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Killerwelle

Titel: Killerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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die Augen offen«, sagte er und legte die Hände um die schulterhohen Führungsseile.
    Die Haupttrosse bestand aus geflochtenen Pflanzenfasern und war eisenhart, wohingegen sich die Führungsseile so glitschig anfühlten wie Schlingpflanzen im Zustand fortgeschrittener Fäulnis. Er machte den Fehler und blickte nach unten. Der Fluss schien zu kochen, messerscharfe Steine ragten aus dem schäumenden Wasser. Alles sah zerklüftet und höchst gefährlich aus. Wenn er in den Fluss stürzte, würde er sicher ertrinken, und ein Aufprall auf die Felsen musste ihn aufplatzen lassen wie eine reife Melone.
    Indem er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte und jeden Punkt prüfte, ehe er sein Gewicht darauf verlagerte, schob sich Cabrillo über die Schlucht hinaus. Das Toben des Flusses unter ihm kam ihm wie der Lärm einer Flugzeugturbine vor. Als er die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, drehte er sich um und schaute zu seinen Gefährten, die ihn gespannt beobachteten. Das Seil hatte so weit nachgegeben, dass er nur noch ihre Gesichter sehen konnte. Lindas Miene zeigte unverhüllte Angst, MacDs Interesse, und Smith wirkte nur gelangweilt.
    Die Seilkrümmung hinaufzuklettern erwies sich als schwieriger als der vorherige Weg abwärts, und einmal rutschte Juans Fuß vollkommen ab. Er klammerte sich an das Führungsseil, das unter der Spannung vibrierte. Er fand das Gleichgewicht wieder und zuckte bedauernd die Schultern. Dann schaffte er den Rest des Weges ohne weiteren Zwischenfall und atmete zutiefst erleichtert auf, als seine Füße wieder auf festem Boden standen.
    Linda kam als Nächste, bewegte sich dabei mit der Gelenkigkeit eines Affen, wobei ihr Elfengesicht eine starre Maske vollkommener Konzentration war. MacD folgte grinsend, als sei das Ganze ein unterhaltsames Spiel für ihn. Als er auf ihrer Seite ankam, schaute Cabrillo über die Schlucht und stellte fest, dass Smith verschwunden war.
    »Er sagte, er müsse mal austreten«, sagte Lawless und ging sofort zu dem überwucherten Tempeleingang. Er sah wie eine perfekte quadratische Höhle aus, und die Luft, die dort herauswehte, brachte den kalten Hauch der Erde mit sich.
    Smith tauchte auf der anderen Seite der Schlucht aus dem Dschungel auf und überquerte zügig die Brücke, während Juan ihn mit seiner REC7 deckte – für den Fall, dass irgendjemand hinter ihm erschien.
    »Alles klar?«, wollte Cabrillo wissen.
    » Oui. «
    »Hey, Leute!«, drang Lawless’ Stimme aus dem Tempel.
    Die drei begaben sich schnell ins Innere des Bauwerks. Es war nur einstöckig und völlig schmucklos. Lawless befand sich gerade auf halbem Weg zu einer Felsentreppe, die in die unteren Bereiche des Komplexes führte. Er war in die Hocke gegangen und beleuchtete mit einer Taschenlampe den Körper eines jungen Mannes.
    Er war blond, offenbar seit einigen Wochen unrasiert und mit einer robusten Cargo-Hose, einem langärmligen roten T-Shirt und Stiefeln bekleidet. Er wirkte völlig unversehrt. Wäre nicht seine Totenblässe gewesen, man hätte annehmen können, dass er sich lediglich ausruhte. MacD zog ihn behutsam nach vorn. Vier Schusswunden klafften in seinem Rücken. Sie waren nicht sofort tödlich gewesen, sonst hätte er sich nicht hinsetzen und auf diese Weise an die Wand lehnen können. Vielleicht hatte Soleil ihm aber auch nur einen letzten Freundschaftsdienst erwiesen.
    »Das ist Paul Bissonette«, sagte Smith. »Er war ein regelmäßiger Kletterpartner von Soleil.«
    » Via con Dios« ,murmelte MacD.
    »Was ist mit Soleil?«, fragte Linda.
    »Entweder ist sie weitergeflüchtet, oder sie ist da unten.« Cabrillo deutete auf die Treppe.
    Mit einem Taschenlampenstrahl als Vorhut und gezückten Pistolen, weil der Platz für einen möglichen Einsatz der Sturmgewehre nicht ausreichte, tasteten sich drei von ihnen vorsichtig die Treppe hinunter. Cabrillo hatte MacD als Wache am Tempeleingang zurückgelassen.
    Im Gegensatz zu den glatten Wänden in der obersten Kammer war die Treppe mit mythologischen Gestalten und geometrischen Mustern verziert. Als sie ihr Ende erreichten, befanden sie sich in einem weiteren fensterlosen Raum, der jedoch an drei Wänden über eine Steinbank und auf der freien Seite über einen offenen Kamin verfügte. Er war mit einem Mosaik aus tiefroten und leuchtend gelben Kacheln verziert, die während der Jahre nichts von ihrem Glanz und ihrer Leuchtkraft verloren hatten. Durch eine Türöffnung gelangte man zu einer weiteren Treppe. Dieser Raum besaß

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