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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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sie zögernd, »ich bin sicher, der Kerl ist nicht ganz normal, eher ein Perverser.«
    »Und wieso?«, wollte Wiegele wissen.
    »Während der Nacht im Hotel in Gottmadingen und auch am Vormittag bin ich meistens unbekleidet herumgelaufen. Aber Benni hat mich nicht ein einziges Mal angemacht, geschweige denn versucht, mit mir zu schlafen«, berichtete sie. »Soweit ich sehen konnte, war er überhaupt nicht sexuell erregt.«
    »Wahrscheinlich ist er schwul«, vermutete die Martens.
    »Möglich«, meinte Josefa, »aber eines steht fest. Der Unfall hat ihn richtig stimuliert. Als er vom Unfallort zum Auto zurückgekommen ist, hat er eine ausgewachsene Erektion gehabt. Er hat kaum gehen können.«
     
    * * *
     
    Über Nacht hatte das Wetter in Taormina völlig umgeschlagen. Dem angenehmen, sonnigen Herbstklima des Vortages war ein grau verhangener Himmel gefolgt. Gegen 8 Uhr hatte es dazu noch zu regnen begonnen.
    Das Grau in Grau vor den Fenstern seines Appartements in der Ferienanlage ›Bonnzani‹ entsprach ziemlich genau der Stimmung, in der sich Palinski jetzt befand. Von dem durch das vorabendliche ›Vincero‹ ausgelöste Hochgefühl war nichts mehr übrig. Die durch das Gespräch mit Don Vito verursachte Ambivalenz seiner Empfindungen machten ihm zu schaffen wie ein ausgewachsener Kater. Bloß war der spätestens am folgenden Tag vorbei. Die Kopfschmerzen, die er hatte, würde er wahrscheinlich bis zu seinem Lebensende nicht mehr völlig loswerden.
    Er blickte auf die Uhr, es war kurz vor 9 Uhr und damit noch eine Stunde Zeit, bis ihn Enrico abholen und zum Flughafen bringen würde. Zeit, die er nutzen wollte, um endlich zu der unaufschiebbaren Entscheidung zu kommen, derentwegen er hierhergekommen war.
    Eigentlich hatte er ja überhaupt keine Chance, nicht auf das von Don Vito vorgeschlagene Arrangement einzugehen. Immerhin hatte der Mann keinen Zweifel daran gelassen, was mit Marianne andernfalls geschehen würde.
    Wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass dieser kultivierte, hochgebildete Herr ohne mit der Wimper zu zucken den Tod einer jungen, unschuldigen Frau befehlen würde. Aber wer konnte das schon wissen? Immerhin war Marianne nicht nur die Freundin Wiegeles, sondern auch die Schwester seines präsumtiven Schwiegersohns.
    Was sollte der Blödsinn eigentlich? Seine Gedanken hörten sich fast so an, als ob er lediglich Marianne oder sonst einem ihm näher stehenden Menschen helfen würde. Könnte er eine wildfremde Person ganz einfach ihrem Schicksal überlassen? Die Vorstellung, diese Frage einfach zu bejahen erschreckte ihn.
    So kam er nicht weiter. Vielleicht sollte er seine Situation einmal nach streng rationalen Kriterien untersuchen. In der Art einer betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Analyse.
    Auf der Nutzen-Seite war die Freilassung Mariannes an erster Stelle zu nennen. Dann der italienische Verlag, der die Rechte an seinen Romanen erwerben wollte. Oder würde der das auch unabhängig von seiner Entscheidung tun? Dann wäre wenigstens die Familie einigermaßen versorgt, falls ihm etwas zustoßen sollte.
    Also,   der finanzielle Vorteil sollte bei einer solchen Entscheidung wirklich nicht im Vordergrund stehen. Oder war er wirklich der Mensch, der seine Seele wegen des schnöden Mammons an den Teufel verkaufte? Oder gegen etwas anderes wie weiland Goethes ›Faust‹? Was war es dort noch gewesen? Ach ja, die ewige Jugend.
    Don Vito mit dem Teufel zu vergleichen war aber ein starkes Stück. Der Mann hatte an ihm ganz einfach einen Narren gefressen, nachdem Palinski seinem Enkel das Leben gerettet hatte. Er hatte ihn beobachten lassen, sich für alles interessiert, was Palinski tat und würde ihn sicher auch in Zukunft nicht fallenlassen.
    Aber zu welchem Preis? Er würde nicht mehr alles tun und sagen können, was er wollte und musste als Lobbyist für Menschen und Systeme agieren, die ihm zumindest höchst suspekt waren. Eine Marionette sein. Was für eine widerliche Vorstellung.
    Andererseits, konnte er heute tun und sagen, was er wollte? Und musste er nicht schon heute gelegentlich Partei ergreifen, auch wenn er das eigentlich gar nicht wollte?
    Falls er sich auf das Arrangement einließ, würde das ohne Zweifel seinen Einfluß und seine Möglichkeiten steigern. Würde er dieses Plus an Macht auch positiv nutzen und damit ein Gegengewicht zu seinem zwangsläufig tieferen Eintauchen in den Graubereich schaffen können?
    Und last, but not least: Welche Auswirkungen würde seine

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