Killing Beauties: Thriller (German Edition)
gehört, sie sei eine sehr begabte Pianistin gewesen.«
»Ist dies Ihre erste Sitzung, Dr. Meng?«
Sie trat ein paar Schritte zurück, Richtung See, und hielt den Blick auf die leicht gewellte Oberfläche gerichtet, über die die sanfte Morgenbrise strich. »Wenn Sie das so möchten.«
Er schloss die Augen, um sie auszublenden, sich abzuschotten, versuchte, die Wahrheit zu umgehen. Warum er versucht war, ihr Angebot anzunehmen, wusste er nicht.
»Wie wär’s mit einem Versuch?«, fragte er.
»Das heißt?«
»Sie geben mir ein paar Ratschläge, und ich werde sehen, ob mir das gefällt.«
Sie lachte gutgelaunt. »Und wenn Ihnen mein Rat nicht gefällt?«
Er zuckte die Achseln. »Wir werden ja sehen.«
»Sehr gut. Ich rate Ihnen, jemand anders etwas Gutes zu tun.«
»Jemand Bestimmtem?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle.«
»Ich bin nicht besonders gut darin, gute Taten zu vollbringen.«
»Sie haben mich um meinen Rat gebeten. Ich habe ihn Ihnen gegeben. Es liegt an Ihnen, ob Sie ihn annehmen oder nicht.«
Er trat neben sie. »Verraten Sie mir etwas.«
»Ja?« Sie blickte weiterhin auf den See.
»Geht es Lindsay wirklich gut? Ich meine, nach dem, was zwischen uns vorgefallen ist, was ich ihr angetan habe, geht es ihr da gut?«
»Ich spreche nie über das, was mir meine Patienten anvertrauen.«
Bevor er ihre Absicht erkannte, hatte Yvette die Hand ausgestreckt und auf seinen Arm gelegt. Trotz der dicken Jacke spürte er die Wärme ihrer Berührung. Merkwürdig.
»Verständlich.«
»Es tut Ihnen leid, dass Sie sie verletzt haben«, sagte Yvette. »Sie machen sich Sorgen um sie. Sie …«
Judd machte sich von Yvette los und starrte sie an. »Haben Sie nicht gehört? Ich schere mich einen Scheißdreck um irgendetwas oder irgendjemanden, außer darum, den Mörder meiner Frau zu finden.«
»Sie belügen sich schon wieder selbst.«
Als er davonstapfte und tiefer in den Wald hineinging, rechnete er halb damit, dass sie ihm folgte.
Sie folgte ihm nicht.
Griff hatte an diesem Morgen verschlafen und trug noch seinen Morgenmantel, als Sanders an seine Schlafzimmertür klopfte.
»Ja, kommen Sie rein. Ich bin wach.«
Sanders trat ein, eine Isolierkanne mit Kaffee und eine einzelne Porzellantasse nebst Untertasse auf einem kleinen Silbertablett in den Händen. Er stellte das Tablett ab.
»Wie geht es Barbara Jean heute Morgen?«, erkundigte sich Griff.
»Es geht ihr den Umständen entsprechend gut«, erwiderte Sanders. »Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass der gestrige Tag vielleicht zu beschwerlich für sie gewesen wäre, aber ich habe erkannt, was für eine bemerkenswert starke Frau sie ist.«
»Sie bewundern sie.«
»Ja, Sir.«
»Und Sie mögen sie auch?«
»Sie ist eine liebenswerte Person.«
»Das ist sie.«
»Gibt es da noch etwas?«
»Hat es bei Barbara Jean etwas bewirkt, dass ich ihr von dem anderen Zeugen erzählt habe?«, fragte Griff.
»Es hat genau den gewünschten Effekt erzielt. Sie scheint ziemlich erleichtert darüber zu sein, dass noch eine andere Person den Behörden eine Beschreibung geben kann.«
»Ich würde es vorziehen, wenn sie nicht wüsste, dass die Beschreibung des anderen Zeugen nicht besser ist als ihre.«
»Ja, Sir. Ich verstehe.«
Sanders nickte, dann ging er zur Tür. Gerade als er den Flur erreichte, machte Judd vor Griffins Zimmer halt.
»Hast du eine Minute?«, fragte er ihn.
»Komm rein. Ich wollte gerade meine erste Tasse Kaffee trinken.« Griff saß auf dem Sofa in der Sitzecke, öffnete die Isolierkanne und goss sich die dampfende schwarze Flüssigkeit ein.
Judd kam zu ihm herüber und setzte sich in den Sessel zur Linken des Sofas. »Ich habe heute Morgen mit Dr. Meng gesprochen.«
»Hm …«
»Sie ist eine interessante Frau.«
Griff hob die Tasse an die Lippen und nahm einen Schluck. Köstlich. Er genoss diese erste Tasse Kaffee des Tages. Als Teenager hatte er Kaffee gehasst, und mit Anfang zwanzig hatte er Cola und Bier vorgezogen. Sanders hatte ihm beigebracht, den Kaffee zu schätzen, als das Getränk eine Rarität, eine Delikatesse für sie beide gewesen war.
»Ja, Yvette ist interessant, faszinierend, verführerisch.«
»Wo bist du ihr begegnet?«
»An einem fernen Ort, vor langer Zeit«, antwortete Griff und konzentrierte sich dann auf seinen Kaffee.
Judd knurrte. »Ich glaube, du weißt, dass das wie der Anfang eines Märchens klingt.«
»Glaub mir, es war kein Märchen.«
»Du hast sie getroffen, als du außer
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