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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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wundern, wenn eine junge, gesunde Frau sich eben auch umorientiert. Es war ein riesiger Fehler von mir, Marianne seinerzeit nicht vor einer Heirat mit dir zu warnen.«
    Das war zumindest die Untertreibung des Jahrzehnts. Bittner hatte seine von Erwin Kogler zwar durchaus angetane, aber nicht wirklich verliebte Tochter in diese Ehe förmlich hineinargumentiert. Er hatte sich einige Vorteile für seine Kanzlei aus der Verbindung mit dem smarten Banker erhofft. Hoffnungen gehegt, die sich nur zum geringen Teil verwirklicht hatten.
    »Aber die Aufträge, die dir über die Bank zugegangen sind, haben dir nicht missfallen, oder?«, ächzte Kogler. »Aber jetzt bin ich plötzlich nicht mehr gut genug für das geliebte Töchterlein.«
    Er winkte den Kellner herbei und bestellte noch einen Malt.
    »Gut, lassen wir das«, besänftige Bittner. »Auch andere Ehen gehen auseinander und die Welt dreht sich weiter. Ihr werdet demnächst geschieden. hchn, hchn.« Er wurde sein Hüsteln dieses Jahr einfach nicht los. »… und wir bleiben gute Freunde.«
    Die letzten beiden Worte betonte er so, dass auch wirklich keinerlei Missverständnisse entstehen konnten.
    »Das sagt sich so leicht«, widersprach Kogler. »In meinem steten Bemühen, deiner Tochter einen entsprechenden Lebensstandard bieten zu können, habe ich mich etwas übernommen. Wenn kein Wunder passiert, bin ich in 48 Stunden arbeitslos, möglicherweise sogar ein Fall für den Staatsanwalt. In so einer Situation kann ich doch den einzigen sicheren Hafen, die Familie, nicht so ohne weiteres aufgeben.« Er blickte sein Gegenüber frech an. »Das kann doch niemand ernsthaft von mir erwarten.«
    Bittner wäre nicht so ein erfolgreicher Anwalt geworden, hätte er nicht gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen und Zwischentöne richtig zu deuten.
    »Wieviel brauchst du?« Bittner ließ jetzt alle Höflichkeit außer Acht und kam auf den Punkt.
    »Ich will nicht lange herumreden, ich brauche mindestens 800.000 Euro.« Schonungslos knallte Kogler seinem Schwiegervater die Zahl um die Ohren. Etwas nachlassen konnte er immer noch.
    »Mein Gott«, pfiff Bittner durch die Zähne, »was hast du denn mit deinem Jahresgehalt von mindestens 600.000 in den letzten Jahren gemacht. Hchn, hchn, hchn …« Unter dem Eindruck dieser unerhörten Forderung nahm sein Husten fast schon asthmatische Dimensionen an. »Hchn, hchn, habt ihr goldene Armaturen bei euch zu Hause? Oder was sonst?«
    »Ich lasse mich nicht auf dein Niveau ein«, konterte Kogler kalt. »Entweder ich kann in 48 Stunden bezahlen oder der Skandal wird auch dich und deine Familie nicht verschonen. Immerhin hat mich ja dein exzellenter Ruf erst in diese fatale Situation gebracht.«
    Dieser Logik konnte selbst der alte Fuchs Bittner nicht folgen. »Wie ist das denn zu verstehen?«, wollte er wissen.
    »Glaubst du wirklich, ich hätte immer wieder soviel Kredit bekommen, wenn ich nicht der ›Schwiegersohn von Dr. Bittner aus Singen‹ gewesen wäre?«, höhnte der Banker. »Dein Name ist ja besser als eine Golden Card von American Express.«
    Bittner war sprachlos über diese ungeheuerliche Frechheit. »Das ist unerhört. Was bist du bloß für ein Mensch?«
    »Ein Mensch, der überleben möchte. Nicht mehr und nicht weniger.« Kogler hatte seinen Schwiegervater dort, wo er ihn haben wollte. Dachte er zumindest. »Und zwar nicht nur so, sondern standesgemäß, mit entsprechenden Perspektiven. Also mache etwas für mich, damit machst du auch etwas für dich.« Er nahm die Speisekarte zur Hand. »Wollen wir jetzt bestellen?«
    Bittner war aber schon aufgestanden. »Danke, mir ist der Appetit vergangen. Hchn, hchn … , rufe mich morgen früh an. Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Dann verließ der Anwalt grußlos das Lokal.
     
    * * *
     
    Nach der Landung in Mailand war Palinski soweit. Das ewige Hin- und Herschieben der Argumente musste ein Ende haben, sonst würde er noch verrückt werden. Vor allem war jedes weitere Abwägen angesichts der Tatsache hinfällig, dass es um Marianne Kogler, wahrscheinlich sogar um ihr Leben ging. Und dass er letztlich, zumindest indirekt, für den ganzen Schlamassel verantwortlich war. Immerhin waren es seine Wirklichkeit gewordenen Fantasien, die alles ausgelöst hatten.
    Während er in einer Cafeteria auf seinen Anschlussflug nach Stuttgart wartete, holte er kurz entschlossen sein Handy heraus, wählte die bestimmte Nummer und wartete. Nach wenigen Sekunden wurde das Gespräch

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