Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
ein angebliches Safe House von al-Qaida in Nord-Waziristan geführt. Dem Angriff waren mehr als ein Dutzend arabische Männer zum Opfer gefallen, von denen mehrere als Doppelagenten für den pakistanischen Geheimdienst ISI gearbeitet hatten. Die Führung des ISI war empört über den Tod ihrer Agenten und beschwerte sich bei der CIA . Diese beschwerte sich wiederum beim Militär und machte Furlongs Spionageunternehmen für den Fehler verantwortlich.
Die CIA befand sich nun im offenen Krieg mit Furlong, und selbst seine Unterstützer konnten ihn nicht mehr schützen. Das Telegramm des Stationschefs löste eine Welle von Nachforschungen über seine Aktivitäten aus, und im Frühjahr 2010 sperrten ihm Sicherheitsoffiziere der Lackland Air Force Base in San Antonio den Zugang zu geheimen Computernetzen und verbannten ihn aus seinem Büro.
Damit hing er in der Luft: Er war keines Verbrechens angeklagt, aber er konnte sich auch nicht verteidigen, weil er keinen Zugriff mehr auf seine geheimen Unterlagen hatte. In der Folge verbrachte er fast die gesamte Zeit in seiner spärlich möblierten Eigentumswohnung in einem tristen Apartmentkomplex in San Antonio. Dort versuchte er, seine Verteidigung vorzubereiten, und verbarg sich vor den Fernsehjournalisten, die sich draußen auf der Straße versammelten, als die Existenz seiner Spionageoperation bekannt wurde.
Der Abschlussbericht des Pentagons gab Furlong fast die ganze Schuld. Er bezeichnete seine Spionageoperation als »unautorisiert« und beschuldigte ihn, führende amerikanische Kommandeure in die Irre geführt zu haben, was die Legalität der von ihm beauftragten Dienstleister betraf. Es gelang Furlong jedoch, jede strafrechtlich relevante Anklage zu vermeiden und sich geräuschlos aus dem Militärapparat zurückzuziehen.
Er hatte ganz gewiss einige Abkürzungen genommen, und seine Versuche, die üblichen bürokratischen Verfahren zu umgehen, hatten überall in der militärischen Befehlskette für Verwirrung gesorgt. Aber für ihn waren das kleine Fische, angesichts der Tatsache, dass amerikanische Soldaten starben und die CIA dem Militär nicht half, den Krieg in Afghanistan zu gewinnen. Seine Spionageoperation sei sehr wichtig gewesen, erklärte er später, »weil es um Menschenleben geht und die CIA ihre Informationen von ausländischen Geheimdiensten bezieht«.
Auch war Furlong kein allein agierender Desperado. Die ganze Episode war aus der Frustration eines amerikanischen Generals in Afghanistan erwachsen, der der CIA nicht traute und Michael Furlong aktiviert hatte. Wenn der Untersuchungsbericht des Pentagons zutraf und tatsächlich »niemand zwei und zwei zusammenzählte«, was Furlongs Aktivitäten betraf, dann weil niemand zwei und zwei zusammenzählen wollte.
»Meine Vorgesetzten wollten das alles«, sagte Furlong und nahm einen tiefen Zug an der fünften Zigarette im Laufe des langen Interviews. »Und ich sorgte dafür, dass es passierte.«
Der Vertrag mit Lockheed Martin, den Michael Furlong im Mai 2010 organisiert hatte, lief aus, und die Geldquellen für das Agentennetz, das Dewey Clarridge in Pakistan und Afghanistan aufgebaut hatte, versiegten. Clarridge war wütend, dass das Militär den Vertrag nicht verlängerte, und noch wütender, dass offenbar die CIA für die Einstellung der Operation verantwortlich war. Er hatte Hunderte von Geheimdienstberichten an Militärkommandeure in Afghanistan geschickt. Nun schrieb er in einer weiteren Botschaft am 15. Mai, dass er keine Berichte mehr schicken werde, »um etwa zweihundert lokale Mitarbeiter auf die Einstellung ihrer Arbeit vorzubereiten«.
Tatsächlich jedoch hatte er nicht die Absicht, sein Netz aufzulösen. Am folgenden Tag eröffnete er eine passwortgeschützte Website, in der die Offiziere weiterhin seine Berichte lesen konnten, und er nahm ein paar reiche Freunde in Anspruch, um sein Netzwerk finanziell über Wasser zu halten. Er gründete ein Unternehmen namens Eclipse Group als Tarnfirma für die Operation und stellte dieselben Geheimdienstberichte auf seine Website, die er früher an das Militär geschickt hatte. Unter anderem meldete er, dass der pakistanische ISI Bewaffnete ausbilde, um Angriffe in Afghanistan zu verüben, und dass pakistanische Agenten den Talibanführer Mullah Mohammed Omar unter Hausarrest hielten, um ihn als Chef eines Marionettenregimes in Südafghanistan einzusetzen, sobald die amerikanischen Soldaten das Land verlassen hätten. In einem anderen Bericht wurde
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