killer‹ stattfinden sollte, wie Malatschew den unfassbaren Event bezeichnete.
»Dabei werden in verschiedenen Kategorien wie zum Beispiel ›Auftragsmord‹, ›Mord als Selbstmord / Unfall getarnt‹ und Ähnlichem die Besten der Welt ermittelt. Dazu kommen noch Wettkämpfe im Schießen, in den diversen Kampftechniken und mit Motorfahrzeugen«, erläuterte der Russe das Programmschema der makaber zu werden versprechenden Veranstaltung.
»Eigentlich erinnert der Modus mehr an Olympische Spiele. Für die Dauer der Veranstaltung herrscht Burgfriede zwischen den teilnehmenden Organisationen und die Sieger werden gefeiert wie Helden.« Juri war jetzt Gott sei Dank auf Mineralwasser übergegangen und füllte sein Glas.
»Diese WM soll alle sechs Jahre stattfinden und verspricht darüber hinaus eine Art Weltmesse für die Branche zu werden, auf der die Spezialisten ihren Wert bestimmen und sich gleichzeitig potenziellen Kunden präsentieren können. So, und jetzt kannst du mich wieder fragen.«
Der viele Alkohol und das lange Sitzen hatten Palinskis Gehirn offenbar etwas einrosten lassen. Was, verdammt noch mal, sollte er Malatschew fragen?
»Natürlich, was das alles mit Singen zu tun hat«, half ihm Juri auf die Sprünge. »Ich sage es dir jetzt. In Singen hat in den letzten Tagen die Vorausscheidung der Europagruppe I stattgefunden. Das heißt, dass sich die Elite der Mordspezialisten aus Frankreich, Italien, Deutschland, der Schweiz und Österreich getroffen hat, um den Besten der Besten zu küren. Offenbar hat sich jemand deine Mordideen geborgt, um in der Kür besonders gute Bewertungen zu bekommen. Ich glaube, du warst einfach ungewollt Lieferant zweier origineller Ideen, die dann umgesetzt wurden.«
Er klopfte Mario scheinbar anerkennend auf die Schulter. »Das ist der Lohn für deine reiche, leicht perverse Fantasie.«
Palinski stand unter Schock. Er wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Schließlich entschloss er sich zu beidem.
»Aber wie sind meine Ideen bloß in die kranken Köpfe dieser Menschen gekommen?«, jammerte er.
»Keine Ahnung«, bedauerte Juri, »ich weiß nur, von mir nicht.«
Aber Palinski gab nicht so schnell auf. »Hast du wenigstens eine Idee, einen Tipp, mit wem ich noch darüber
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