Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Fenster schaute, das von den Dämpfen aus seiner Kaffeetasse langsam beschlug. Draußen stieg eine Gruppe von Touristen aus einem Reisebus und machte sich in Regenmänteln und grellbunten Nylonjacken auf den Weg zum Kapitol. Einige der meist älteren Frauen trugen Regenhauben aus durchsichtigem Plastik auf den bläulich-violett gefärbten Haaren.
Ben dachte an Jack und Emily, an Larrick und das geheimnisvolle Virus, das in Pembroke die Patienten mit dem Herzpflaster getötet hatte. Vor allem aber dachte er an Tammy, die sich jetzt vermutlich in einer Quarantäneklinik der Seuchenschutzbehörde befand und sich wegen der noch immer verhängten Nachrichtensperre nicht mit ihm in Verbindung setzen konnte. Es musste furchtbar sein, so abgeschnitten von der Außenwelt zu sein, dachte er. Die Seuchenschutzbehörde, das wusste er, war nicht gerade zimperlich, wenn es galt, die Ausbreitung gefährlicher Krankheitserreger zu unterbinden.
Gedankenverloren wischte er mit dem Zeigefinger einen sinnlosen Kringel in den feuchten Film auf der Fensterscheibe, als die Tür aufging und die Praktikantin wieder hereinkam.
»Die Senatorin ist jetzt bereit, Sie zu empfangen«, sagte sie und machte mit der Hand eine einladende Bewegung. Ben labte sich noch einmal an ihrem Anblick, holte tief Luft und trat durch die Tür, die sie ihm aufhielt.
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13:23 UHR
SENATE RUSSELL GEBÄUDE, WASHINGTON, DC
Das Büro war kleiner, als Ben erwartet hatte, aber seine Einrichtung zeigte auf den ersten Blick, dass hier eine außergewöhnliche Persönlichkeit residierte. Zwei moderne, mit rotem Stoff bezogene Sofas bildeten einen reizvollen Kontrast zu dem dunklen Bücherschrank daneben und zu dem alten, auf Hochglanz polierten Mahagonischreibtisch, auf dessen Platte Generationen von Vorbesitzern ihre Spuren hinterlassen hatten.
Gegenüber von der Eingangstür hingen über einem mit weißem Marmor eingefassten und vom Sternenbanner und der Flagge Virginias flankierten offenen Kamin in sauber austarierten silbernen Rahmen eine Reihe von Fotos, auf denen Senatorin Kathleen Neal zusammen mit hochgestellten Politikern und Prominenten zu sehen war. Auf einem Foto schüttelte sie Ex-Präsident George W. Bush die Hand, auf einem anderen dem französischen Präsidenten Sarkozy. Daneben sah man sie mit Steven Spielberg, Richard Gere und Tiger Woods, und auf einem anderen Foto war sie Arm in Arm mit einer schlanken, groß gewachsenen Frau zu sehen, die mit ihren kurzgeschnittenen blonden Haaren und ihrem muskulösen Körperbau ausgesprochen sportlich wirkte. Das Gebäude hinter den beiden, auf dessen futuristischer
Glasfassade der Schriftzug »BIOMETRIX« prangte, sagte Ben, wer diese Frau sein musste: Angie Howlett, die Besitzerin der Biotech-Firma, zu der er bisher nur schriftlichen Kontakt gepflegt hatte. Sie war, das wusste er, eine Freundin der Senatorin, deren Aktivitäten sie seit Jahren mit großen Summen unterstützte.
Ben nahm den Blick von den Bildern und wandte seine Aufmerksamkeit der Frau zu, die sich von ihrem Schreibtisch erhoben hatte und mit ausgestreckter Hand auf ihn zu kam. »Miss Capitol«, wie ein Magazin sie erst kürzlich genannt hatte, sah in Wirklichkeit noch beeindruckender aus als auf Pressefotos oder Fernsehschirmen.
»Schön, dass Sie da sind, Dr. Maxwell«, sagte sie lächelnd und drückte ihm die Hand. »Es freut mich wirklich sehr, dass Sie sich für mich Zeit nehmen.«
»Die Freude ist ganz meinerseits, Frau Senatorin«, antwortete Ben, während er ihr die Hand schüttelte.
Wo ist ihr berühmtes Megawatt-Lächeln? , fragte sich Ben, dem dieses warme Lächeln jedoch viel besser gefiel.
»Nennen Sie mich Kathleen«, sagte Neal, immer noch lächelnd. »Und ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, wenn ich Sie Ben nenne.«
»Ganz und gar nicht.«
»Möchten Sie etwas trinken, Ben? Einen Kaffee vielleicht?«
»Nein danke«, erwiderte Ben schnell. »Ich hatte draußen bereits einen.«
»Wunderbar. Dann sparen wir Zeit. Ich muss nämlich in zehn Minuten das nächste Interview geben, und ABC darf man nicht warten lassen. Sie haben doch sicher schon von Hands Against Terrorism gehört, Ben?«
»Das ist doch die Menschenkette, die übermorgen stattfinden soll.«
»Richtig. Ich hoffe, Sie sind auch dabei?«
»Ich habe es vor«, murmelte Ben, der nach dem Besuch des Stadions eigentlich mit Jack nach Hause fahren wollte.
»Das ist schön«, sagte Neal, immer noch lächelnd. »Wir müssen diesen Terroristen zeigen, dass wir keine
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