Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Manuskript in Erinnerung. Dann berichtete er davon, dass er ein Exemplar bei einem hochrangigen Vertreter der Mafia vorgefunden hatte.
»Aufgrund einer handschriftlichen Anmerkung war zweifelsfrei festzustellen, dass es sich dabei um eine Kopie des Exemplars handelte, das ich seinerzeit Wilma gegeben habe.« Er blickte Bittner direkt an. »Diese Kopie ist über Tina und Guido zu dir, lieber Ernst, gelangt. Wie es von dir zu dem Mafioso gelangt ist oder zumindest sein kann, möchte ich jetzt gerne von dir wissen.«
»Willst du damit andeuten, dass du mich für den Tod Webernitz’ und den tragischen Unfall dieses Polizisten verantwortlich machst?« Bittner schien erregt. »Steht denn überhaupt schon zweifelsfrei fest, dass die beiden Vorfälle auf die in deinem Manuskript beschriebenen Verbrechen zurückzuführen sind?«
»Also, für Don Vito Bannzoni war der Zusammenhang eindeutig. Er hat sich sogar davon distanziert und entschuldigt.«
Die Nennung des Namens bewirkte eine eigenartige Reaktion Bittners. Er erblasste und sackte in sich zusammen wie eine aufgeblasene Plastikpuppe, aus der plötzlich die Luft entwichen war. »Du hast mit Don Vito gesprochen. Mit dem Don Vito?«
»Ich weiß nicht, wieviele es gibt«, das hatte ein bisschen arg schnoddrig geklungen, fand Palinski. Aber jetzt war nicht die Zeit für vornehme Zurückhaltung. »Ja, ich habe mit dem Don Vito gesprochen. Einem führenden Mann in dieser Verbrecher-Internationale, die sich nicht scheut, eine Weltmeisterschaft der Killer durchzuführen. Um ihre pubertierenden Adrenalinjunkies mit den jederzeit lockeren Abzugsfingern bei der Stange zu halten. Das kotzt mich alles so an.«
Palinski war jetzt so aufgewühlt, dass er kein Blatt mehr vor den Mund nahm. »Jetzt werde ich dir einmal etwas sagen, Ernst. Ich habe in den paar Stunden mit Don Vito einiges gelernt. Ein Gefühl für gewisse Dinge entwickelt, die man logisch kaum erklären kann. Und mein Gefühl sagt mir, dass du in diese ganze Geschichte mindestens genauso involviert bist wie ich. Und wie ein paar Tausend weitere Menschen alleine in diesem Land, die in diesem Graubereich zwischen Gut und Böse agieren. Bewusst oder unbewusst, aus Idealismus oder gegen Geld. Was sind deine Gründe, Ernst?«
Bittner, der während Palinskis leidenschaftlicher Attacke immer blasser geworden war, straffte sich wieder etwas.
»Ich sehe, man hat dich auch schon an die Leine genommen …, hchn, hchn, hchn … mein lieber Mario.« Den vermuteten Protest seines Gesprächspartners erstickte Bittner mit einer Handbewegung bereits im Ansatz. »Sei ruhig, jetzt bin ich an der Reihe mit dem Reden.«
Dann erzählte er Palinski die gleiche Geschichte, mit der er bereits am Tag zuvor seine Tochter schockiert und dann zu Tränen gerührt hatte. Seine Rolle bei der Entführung Mariannes behielt er aber für sich.
Der Wiener hatte zwar mit einer Reaktion gerechnet, mit einer derart schonungslosen Beichte aber nicht. Wie es aussah, war Ernst Bittner durch geschickte finanzielle Manipulation sukzessive in eine Rolle hineingeschlittert, für die sich er, Mario Palinski, aktiv entschieden hatte. Trotz des moralischen Drucks, Marianne wieder freizubekommen, hatte er immerhin eine Wahlmöglichkeit gehabt. Und sich frei entschieden. Zumindest formell, theoretisch. Oder bildete er sich das nur ein?
»Ich kann dir nur versichern, dass mich der Tod Webernitz’ und all der anderen, bei denen ich nicht ausschließen kann, zumindest mittelbar beteiligt gewesen zu sein, fürchterlich belastet«, sagte der Anwalt mit weinerlicher Stimme. »Diese Verantwortung ist etwas, mit dem ich in letzter Zeit immer … hchn, hchn, …« Bittners schluchzendes Hüsteln klang irgendwie lächerlich, fand Palinski, »… schwerer fertig werde.«
Der Anwalt stand auf, ging zum Fenster und blickte hinaus. Nach einigen Sekunden drehte er sich wieder zu Palinski um.
»Was wirst du jetzt unternehmen?«, fragte er zögernd.
»Ich? Gar nichts. Was soll ich denn unternehmen? Wiegele erzählen, dass sein zukünftiger Schwiegervater ein Lobbyist des weltweiten organisierten Verbrechens ist, so, wie sein Freund Palinski?« Der Wiener schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde den Mund halten, Wilma bei der Hand nehmen und mit deinem schönen Auto nach Wien fahren. Eines möchte ich aber noch wissen: Wie heißt die Person, die nach dir mein Manuskript gelesen hat?«
Bittner schien zu zögern. Nach einer langen Minute zuckte er mit den Achseln und meinte:
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