Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
in die Geschichte ein als die erste US-Senatorin, die eigenhändig einen steckbrieflich gesuchten Mörder gestellt hat. Vielleicht macht das ein wenig von dem Imageverlust wett, den ich durch das Scheitern meiner Menschenkette erlitten habe.«
»Es ist noch besser, wenn du ihn erschießt, Kathy«, raunte Collins ihr zu. »Du kannst immer sagen, es war Notwehr, und es bringt dir noch fettere Schlagzeilen.«
»Hören Sie nicht auf ihn«, schrie Ben und deutete auf Rudy Collins. » Er hat Martin Larrick getötet. Und eine Krankenschwester im Washington Hospital Center. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen.«
Rudy Collins lachte laut auf.
»Was für ein Unsinn!«, sagte er und sah der Senatorin tief in die Augen. »Du traust mir doch nicht etwa zu, dass ich jemanden umbringe? Sieh mich an! Ich bin’s doch, dein Rudy.«
»Du hast immerhin meinen Mann erschossen.«
»Aber das war ein Versehen. Ich dachte, ich würde verfolgt, und musste mich wehren. Dieser Mann, Kathy, wollte alles kaputtmachen, wofür wir j ahrelang gearbeitet haben. Er wollte dein Lebenswerk zerstören, und dafür muss er sterben!«
»Frau Senatorin, Sie können dem Mann diesen Wahnsinn doch nicht abnehmen«, rief Ben entsetzt. »Ich flehe Sie an, tun Sie etwas!«
Aber Senatorin Neal tat nichts. Sie hielt die Waffe noch immer auf Ben gerichtet und hörte sich ohne die geringste Reaktion an, was die Männer zu sagen hatten.
»Erschieß ihn, Kathy, solange du es noch kannst!«, bat
Collins mit eindringlicher Stimme. »Bitte, tu’s für mich! Vertrau deinem Rudy, dieser Mann ist es nicht wert zu leben. Er hat alle getötet, die etwas von dem Virus wussten, mit dem er das Gel in deinen H.A.T.-Beuteln verseucht hat. Allan Low, Monsignore Vada und Martin Larrick, den Chef seiner eigenen Behörde. Und das auf eine widerwärtige und abscheuliche Weise. Jetzt hätte er auch mich getötet, wenn ich ihm nicht zuvorgekommen wäre.«
»Frau Senatorin, bitte denken Sie nach!«, flehte Ben. »Wenn ich wirklich hinter diesem Virus stecken würde, warum hätte ich dann die Menschen hier im Stadion davor warnen sollen?«
Neal sagte nichts, sondern sah Collins fragend an.
»Wahrscheinlich hat er eine gespaltene Persönlichkeit, Kathy. Ein Teil von ihm will, dass alle Menschen an diesem Virus sterben, ein anderer bekommt ein schlechtes Gewissen und möchte seine eigenen Schandtaten im letzten Augenblick wieder rückgängig machen. So etwas ist nichts Ungewöhnliches.«
Collins sah Neal um Zustimmung heischend an. »Im Grunde genommen sind diese Wissenschaftler doch alle wahnsinnig, nicht wahr? Oder glaubst du, dass geistig gesunde Menschen Atombomben bauen, Gene manipulieren und tödliche Viren in ihren Labors züchten würden? Maxwell und seinesgleichen tun seit Jahrhunderten doch nichts anderes als Gottes heilige Gebote mit Füßen zu treten, sein Wort zu verhöhnen und seine Schöpfung ad absurdum zu führen. Sie sind die Schmeißfliegen auf dem Kadaver einer sterbenden Gesellschaft, das Unkraut auf dem Acker des Herrn, das die guten, fruchtbaren Pflanzen verdrängt und vergiftet! Aber damit ist es jetzt vorbei, Herr Wissenschaftler
! Heute wird die große Reinigung beginnen, sie wird wie eine Feuerwalze dich und deine teuflische Brut und alles andere Schlechte und Unwerte ausbrennen wie eine schwärende Wunde!«
Neal sah ihn erstaunt an.
»Rudy, was redest du denn da? Was ist das für ein unsinniges Zeug vom Acker des Herrn und schwärenden Wunden?«
»Das ist kein Unsinn, Kathy! Was eure Wissenschaftler reden, ist Unsinn, das müsstet ihr Politiker nur endlich begreifen. Wo seid ihr denn, wenn es gilt, sie in ihre Schranken zu weisen? Seit Jahrhunderten tun sie nichts anderes als Gott zu leugnen, zu verhöhnen und lächerlich zu machen und reden dabei vom Glauben an den Fortschritt . Was ist das denn für ein Glaube, Kathy? Habt ihr Politiker euch einmal gefragt, was das wirklich ist, dieser Fortschritt, um den ihr alle tanzt wie das Volk Israel um das Goldene Kalb? Du weißt, was Moses damals zu seinem Volk gesagt hat, nicht wahr, Kathy?«
Er zog aus seinem Jackett ein zerfleddertes rotes Buch hervor und blätterte darin herum.
»Was tust du da, Rudy?«, fragte die Senatorin befremdet.
»Ich lese dir aus der Bibel vor, was sonst. Das Wort Gottes. Warte, hier habe ich es. ›Und Moses sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern
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