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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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Moral im CTC auswirken werde. Die Warnung war mit einer versteckten Drohung verknüpft: Panetta riskierte, die Unterstützung der geheimen Mitarbeiter seiner Organisationen für immer zu verlieren, noch bevor er herausgefunden hatte, wie er von seinem Büro in die Cafeteria gelangte. Er hatte lange genug im Washington gearbeitet, um zu verstehen, was er da hörte. Er lief Gefahr, ein zweiter John Deutch oder Porter Goss zu werden, ein Mann, der sich mit dem Directorate of Operations anlegte und danach feststellen musste, dass seine Amtszeit bei der CIA hässlich, brutal und kurz wurde. Panetta hatte begriffen.
    Er war gerade auf seiner ersten Auslandsreise als CIA -Direktor, als er erfuhr, dass das Weiße Haus wegen eines Gerichtsurteils die Geheimhaltung der Memoranden aufheben und sie zur Veröffentlichung freigeben wollte. Die American Civil Liberties Union hatte unter Berufung auf den Freedom of Information Act gegen die Geheimhaltung der Memoranden geklagt, und ein Bundesrichter hatte zu ihren Gunsten entschieden. Panetta rief sofort Obamas Stabschef Rahm Emanuel an und drängte ihn, die Freigabe zu verschieben. Die beiden Männer kannten sich noch aus der Clinton-Regierung, und es war Emanuel gewesen, der auf Panettas Ernennung zum CIA -Direktor gedrängt hatte. Emanuel entsprach Panettas Bitte, und beide kämpften in den folgenden Wochen mit aller Macht gegen die Veröffentlichung. Es war schon seltsam, ja geradezu surreal: Ein Mann, der die CIA öffentlich beschuldigt hatte, das amerikanische Gesetz zu brechen, indem sie Foltermethoden anwandte, setzte sich nun leidenschaftlich dafür ein, dass genau diese Taten geheim blieben.
    Am Ende verlor Panetta den Kampf, und Obama ordnete die Freigabe der Memos an. Doch fiel das für den CIA -Direktor kaum noch ins Gewicht. Indem er erreichte, dass das Problem im Weißen Haus wenigstens diskutiert wurde, hatte er der gesamten Belegschaft der CIA bewiesen, dass sein Wort in der neuen Regierung Gewicht hatte. Wichtiger noch, er war für ein Anliegen in den Ring gestiegen, das dem Clandestine Service sehr wichtig war. Damit hatte er nach Ansicht vieler CIA -Mitarbeiter gezeigt, dass er zur Mannschaft gehörte.
    Ganz anders verhielt es sich mit Admiral Dennis Blair, der, wenigstens auf dem Papier, Leon Panettas Vorgesetzter war. Er hatte schon unter der Regierung Clinton als Verbindungsoffizier zum Pentagon bei der CIA gedient. Danach hatte er bei der Navy eine glanzvolle Karriere hingelegt und seine aktive militärische Laufbahn als Viersterneadmiral und Kommandeur des U.S. Pacific Command beendet. In dieser Funktion war er für mehr als ein Drittel der Erdoberfläche zuständig gewesen, und seine Befehle waren von Soldaten in einem Gebiet von Hunderttausenden von Quadratkilometern befolgt worden. Nach seiner Pensionierung als Offizier hatte er ein ziviles Amt übernommen, das auch vier Jahre nachdem die Regierung Bush es geschaffen hatte, noch nicht klar definiert gewesen war. Der Posten des Director of National Intelligence war auf Druck des Kongresses und der Untersuchungskommission zum 11. September geschaffen worden, um zu demonstrieren, dass man aus den Fehlern der Nachrichtendienste vor dem 11. September und dem Irakkrieg etwas gelernt hatte. Manche hatten sich vorgestellt, dass die Oberaufsicht über eine widerspenstige Ansammlung von Geheimdiensten, die in verschiedenen Ministerien angesiedelt waren, mit großer Macht verbunden sein würde. Aber Donald Rumsfelds Verbündete im Kongress hatten das neue Amt erfolgreich kastriert. Deshalb verfügte das Pentagon nach wie vor über den Löwenanteil des Geheimdiensthaushalts, und Pentagon und CIA hatten durch geschickte bürokratische Winkelzüge dafür gesorgt, dass Blair, als er den Posten Anfang 2009 übernahm, kaum mehr als eine Galionsfigur war.
    Zusätzlich verschlimmert wurde die Sache dadurch, dass Blair, wie er sofort erkannte, in der festgefügten Gruppe von Obamas Beratern ein Außenseiter war. Fast alle hatten schon während Obamas aufreibendem Wahlkampf mit dem Präsidenten zusammengearbeitet, weshalb Blair sie einmal abfällig als »Long Marchers« bezeichnete – eine Anspielung auf den mehrere Tausend Kilometer langen Rückzug der chinesischen Kommunisten im Jahr 1934 , der als »Langer Marsch« in die Geschichte eingegangen ist. Blairs Befürchtungen in Bezug auf seine Rolle bestätigten sich schon kurz nach seinem Amtsantritt bei einer Meinungsverschiedenheit mit Panetta. Blair forderte als DNI das

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