Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Einschaltknopf.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Ben. »Kannst du dieses Ding denn überhaupt hochfahren?«
»So sicher, wie das Amen in der Kirche«, antwortete Jack. »Du kannst aber ruhig weitergehen, Jacker the Hacker kann auch im Gehen programmieren.«
Wenn du dabei mal nicht über deine eigenen Füße stolperst, dachte Ben, ging aber trotzdem die Treppe hinunter. Jede Sekunde war jetzt kostbar.
Als sie zwei Stockwerke weiter unten waren, bat Jack seinen Vater, stehen zu bleiben.
»Hier ist das Signal am stärksten«, sagte er. »Jetzt muss ich mich nur noch in das Netzwerk hacken.«
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17:05 UHR
NATIONALS PARK STADION, WASHINGTON, DC
Wäre er nicht ein so gottesfürchtiger Mensch, dann hätte der Samariter jetzt laut geflucht. Er hätte den FDA-Mann und dessen Sohn niemals in Millers Obhut zurücklassen dürfen. Der Mann verbockte momentan alles, was man ihm auftrug, und wer durfte dann die Kastanien aus dem Feuer holen? Er, der Samariter. Aber er hatte es schon geahnt und war mit seinem Auto bereits auf dem Weg zum Stadion gewesen, als ihn Millers Anruf erreicht hatte. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich das Spiel von einem der oberen Ränge aus anzusehen um dann, in der Pause zum dritten Inning, wenn die Zuschauer zum Bilden der Menschenkette aufgerufen wurden, selbst mit anzusehen, wie sie ihre Folienbeutel aufrissen, das Gel auf ihre Hände taten und so den Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit herbeiführten, auf den er fast sein ganzes Leben lang hingearbeitet hatte.
Und jetzt? Jetzt musste er in den unterirdischen Gängen des Stadions nach irgendwelchen Feinden suchen, die es möglicherweise darauf angelegt hatten, seinen Plan in letzter Sekunde zu durchkreuzen. Aber wer waren diese Feinde? Miller hatte von zwei Gestalten gesprochen, die ihn mit Sprengladungen beworfen und in Deckung gezwungen hatten,
bevor sie in der Versorgungsebene des Stadions spurlos verschwunden waren. Ben Maxwell konnte es jedenfalls nicht sein, denn der musste in der Zwischenzeit längst tot sein. Wahrscheinlich war er nur wenige Meter von Manassas Packaging auf der Flucht gestorben und lag jetzt irgendwo herum, wo Millers Männer ihn nicht fanden. Mit dem jungen Maxwell war das schon etwas anderes. Der wäre durchaus in der Lage, sich in einem der Lastwagen zu verstecken und von Miller unbemerkt mit ins Stadion zu fahren. Aber wer war der zweite Mann, den Miller gesehen haben wollte? Der Samariter hatte keine Ahnung, aber er hatte eine ziemlich präzise Vorstellung davon, wo er Jack Maxwell finden würde, falls er sich wirklich im Stadion befand.
Wenn er als Hacker auch nur einen Schuss Pulver wert war, würde er versuchen, in die Kommunikationszentrale des Stadions einzudringen. Und wo die war, hatte sich der Samariter bei der Vorbereitung auf diesen Tag genau eingeprägt.
Der Samariter schloss seinen Wagen ab und duckte sich in den Schatten am südlichen Ende der Tiefgarage des Stadions. Zwanzig Meter von ihm entfernt saßen zwei braun uniformierte Parkwächter in ihrem Häuschen und sahen sich auf einem kleinen Tischfernseher das Spiel an. Der Samariter blickte an ihnen vorbei zu einer roten Box mit dem Symbol eines Feuerwehrschlauchs darauf. In diesem Kasten, so hatte der Samariter es Miller am Telefon befohlen, musste eine Glock mit vollem Magazin für ihn hinterlegt sein. Neben dem Kasten befand sich eine gelb lackierte Tür, die laut Miller in einen Versorgungstunnel unterhalb des Stadions führte. Dieser Tunnel endete am Anacostia
River, wo das Schlauchboot wartete, das Miller und ihn in Sicherheit bringen würde, falls hier im Stadion etwas danebenging.
Leise wie eine Katze schlich sich der Samariter hinüber zu dem Kasten mit dem Feuerlöscher, wobei er aus dem Augenwinkel ständig die Parkwächter beobachtete.
Zu seiner Erleichterung war die Tür des Kastens nicht abgeschlossen, und als er vorsichtig den rechten Arm hineinsteckte, ertastete er hinter dem groben Gewebe des aufgerollten Feuerwehrschlauchs ziemlich schnell das kühle Metall der Pistole. Er zog sie heraus und steckte sie in seine Tasche.
Jetzt war er für alles gerüstet.
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17:09 UHR
NATIONALS PARK STADION, WASHINGTON, DC
Tief unter den 41.222 Fans, die oben im Stadion begeistert dem Spiel folgten, standen Ben und Jack in einem verlassenen Treppenhaus, nur durch eine Betonwand von der Kommunikationszentrale des Stadions getrennt. Jack hatte sich mit dem Laptop des Rundfunkreporters per W-LAN ins digitale Steuerungssystem des
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