Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
mit Erster Hilfe zurück ins Leben geholt haben. Dafür werde ich Ihnen für immer dankbar sein, aber ich will wissen, was danach im Krankenhaus geschehen ist. Die Schwester, die am Morgen bei mir im Zimmer war, hat gesagt, ich sei operiert worden. Haben Sie das veranlasst?«
»Ich habe das nicht nur veranlasst, ich habe Sie sogar selbst operiert. Zusammen mit Dr. Patterson, einem Anästhesisten, der die OP für mich vorbereitet hat. Nun sehen Sie mich nicht so an, Ben. Bevor ich diese Firma hier gegründet habe, war ich jahrelang Oberärztin im Washington Hospital Center. Ich verstehe mein Handwerk, glauben Sie mir. Eine Operation war Ihre einzige Chance, am Leben zu bleiben.«
»Was war denn mit mir los? Ich weiß nur noch, dass ich hinunter zum Potomac gerannt bin und furchtbare Schmerzen in der Brust hatte. Dann wurde mir auf einmal schwarz vor Augen.«
Angie sah ihn mit dem strengen Blick einer Ärztin an, die einen unvernünftigen Patienten über seine gesundheitlichen Risiken aufklärt.
»Ben, Sie hatten einen schweren Herzanfall. Vermutlich wurde er durch Überanstrengung ausgelöst, aber mit Sicherheit hat eine ungesunde Lebensweise den Weg dafür bereitet. Ich würde mal sagen, Sie haben in den letzten Jahren zu wenig Sport getrieben und sich ein ziemliches Übergewicht angefuttert …«
»Nun ja, der ganze Stress in der Arbeit und dann auch noch der Streit mit meiner Exfrau wegen des Sorgerechts - da isst man schon mal etwas zu viel. Und ich nehme zu, wenn ich Stress habe. Das liegt wohl in meinen Genen.«
»Da sind Sie nicht der Einzige«, sagte Angie und seufzte leise. Wenn sie sich selbst nicht mit einem ausgeklügelten Ernährungsplan und täglich mindestens einer Stunde Leistungssport fit halten würde, hätte auch sie ihre sportliche Figur längst verloren.
»Und Sie rauchen, Ben, nicht wahr? Sie können es vor Ihrem Sohn ruhig zugeben, er hat es mir schon gestern gesagt. Rauchen ist für jemand, der ein Herz wie Sie hat, das pure Gift. Aber das wissen Sie ja sicher selbst.«
Ben vermied es, Jack oder Angie anzusehen.
»All diese Faktoren haben dazu geführt, dass Sie ein Aortenaneurysma entwickelt haben, eine sackartige Ausstülpung der Hauptschlagader direkt an ihrem Herzen. Allerdings bekommt man so etwas nicht von heute auf morgen. Waren Sie jemals bei einem Herzspezialisten, Ben?«
Ben schüttelte den Kopf. Er war nicht der Typ, der alle Daumen lang zum Arzt rannte. Seiner Meinung nach sahen Ärzte ihre Patienten viel zu oft als lukrative Einkommensquelle, und was von vielen Therapien und Arzneimitteln zu halten war, hatte er als Angestellter in der Pharmaindustrie sowie in seinen fünf Jahren bei der FDA zur Genüge erfahren.
»Sie hätten sich schon längst einmal gründlich durchchecken lassen sollen«, sagte Angie und schüttelte missbilligend den Kopf. »Dann hätte man mit Sicherheit festgestellt, dass Ihre Aorta stark gefährdet war und hätte frühzeitig eine
Therapie einleiten können. Stattdessen haben Sie das getan, was ich gerne als ›amerikanisches Roulettespiel‹ bezeichne.«
»Nie gehört. Was ist denn das?«
»Das Gegenstück zum Russischen Roulette, nur mit dem Unterschied, dass man dabei keine Kugel im Kopf riskiert, sondern einen Herzanfall, den man durch seine ungesunde Lebensweise wissend in Kauf genommen hat.«
»Ich habe ihm schon immer gesagt, dass er der Kandidat für einen Herzinfarkt ist«, warf Jack ein.
Ben sah ihn tadelnd an.
»Ein Herzinfarkt ist etwas anderes, Jack«, sagte Angie gelassen, »aber an einer Aortenruptur stirbt man noch viel schneller. Wenn sich das Blut aus der geplatzten Arterie erst mal im Brustraum verteilt, kann einen nur noch eine Notoperation retten.« Sie wandte sich wieder an Ben. »Sie hatten großes Glück, dass ich gerade bei Martin war und sofort wusste, was mit ihnen los war.«
»Haben Sie gerade Aortenruptur gesagt? Die Schwester im Krankenhaus meinte, das wäre unmöglich.«
»Sie können mir ruhig glauben, Ben. Mehr als irgendeiner Krankenschwester.«
»Aber die Schwester hat gesagt, dass für eine solche Operation der Brustkorb geöffnet werden muss.«
»Vielleicht erkennen Sie jetzt endlich, warum mein CardioPatch längst hätte zugelassen werden müssen«, sagte Angie mit einem überlegenen Grinsen. »Mit einem vergleichsweise winzigen Eingriff können damit Defekte behoben werden, die bisher einen wochenlangen Krankenhausaufenthalt bedeutet haben. Sie spüren es gerade am eigenen Leib, was für eine
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