Killing Beauties: Thriller (German Edition)
Schrank, in dem er seinen Whiskey aufbewahrte. Gestern hatte er sich volllaufen lassen und ein paar Stunden des Vergessens in seinem Rausch gefunden. Wenn er sich in der Vergangenheit betrunken hatte, hatte er versucht, Jennifer zu vergessen, wie sehr er sie geliebt hatte, wie sie gestorben war. Gestern Nacht dagegen hatte er Lindsay vergessen wollen.
Er öffnete den Schrank, griff hinein und zog die zu drei Vierteln leere Jack-Daniels-Flasche heraus. Er starrte den Whiskey an, um herauszufinden, wer er war … sein Freund oder sein Feind. Ein Freund, der den Schmerz in seinem Innern lindern konnte. Aber nur vorübergehend. Ein Feind, der ihm falsche Versprechungen machte.
Er stellte die Flasche auf den Tresen.
Er wollte einen Drink.
Nein, er brauchte einen Drink.
Vor einem halben Jahr hätte er nicht zweimal darüber nachgedacht, ob er seinen Kummer ertränken sollte. Zum Teufel, noch vor ein paar Wochen hätte er sich einfach betrunken und wäre eine Woche lang im Rausch geblieben. Aber das war bevor …
Bevor er festgestellt hatte, dass er sich selbst dafür hasste, Lindsay verletzt zu haben. Bevor er sich selbst eingestanden hatte, dass er nach fast vier Jahren, in denen er sich selbst und allen anderen gegenüber vollkommen gleichgültig gewesen war, plötzlich etwas für Lindsay McAllister empfand.
Er wollte nichts für sie empfinden, aber er konnte es nicht verhindern.
Judd ließ die Flasche Jack Daniels auf dem Tresen stehen.
Als er die Kaffeemaschine anstellte, zitterten seine Hände.
Er hatte vor sechs Monaten einen kalten Entzug geschafft. Er könnte es wieder.
Und dieses Mal für immer Schluss machen.
Er blieb neben der Maschine stehen und beobachtete, wie die schwarze Flüssigkeit in die Glaskanne tropfte. Während er blicklos vor sich hin starrte, begannen seine Gedanken zu wandern und führten ihn aus dem gegenwärtigen Augenblick heraus. Judd wehrte sich nicht gegen die unvermeidlichen Erinnerungen, die nach und nach die an seine Frau verdrängten.
Lindsay roch frisch und sauber, wie Seife und Babypuder. Ihr Geruch erfüllte ihn, durchströmte ihn, verlockte ihn auf eine Weise, wie es teurem Parfum nicht gelang. Chanel No. 5 oder ein anderer schwerer Duft erinnerten ihn an Jennifer.
Nichts an Lindsay erinnerte ihn an seine Frau. Mein Gott, hatte er diese Frau geliebt. Sie war aufregend, kokett, überschäumend und von einer üppigen Schönheit gewesen. Jeder Mann, der ihnen begegnet war, hatte ihn beneidet, hatte an seiner Stelle sein wollen. Welche Probleme auch immer in ihrer kurzen Ehe aufgetreten waren … sie hätten sie gelöst. Er hatte nie auch nur eine Minute lang daran gezweifelt, dass sie den Rest ihres Lebens zusammen verbringen würden, Kinder bekommen, zusammen alt werden würden.
Schmerz durchzuckte ihn, ein so heftiger Schmerz, dass er sich zusammenkrümmte und ihm die Tränen in die Augen traten. Es war Jahre her, dass er etwas so Intensives gespürt hatte.
Jenny … Jenny …
Als der Schmerz nachließ, richtete er sich wieder auf und blickte von der Kaffeemaschine zur Whiskeyflasche.
Verdammt sollst du sein, Lindsay McAllister. Verdammt dafür, dass du mich wieder etwas hast fühlen lassen.
Er griff nach der Flasche, öffnete sie, dann drehte er sie um und hielt sie über die Spüle, wo er die rötlich braune Flüssigkeit den Ausguss hinunterlaufen ließ. Anschließend schleuderte er die leere Flasche quer durch den Raum in den Mülleimer.
Während der Kaffee durchlief, warf Judd mit einem Knoten im Magen und zitternden Händen einen Blick in den Kühlschrank. Leer, abgesehen von ein paar verschimmelten Sachen, die irgendwann einmal genießbar gewesen sein mussten. Er durchwühlte die Speisekammer und stieß auf zwei Dosen mit Suppe und eine halbvolle Cracker-Schachtel. Vermutlich abgelaufen.
Suppe, Cracker und Kaffee heute Abend. Morgen früh würde er zum nächstgelegenen Geschäft fahren und Lebensmittel einkaufen. Und er würde Dr. Meng anrufen. Wenn er es nicht alleine schaffte, nüchtern zu bleiben, hätte er gerne einen Plan B. Er könnte ihre Hilfe gebrauchen.
LaShaes Augenlider flatterten. Obwohl sie sich träge fühlte, ihre Glieder schwer waren und ihr Kopf benebelt, gelang es ihr, die Augen zu öffnen. Das Zimmer war gedämpft erleuchtet und unheimlich still, abgesehen von der Musik. Instrumental. Die Melodie unbekannt. Klassik. Vielleicht Mozart.
Wo war sie? Zu Hause nicht.
Denk nach, LaShae. Versuch, dich zu erinnern.
Ich habe den
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