Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Stadions gehackt, über das unter anderem die Lautsprecheranlage und die riesigen LED-Anzeigetafeln über den Zuschauertribünen gesteuert wurden. Der Raum, den Ben bei einem Tag der offenen Tür im damals gerade fertig gewordenen Stadion besichtigt hatte, war einer der Gründe gewesen, weshalb Ben Jack unbedingt zu dem Spiel am vierten Juli hatte mitnehmen wollen: Kein anderes Stadion in den USA war so mit modernster digitaler Kommunikationstechnik vollgepackt wie dieses hier. Ben hatte vermutet, dass das Jack interessieren würde.
Nachdem Jack durch einen nicht gesicherten Port in der Firewall in das System eingedrungen war, stellte er eine Verbindung zu dem Programm her, das Bilder auf die Anzeigetafeln streamen konnte, und stellte den Laptop auf den Treppenabsatz. Nun zog er das iPhone des Rundfunkreporters aus der Tasche, rief die Kamera-App auf und wandte sich an seinen Vater.
»O.k., Dad«, sagte er feierlich. »Jetzt bist du dran. Stell dich vor die Wand da drüben und sprich zu ihnen. Überzeug sie.«
»Meinst du wirklich, dass das funktioniert, Jack?«, fragte Ben mit tonloser Stimme. »Sollten wir nicht doch lieber versuchen, irgendwo an ein Mikrofon zu kommen und die Leute über die Stadionlautsprecher warnen?«
»Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, Dad. Wenn sie dich sehen, dann glauben sie dir. Ich werde dich jetzt mit der Kamera von diesem iPhone aufnehmen und das Video dann über das Internet auf meinen Youtube-Account hochladen, den ich aber so verändert habe, dass er die Bilder direkt auf die LED-Wände des Stadions streamt.«
»Ich verstehe nur Bahnhof, aber du wirst schon wissen, was du tust. Geht’s los?«
Jack nickte und hob das Smartphone mit beiden Händen in die Höhe.
»Und los«, sagte er und drückte den kleinen Aufnahmeknopf auf dem Touchscreen. »Du bist drauf, Dad.«
86
17:11 UHR
NATIONALS PARK STADION, WASHINGTON, DC
»Was ist denn das, verdammt nochmal?« Earl Riley, der Sicherheitschef im Nationals Park, stand fassungslos in seinem Kontrollzentrum, wo die Bilder sämtlicher Überwachungskameras des Stadions auf kleinen Monitoren zu sehen waren. Mehrere der Kameras, die routinemäßig das Rund des Stadions aus allen Blickwinkeln beobachteten, zeigten eine der riesigen, 420 Quadratmeter großen Anzeigetafeln hoch über den Köpfen der Zuschauer, auf der eigentlich der Spielstand der Partie hätte zu sehen sein müssen. Stattdessen zeigte die Wand das zwölf Meter hohe Bild eines Mannes mit grau meliertem Haar, der einen blauen Overall trug und dessen Finger in gelben Gummihandschuhen steckten. Er hielt ein kleines, quadratisches Kosmetikpröbchen hoch.
»Machen Sie diese Packungen unter keinen Umständen auf«, sagte der Mann jetzt. »Sie enthalten ein hoch ansteckendes Virus, gegen das es kein Gegenmittel gibt und das bei Ihnen innerhalb von wenigen Stunden einen tödlichen Herzanfall auslöst.«
»Soll das ein Werbegag sein, oder was?«, schnaubte Riley. »Oder sind das wieder diese penetranten Aktivisten gegen Tierversuche in Kosmetika?« Er wandte sich an seine Mitarbeiter
vor den Monitoren. »Hat einer von euch was davon gewusst?«
Die Männer schüttelten den Kopf.
»Dies ist kein Scherz und auch keine Übung«, fuhr der Mann auf der Anzeigetafel fort. »Mein Name ist Dr. Benjamin Maxwell, ich bin Projektleiter bei der Food and Drug Administration und ich kann Ihnen versichern, dass dieses Virus noch viel tödlicher ist als SARS, Ebola oder die Schweinegrippe. Öffnen Sie also auf keinen Fall den Beutel, den man Ihnen gegeben hat und reißen Sie vor allem keines dieser Pröbchen auf. Solange Sie das nicht tun, besteht kein Grund zur Panik.«
Die Kamera schwenkte zur Seite, und das Bild auf der LED-Wand erlosch.
»Frank!«, rief Riley dem Mann am Kontrollpult für die Videomonitore zu. »Spiel mir doch nochmal die letzten paar Sekunden vom Monitor Nummer vier vor. Aber ganz langsam.«
»Kommt sofort«, sagte Frank und betätigte ein paar Tasten an seinem Pult. Als er die digitale Aufzeichnung der Überwachungskamera ein Stück zurückgefahren hatte, legte er das Bild auf einen großen Flachbildschirm an der Wand des Kontrollraums.
»… besteht kein Grund zur Panik«, sagte der Mann mit den grau melierten Haaren.
»Und jetzt langsam, Frank!«, befahl Riley. »Bild für Bild.«
Wer immer den Mann aufgenommen haben mochte, er hatte die Aufnahme nicht gleich nach dem letzten Wort gestoppt, sondern die Kamera noch ein Stück zur Seite bewegt. Während die
Weitere Kostenlose Bücher