Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
spekuliert, Mullah Omar habe einen Herzanfall erlitten und sei von ISI -Agenten ins Krankenhaus gefahren worden.
Clarridge dachte sich immer exotischere Pläne aus, um diejenigen zu Fall zu bringen, die seiner Ansicht nach die amerikanischen Kriegsanstrengungen sabotierten. Zum Beispiel war er der festen Überzeugung, dass der afghanische Präsident Hamid Karzai im verzweifelten Versuch, in Kabul an der Macht zu bleiben, die Amerikaner verriet und heimlich mit dem Iran verhandelte, und er wollte den Untergang dieses Verräters herbeiführen, indem er belastbare Beweise für das alte Gerücht auftrieb, dass der afghanische Präsident heroinsüchtig sei.
Der Plan hätte direkt aus einem alten CIA -Drehbuch für schmutzige Tricks stammen können: Clarridge wollte einen Agenten in den Präsidentenpalast schmuggeln, der Barthaare von Karzai beschaffte, sie auf Drogen testen und den amerikanischen Kommandeuren in Kabul das Ergebnis liefern. Die hätten Karzai dann mit dem Nachweis seiner Sucht konfrontieren und ihn so zu einem formbaren Verbündeten machen sollen. Clarridge gab den Plan auf, als die Obama-Administration signalisierte, dass sie die Regierung Karzai stützen und den afghanischen Präsidenten nicht entmachten wolle.
Selbst als die Existenz von Clarridges privater Spionagetruppe bekannt wurde und Vertreter des Militärs Bedenken hatten, sich weiterhin auf deren Informationen zu stützen, fand er noch Möglichkeiten, seine Nachrichten an die Öffentlichkeit zu bringen. Seine Freunde schickten die Berichte an militärfreundliche Schriftsteller wie Brad Thor, einen erfolgreichen Autor von Spionageromanen, und gaben einen Teil der Informationen als Blogposts heraus. Clarridge versorgte sogar Oliver North mit Informationen, seinen alten Gefährten aus der Zeit der Iran-Contra-Affäre, der inzwischen als Moderator und Kommentator für Fox News arbeitete.
Es war genau wie früher: Dewey und Ollie machten die Arbeit, für die nach ihrer Ansicht niemand sonst den Mumm hatte.
12
D IE S CHNEIDE DES S KALPEL LS
»Wir sagen weiterhin, dass die Bomben von uns sind und nicht von Ihnen.«
Präsident Ali Abdullah Saleh
Das Treffen war für eine Kapitulation anberaumt, für eine eigens auf den heiligen Fastenmonat Ramadan gelegte symbolische Geste des Friedens. Der stellvertretende saudische Innenminister Prinz Mohammed Bin Naif hatte sogar seinen Privatjet geschickt, der den jungen Mann abholte und nach Dschidda brachte, in die zweitgrößte Stadt Saudi-Arabiens, die sich an der Küste des Roten Meers erstreckt. Dort empfing der Prinz, wie es im Ramadan Tradition ist, Gäste in seinem Palast, und er gab seinen Beratern den Befehl, Abdullah al-Asiri ohne die üblichen Sicherheitsmaßnahmen durchzulassen und ihn beim Betreten des Palasts nicht zu durchsuchen.
Al-Asiri hatte einige Tage zuvor mit Prinz Mohammed, einem Mitglied der saudischen Königsfamilie, Kontakt aufgenommen und erklärt, dass er sich dem saudi-arabischen Geheimdienst ergeben wolle und die Absicht habe, Informationen über die Gruppe zu liefern, der er sich zwei Jahre zuvor angeschlossen hatte. Es handelte sich um einen Ableger von Osama Bin Ladens Terrornetzwerk, der sich erst kürzlich den neuen Namen al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel ( AQAP ) gegeben hatte. Für die AQAP war Prinz Mohammed eine Hassfigur, weil er den sunnitischen Extremismus nicht allein in Saudi-Arabien, sondern auch im Jemen, seinem armen südlichen Nachbarland, zerschlagen wollte. Im Jahr 2003 , als die Kämpfer im Jemen eine 20-monatige Terrorkampagne starteten, bei der sie Bombenanschläge auf Regierungsgebäude, Ölanlagen und Wohnkomplexe von Ausländern verübten und Westler köpften, hatte Bin Naif mit extremer Härte reagiert und Tausende Verdächtige festnehmen und foltern lassen. Außerdem hatte er Informanten in Moscheen postiert, wenn er vermutete, dass diese von den Extremisten unterwandert waren.
Sein hartes Vorgehen gegen al-Qaida hatte ihm die Freundschaft der Regierung Bush eingetragen, und im Sommer 2009 betrachtete auch der neue amerikanische Präsident den Prinzen bereits als unverzichtbaren Verbündeten. Bin Naif empfing regelmäßig wichtige Persönlichkeiten aus Washington. Zum Beispiel stattete ihm im Mai 2009 Richard Holbrooke einen Besuch ab, der erfahrene Diplomat, den Obama damit beauftragt hatte, ein annehmbares Ende für den Krieg in Afghanistan auszuhandeln. Als jedoch Holbrooke in Riad mit dem Prinzen sprach, um die Hilfe des saudischen
Weitere Kostenlose Bücher