Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Ben, ob er überhaupt noch abheben sollte. Vermutlich war es bloß wieder Nancy DeLuca, die ihn dazu bringen wollte, die Zulassung für CardioPatch doch noch
zu unterschreiben. Ben hob den Hörer trotzdem ab in der vagen Hoffnung, dass es vielleicht Tammy war, die auf irgendeine Weise herausgefunden hatte, dass er hier war.
»Dr. Maxwell?«, fragte eine Frauenstimme.
»Ja?«
»Gut, dass Sie noch da sind. Der Commissioner möchte Sie sprechen. Bitte bleiben Sie dran.«
Dann war ein Klicken zu hören, und eine sich alle zehn Sekunden wiederholende Ansage verkündete Ben, dass er sich in einer Warteschleife befand, in der er eine kleine Ewigkeit lang zu hängen schien. Vielleicht hatte ja Nancy DeLuca Larrick gebeten, noch einmal ein ernstes Wort mit ihm zu reden und ihn zu drängen, seine Vorbehalte gegen das Herzpflaster aufzugeben. Es wäre nicht das erste Mal, dass von ganz oben in einen Zulassungsprozess eingegriffen wurde. Ben konnte das nur recht sein. Er würde die Gelegenheit nutzen und dem Commissioner erzählen, was er aus Pembroke erfahren hatte. Vielleicht hatte der ja seine E-Mail noch nicht gelesen.
Ben hatte nichts gegen Martin Larrick. Im Gegenteil, er mochte den knorrigen, geradlinigen Texaner, der ihn irgendwie an John Wayne erinnerte, und hielt ihn für einen der besten Commissioner, den die FDA je hatte. Larrick, der an der Stanford University Professor für Medizin gewesen war, hatte zweimal den renommierten Arrow-Preis erhalten und war neben seiner Tätigkeit bei der Arzneimittelbehörde auch noch der Herausgeber der angesehenen Fachzeitschrift Journal of Health Economics.
Aber Larrick war nicht nur ein heller Kopf, er hatte auch keine Angst vor der Pharmaindustrie, mit deren Bossen er sich schon mehr als einmal angelegt hatte. Ben erinnerte
sich noch gut daran, wie er das Medikament »Plan B« - eine »Pille danach«, mit der man kurz nach dem Verkehr eine Schwangerschaft verhindern konnte - wegen gravierender Nebenwirkungen sogar nach der bereits erfolgten Zulassung durch die FDA mit einem Machtwort aus dem Verkehr gezogen hatte. Ein mutiger Schritt, denn hinter Plan B hatte eine der mächtigsten Pharmafirmen der Welt gestanden. Vielleicht, so dachte Ben, würde er Larrick ja im persönlichen Gespräch davon überzeugen können, dass man den Zulassungsprozess für CardioPatch im Licht der Ereignisse von Pembroke noch einmal von vorne beginnen musste.
Wieder war ein Klicken in der Leitung zu hören, und gleich darauf fragte eine tiefe Stimme: »Dr. Maxwell?«
»Am Apparat«, antwortete Ben wie aus der Pistole geschossen.
»Hier spricht Martin Larrick. Ich störe Sie doch hoffentlich nicht, oder?«
»Nein, überhaupt nicht«, erwiderte Ben.
»Ich will Ihnen nichts vormachen, mein Junge«, fuhr Larrick in seinem langgezogenen texanischen Akzent fort. »Ich habe vor ein paar Minuten einen Anruf von Nancy DeLuca bekommen. Sieht so aus, als wären Ihre Tage bei uns gezählt.«
Es folgten ein paar Sekunden Stille, als überlege Larrick, wie er fortfahren sollte.
»Darf ich Sie Ben nennen?«, fragte er schließlich.
»Ja.«
»Es geht um Ihre E-Mail, Ben. Ich möchte mit Ihnen darüber reden. Inoffiziell, sozusagen.«
»Selbstverständlich, Sir«, erwiderte Ben wie ein gehorsamer Soldat.
Larrick räusperte sich und sagte mit gedämpfter Stimme: »Ich kann Ihre Entlassung nicht rückgängig machen, ohne mir jede Menge Ärger mit Nancy DeLuca einzuhandeln, die ich ansonsten sehr schätze. Wissen Sie, was ich meine?«
»Ich kann es mir vorstellen.«
»Nancy hat einen guten Draht zum Kapitol, deshalb muss man bei ihr vorsichtig sein. Aber auch wenn sie Sie entlassen sollte, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie nicht für mich arbeiten können.«
»Wie darf ich das verstehen?«, fragte Ben.
»Es kommt eben darauf an, wie man Nancys Rauswurf auslegt. Sie will die Zulassung für CardioPatch morgen auf ihrem Schreibtisch haben, was wiederum bedeutet, dass Sie theoretisch bis heute Abend Zeit haben, sie zu unterschreiben. Bis dahin gelten Sie für mich als noch nicht entlassen.«
»Aber ich werde die Zulassung auf gar keinen Fall unterschreiben. Jetzt nicht und auch nicht heute Abend. Haben Sie denn nicht gelesen, was ich in meiner Mail geschrieben habe?«
»Dazu kommen wir später. Momentan interessiert mich nur, dass Sie bis zum Verstreichen der Frist, die Ihnen Nancy gegeben hat, noch für die FDA tätig sind. Und damit auch für mich.«
»Weiß Nancy das?«
»Wie schon gesagt,
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