Killerwelle
wären Evakuierungen unausweichlich. Kurz nachdem die Pumpen unerklärlicherweise ihre Arbeit eingestellt hatten, wurde der allgemeine Notstand ausgerufen. Die Nationalgarde war bereits alarmiert worden.
Im Weißen Haus verfolgte der Präsident die Fernsehnachrichten mit stummem Entsetzen. Er wusste sehr wohl, dass er in der Lage war, diese Entwicklung zu beenden. Aber gleichzeitig dachte er voller Grauen daran, welchen Preis seine Nation dafür zahlen müsste. Dies war eine Entscheidung ähnlich der, die Abraham Lincoln seinerzeit hatte treffen müssen, als es darum gegangen war, einen Krieg zu beginnen – oder doch einzulenken. Oder sie war auch mit der Entscheidung Trumans vergleichbar, ob er die Atombombe einsetzen solle oder nicht. Es war eine Entscheidung, die zu treffen er, wie er fürchtete, nicht den Mut hatte.
Für Juan Cabrillo gab es ein solches Zögern nicht. Er kannte seine Wahl. Befürworten oder widersprechen – immer wenn das amerikanische Volk in einen Krieg eintrat, dann nur um für die Idee der persönlichen Freiheit zu kämpfen, sei es die eigene oder die einer anderen Nation. In diesem Fall hier war das nicht anders.
Jedes Mitglied der Mannschaft war mit Vorbereitungen beschäftigt, sobald der Plan abgesegnet worden war. Waffen wurden aus dem Waffenlager geholt und zusätzliche Ausrüstung aus den Magazinen. Um Ausrüstung und Personal zu transportieren, wurde ein Lastwagen bei einem Autoverleih im nahe gelegenen Nizza gemietet. Und im Schutz der Nacht schaffte Gomez mit dem Hubschrauber all das, was sie nicht problemlos durch die Zollkontrolle schleusen konnten, in ein leer stehendes Bauernhaus.
Das war die Stärke der Corporation – eine Strategie zu entwickeln und diese schnell und fehlerfrei in die Tat umzusetzen.
Das Angriffsteam war eine Viertelstunde vor Ablauf der von Cabrillo festgelegten eintägigen Vorbereitungsfrist in Stellung gegangen. Da er die Anzahl der Wächter nicht kannte, die Bahar zur Verfügung hatte, bot er eine Streitmacht auf, die nach Corporation-Standard ausgesprochen umfangreich war. Sie bestand aus ihm selbst, Linda, Eddie, Linc, MacD und Max sowie zwei weiteren Jagdhunden: Mike Trono und Jim O’Neill. Max würde sich nicht an den Kampfhandlungen beteiligen, es sei denn, es erwies sich als absolut nötig.
Mike, Jim und Linc, die besten Schützen des Teams, sollten einen Ablenkungsangriff inszenieren. Auf den Luftbildern, die Adams geschossen hatte, war deutlich zu erkennen, dass Bahar einen Betonbunker über dem Bergwerkseingang errichtet hatte, der dem Aussehen nach der kompletten Bombenladung einer B-52 standhalten konnte. Da sie wussten, dass sich Bahar darin sicher fühlen würde, waren sie überzeugt, dass er, sobald der Ablenkungsangriff startete, eher dort in Deckung gehen als die Flucht ergreifen würde. Was Bahar nicht wusste, war, dass die Corporation einen Hintereingang zu seinem befestigten Bunker kannte.
Die drei Männer wurden etwa anderthalb Kilometer von dem Punkt entfernt abgesetzt, wo die Zufahrtsstraße zum Bergwerk auf die Schnellstraße traf. Sie würden durch die Wälder marschieren müssen, um ihre Positionen aufzusuchen, und jeder der Männer schleppte fast fünfzig Pfund Munition für die Kaliber-.22-Mini-Gatling. Wie ihre großen Schwestern auf der Oregon besaß auch diese Waffe sechs rotierende Trommeln, die von einer Autobatterie angetrieben wurden. Was dieses System für Fußtruppen einigermaßen tragbar machte, war die Tatsache, dass die 30-grain-Überschallpatronen so leicht waren, dass sie einige tausend Schuss in jeden Einsatz mitnehmen konnten. Lincs Aufgabe bestand darin, mit seinem Kaliber-.50-Scharfschützengewehr dafür zu sorgen, dass keiner von den Wächtern an die Gatling heran kam.
Sie würden mit Hilfe von abhörsicheren – na ja, zumindest galten sie als abhörsicher – Funkgeräten mit Kehlkopfmikrofonen mit dem Rest der Truppe in ständigem Kontakt bleiben. Cabrillo bezweifelte zwar, dass der Quantencomputer auf Sprechfunkverkehr in seiner Nähe achtete, doch auf jeden Fall würden sie die Benutzung der Geräte auf ein Minimum beschränken.
Cabrillo blieb nach dem Passieren der Toreinfahrt zum Albatross-Bergwerk auf der Hauptschnellstraße. Die Querstreben des Tores waren mit Rost bedeckt und mit Graffiti verziert. Die Bergwerksanlagen befanden sich unterhalb der Straße, daher konnten sie das Gelände vom fahrenden Wagen aus nicht sehen.
Nach weiteren anderthalb Kilometern kamen sie zu einer Lücke
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