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Killerwelle

Titel: Killerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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und steinige Ufer überspülte.
    »Nach links oder rechts?«, wollte er von MacD wissen.
    Dieser überflog das Gelände in beiden Richtungen und eilte noch fast einhundert Meter weiter. »Meine Güte«, rief er.
    Die anderen folgten ihm im Laufschritt, und als sie Lawless erreichten, erkannten sie, was ihn aufgehalten hatte. Es war ein anderer Tempelkomplex, ganz ähnlich demjenigen, den sie nach Verlassen des Hauptstroms gefunden hatten. Nur war dieser hier auf dem gegenüberliegenden Felshang erbaut worden und klebte wie eine natürliche Formation am Fels. Er erinnerte Cabrillo an die Höhlenstadt Anasazi in Mesa Verde, Colorado, nur wies dieser mit seinen kunstvoll geschwungenen Dächern und runden, stufenförmigen Pagoden typische orientalische Bauformen auf. Ein Teil der Bauwerke musste im Laufe der Zeit eingestürzt sein, denn unterhalb der Gebäude, tief unten im Flusskanal, waren Berge von Mauerwerk zu erkennen, an denen die kunstvollen Verzierungen teilweise noch zu sehen waren. Inmitten des Schutts ruhten auch die Reste eines Wasserrads, das eine Mühle im Innern des Tempels angetrieben haben musste. Das meiste davon war verfallen, doch es waren noch immer genügend Bruchstücke seiner Metallstreben und -stützen vorhanden, um seine enormen Ausmaße zu erkennen.
    Nur wenig von dem Komplex überragte die Oberkante der gegenüberliegenden Schluchtwand, und das Wenige war mit Vegetation überwuchert, die aus Schling- und Kriechpflanzen bestand und sich über die gesamte Fassade verteilte. Die Erbauer des Tempels hatten ihn dergestalt konstruiert, dass er so gut wie unmöglich zu finden war.
    »Ich komme mir immer mehr wie in einem Lara-Croft-Szenario vor«, sagte Linda, während sie dieses bemerkenswerte Zeugnis erhabener Baukunst gebannt betrachtete.
    Sie wanderten am Rand des Canyons entlang und machten zwei weitere überraschende Funde. Der eine waren die Überreste eines Dorfes am diesseitigen Flussufer. Obwohl der Urwald das Gelände Stück für Stück wieder in Besitz genommen hatte, war zu erkennen, dass das Land gerodet, in Form von Reisfeldern unterteilt und mit Bewässerungsgräben durchzogen war. Außerdem standen dort die Ruinen einiger Dutzend verlassener Hütten. Einige waren nicht mehr als Haufen verfaulender Holzbalken, aber ein paar hielten sich immer noch auf wackligen Beinen mühsam aufrecht: wie altersschwache Frauen, die zu stolz waren, um sich zu einer wohlverdienten Rast niederzulassen. Die Menschen, die hier gewohnt hatten, mussten die Mönche versorgt haben, die im Tempel residierten.
    Der andere überraschende Fund war die Seilbrücke, die die knapp dreißig Meter breite Schlucht überspannte. Sie hing in der Mitte durch und sah aus, als warte sie nur auf den nächsten heftigen Windstoß, um endgültig in die Tiefe zu stürzen. Das Hauptseil hatte einen Umfang von mindestens dreißig Zentimetern. Zwei Führungsseile in Schulterhöhe sicherten es mit Leinen, die an die Kabel einer Hängebrücke erinnerten. Da sie dünner und damit eher dem Fäulnisprozess ausgesetzt waren, hingen sie traurig von der Haupttrosse herab.
    »Du denkst doch nicht ernsthaft daran, oder?«
    »Möglich wäre es«, beantwortete Juan Lindas unausgesprochene Frage.
    »Ich werde mich niemals da draufwagen«, sagte sie.
    »Ist es dir lieber, nach unten zu klettern, eine ausgewachsene Stromschnelle zu überqueren und auf der anderen Seite wieder hochzukraxeln?« Er wartete die Antwort nicht ab. »MacD, versuchen Sie herauszubekommen, ob Soleil oder ihr Partner diesen Weg genommen haben.«
    Lawless stand neben den Steinpfeilern, an denen die Brücke verankert war. Sie steckten in Löchern, die man in den Fels gemeißelt hatte, und waren wieder eingegraben worden, so dass jeder gut einen Meter aus dem Boden herausragte. Bronzekappen mit Drachenköpfen waren auf beide Pfeiler aufgesetzt worden. In einem offenen Drachenmaul klemmte ein Stück Stoff, das die gleiche Farbe hatte wie die Faser, die sie kurz vorher gefunden hatten.
    »Sie sind tatsächlich hier entlanggekommen«, sagte er und zeigte seinen Fund.
    »Juan«, rief Smith. Er hielt eine Patronenhülse hoch, die mit denen identisch war, die sie auf dem Lagerplatz gefunden hatten.
    Cabrillo betrachtete die wacklige Brücke mit wenig Begeisterung, dachte sich jedoch, dass sie, wenn andere Menschen sie früher überquert hatten, ihr Gewicht eigentlich tragen müsste. Er hängte sich sein Sturmgewehr über die Schulter, während er auf die Schlucht zuging. »Haltet

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